Seit Napoleon wissen wir doch, das Großbritannien immense Probleme hat, wenn es sich vom Kontinent abschottet. Kleingeistiges "Rule Britannia" mag zwar an den Wahlurnen funktionieren, aber leider auch nicht wirklich weiter. Farage selbst räumte ja noch nicht mal wenige Stunden nach der Wahl ein, das die "Leave"-Kampagne auf einigen Fehlern beruht, u. a. werden nun eben nicht die 350 Mio. Pfund des Mitgliedsbeitrags der EU in die Gesundheits- und Sozialsysteme fließen. Das ist zwar "Bauernfängerei" in Reinkultur - aber seien wir ehrlich, im 21. Jahrhundert sollte der mündige Bürger sich seine Meinungen außerhalb von Stammtisch und Gehirntod bilden. Alles andere ist eigentlich nur in der Kategorie "Shit happens" zu verbuchen.
Die Gefahren für Europa, pardon, die EU, sind aber auch gleichzeitig ihre Chancen daran zu wachsen. Der Bremser Großbritannien entfällt, damit auch viele Sonderwürstchen, die wir in den letzten Jahrzehnten zu Gunsten dieser Nation haben schlucken müssen. Die EU kann nun einheitlicher werden, mehr an einem Strang ziehen. Notwendige Reformen, die bisher fleißig blockiert wurden (ausgerechnet von der Nation die nun ausscheidet), können angegangen werden. Es gibt viele Themen die wir in der EU noch angehen und verbessern müssen. Da ist zum einen die militärische Zusammenarbeit der EU-Staaten außerhalb der NATO. Grenzsicherung, Wirtschaftsräume mit Afrika weiter ausbauen, Flüchtlingsströme müssen nun mal angegangen und für humane, menschengerechte Lösungen gesorgt werden.
Auch nicht zu verkennen, die EU muss nun damit anfangen, im Grenzbereich bei Anrainer-Staaten für Stabilität und Frieden zu sorgen. Alle wenden den Kopf nach Syrien (wo USA, Großbritannien und Rußland wüten), dabei haben wir noch Konflikte im Balkan oder in der Ukraine. und, und, und....
Nein, die Arbeit für die EU geht garantiert nicht aus, nur weil ein Brexit erfolgt ist und eine gut reformierte EU kann das Ergebnis sein. Ob sich die LEAVE-Anhänger also wirklich selbst einen großen Gefallen getan haben, bleibt wohl eher abzuwarten.