Ich ordne inzwischen die Linzenzvergabe an private TV-Sender als ähnlichen Fehler ein wie die umfangreiche Privatisierung des Energie, Transport- und Gesundheitswesens.
Na sicher ist das so, und das ist noch nicht mal was Neues, das Problem ist bekannt seit es Medien gibt.
Heute weiss kaum noch einer, warum die ÖR-Medien überhaupt eingeführt wurden, obwohl man das im Web innerhalb von Sekunden erfragen kann.
Es gab damals eine Vielzahl von Medien, teils staatlich, teils privat, von denen kein einziges Unternehmen gross genug war um genug Kunden anzulocken von deren Beiträgen sie ein gescheites Programm hätten auf die Beine stellen können und Werbung war damals auch noch nicht so weit verbreitet wie heute.
Den Konsumenten war das alles viel zu blöd, 2 Dutzend Verträge mit 2 Dutzend Unternehmen, 2 Dutzend Monatsbeiträge und das nur um 1x pro Woche und pro Unternehmen irgendwas Interessantes zu sehen, lesen oder hören.
Am Ende ist den Betreibern aufgefallen, dass sie ALLE am Rande der Pleite waren und es keine Aussicht auf Besserung gab, im Gegenteil, es wurden immer mehr Medienunternehmen, immer mehr Konsumenten haben abgewinkt und die Einnahmen pro Unternehmen wurden immer kleiner.
An der Stelle haben sie sich zusammen gesetzt und beratschlagt was sie tun können um ihre Branche vor der Pleite zu retten und dabei ist rausgekommen, dass wenn man alle Medienunternehmen unter einer einzigen Organisation zusammenfasst, deren Kunden nur einen einzigen Beitrag bezahlen und dafür auf die Angebote aller Anbieter zugreifen können, das Ganze dann deutlich viel attraktiver für die Konsumenten ist und auch wenn die Unternehmen sich dann die Beiträge der Konsumenten teilen müssen, bekommt jedes einzelne Unternehmen trotzdem mehr Geld raus, einfach weil es drastisch viel mehr zahlende Kunden gibt.
Selbstverfreilich konnten sich die Unternehmen nicht einig werden unter wessen Führung das Ganze laufen sollte, insbesondere zwischen staatlichen und privaten Unternehmen wurde man sich nicht einig, weil die halt genau gegensätzliche Propaganda machen wollten.
Am Ende wurde man sich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner einig und es wurde beschlossen, dass dieser Zusammenschluss vieler Medien vollkommen unabhängig vom Einfluss der Inhaber einzelner Unternehmen sein muss, unabhängig von den Interessen der Reichen und auch unabhängig vom Staat.
Dabei kam 1950 die ARD (das ist nun mal die Abkürzung für "Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland") raus, deren Aufgaben später im Rundfunk-Staatsvertrag festgeschrieben wurden, der (mit kleinen Änderungen und Ergänzungen) bis heute gütig ist.
Noch viel selbstverfreilicher gab es aber von Anfang an reiche Leute denen diese Unabhängigkeit der ÖR-Medien nicht passte, weil die viel lieber weiter ihre eigene Propaganda verbreiten wollten, auch wenn es dabei so viele Medien geben sollte, dass die alle keine Gewinne machen.
Diese Leute haben direkt ab 1950 mit allen Mitteln dafür gekämpft neben den ÖR auch private Medien zu erlauben und sind irgendwann zu ihrem Ziel gekommen.
Die Folge davon ist, dass wir heute wieder eine Unmenge Medien haben, Netflix, Sky, Disney+, Paramount+, usw., usw., usw., von denen die Meisten hart am Rande der Pleite navigieren und viele sogar schon Pleite gegangen sind, weil die Konsumenten heute genauso wenig wie früher Bock darauf haben Abos bei 2 Dutzend verschiedenen Anbietern parallel abzuschliessen.
Im Prinzip also alles genau wie vor 1950, wir sind sogar schon wieder an dem Punkt an dem sich die Medienunternehmen zusammen setzen und beratschlagen was sie tun können.
Der Unterschied zu früher ist nur, dass es die ÖR-Medien schon gibt und die Privaten da nicht einsteigen wollen, weswegen die Privaten sich jetzt zu Zweckgemeinschaften zusammenschliessen und auch noch Partnerschaften mit ganz anderen Branchen eingehen, z.B. gibt es hier in Italien einen Glasfaser-Anschluss von Fastweb und ein Abo bei Sky im Paket zu kaufen (wo das Paket weniger kostet als die beiden Teile einzeln), beim Sky-Abo ist dann ein Abo für Paramount+ inklusive, ein Netflix-Abo bekommt man bei einigen Strom- und Gasanbietern als Zugabe, usw., usw.