Die Eskalations-Rolltreppe rollt immer weiter
Die Tinte unter dem Theater der Panzer-Saga ist kaum trocken, da werden schon die nächsten Fässer aufgemacht, und dazu nutzt man auch eine gute Portion Realismus, nämlich, dass die Panzer gar nichts am Kriegsverlauf ändern können und zudem auch auf der eitachse des Konfliktes eh zu spät eingreifen werden können.
Zelensky fordert wie gehabt weiter, jetzt - neben Geld - Kampfjets und Langstreckenraketen, und das Thema Kampfjets wird in den Westmedien auch sofort aufgegriffen.
Ein kleiner Überblick über den angloamerikanischen Blätterwald vom Wochenende mit meinen unvermeidlichen Kommentaren dazu, aufgrund des Umfangs in 2 Teilen:
NY TIMES (USA)
Panzer allein werden das Blatt im Krieg in der Ukraine nicht wenden
Trotz all des Trubels um die modernen Kampfpanzer, die die Ukraine diese Woche vom Westen erhalten hat, werden sie nicht die Wunderwaffe sein, mit der Kiew den Krieg gewinnen kann. Stattdessen wird das US-Militär wieder einmal versuchen, eine Armee nach seinem Bilde zu formen, um der Ukraine die besten Chancen zu geben, die verschanzte russische Verteidigung zu durchbrechen. (...)
Um sicherzustellen, dass die ukrainische Armee in der Lage ist, solche Manöver durchzuführen, muss die amerikanische und europäische Ausbildung verstärkt werden. (...)
Es bleibt abzuwarten, wie realistisch es für das Pentagon ist, die Ukrainer in kurzer Zeit in den komplexen Abläufen des Manöverkriegs mit kombinierten Waffen auszubilden. Selbst in Friedenszeiten dauert es eine Weile, bis amerikanische Einheiten solche Operationen beherrschen, und das, obwohl sie den Luxus ausgedehnter Übungsgebiete und tiefgreifender institutioneller Kenntnisse haben. (...)
Tanks Alone Won’t Turn the Tide of the War in Ukraine | https://www.nytimes.com/2023/01/27/us/politics/tanks-ukraine.html
Dieses mehr oder weniger unlösbare Problem, dass das Ukro-Militär den Umgang mit Waffensystemen westlicher Bauart gar nicht drauf hat, hatte ich schon vor Wochen, als das ganze Panzergeschwafel anfing, angesprochen - nicht weil ich so clever bin natürlich, sondern weil es seriöse Analysten gibt, die unabhängig sind und die Dinge so benennen, wie sie sind.
Das gilt selbstverständlich umso mehr für die erweiterte Koordinierung des "combined warfare", also kombinierte Kriegsführung, dem Zusammenspiel mehrerer schwerer Waffengattungen.
POLITICO (USA)
Im Pentagon wird die Entsendung von F-16-Kampfflugzeugen in die Ukraine vorangetrieben
Kiew hat in den letzten Tagen erneut um moderne Kampfflugzeuge gebeten, nachdem die USA und Deutschland die Lieferung von Panzern genehmigt hatten.
Die Beamten sind besorgt, dass der Ukraine die Raketen zum Schutz ihres Luftraums ausgehen. Sobald das Arsenal des Landes erschöpft ist, können Russlands fortschrittliche Kampfjets anrücken und Kiew wird nicht mehr mithalten können.
Moderne Kampfjets könnten eine Lösung für dieses Problem sein, argumentiert eine Gruppe von Militärs im Pentagon und anderswo. Die F-16 tragen Luft-Luft-Raketen, die ankommende Raketen und Drohnen abschießen können. Und im Gegensatz zu den Patriots und den National Advanced Surface-to-Air Missile Systems, die der Westen derzeit schickt, können Kampfjets sich schnell in einem Gebiet bewegen, um verschiedene Ziele zu schützen.(...)
Die F-16 sind jedoch komplexe Systeme, die auch eine umfangreiche Infrastruktur und hochqualifizierte Techniker für den Betrieb und die Wartung erfordern. Die Ausbildung ukrainischer Wartungsfachkräfte würde wahrscheinlich länger dauern als die Ausbildung der Piloten, und die USA müssten möglicherweise Auftragnehmer beauftragen, einen Teil dieser Ausbildung zu übernehmen.
At the Pentagon, push to send F-16s to Ukraine picks up steam - POLITICO | https://www.politico.com/amp/news/2023/01/28/pentagon-send-f-16s-ukraine-00080045
Sorgen über Erschöpfung des ukrainischen Raketenvorrats ?
Wie kommt's, die Ukraine gewinnt doch...und überall bekommt man doch zu hören, den Russen ginge ihr Material aus...
Training für unbekannte Kampfjets nötig ? Training für das Wartungspersonal der Kampfjets ?
War da nicht schon was mit fehlender Ausbildung bei Panzern und Patriot-Systemen ?
Vielleicht sollte mal ein westlicher Politiker, der sich noch für glaubwürdig befindet, bei Putin anrufen und verhandlungen über ein "Minsk3" vorschlagen, damit man eine neue ukrainische Armee aufbauen kann...falls es einen gibt !
THE SUN (GB)
Armee arbeitet Notfallplan aus, um Putins Hände von streng geheimen britischen Panzern fernzuhalten, falls Panzer in der Ukraine beschädigt werden
Großbritannien war weltweit führend, als es der Ukraine 14 Challenger 2 zusagte - doch aus Verteidigungskreisen verlautete, es wäre ein Alptraum, wenn eine von Wladimir Putins Invasoren erbeutet würde.
Die Russen werden verzweifelt versuchen, eine Challenger 2 zu töten oder zu kapern, zum einen für ihre Propaganda, zum anderen aber auch, um an ihre Geheimnisse zu gelangen.
Im schlimmsten Fall wird ein Panzer zerstört, wenn die Linien zusammenbrechen und die eigenen Truppen auf dem Rückzug sind.
Der erste Schritt ist die Ausbildung und die Zusammenarbeit mit den Einsatzplanern, um sicherzustellen, dass die Challenger nicht in Szenarien eingesetzt werden, in denen ein Einsturz eine realistische Möglichkeit darstellt.
Der zweite Schritt besteht darin, auf taktischer Ebene sicherzustellen, dass die Ukrainer darin geschult sind, einen Panzer unter Beschuss zu bergen.
Zu den anderen extremen Optionen, die in Erwägung gezogen werden, gehört der Einsatz privater Militärfirmen, die für die Bergung beschädigter Panzer bereitstehen.
Army working out plans to keep Putin's hands off secret British armour | https://www.thesun.co.uk/news/21191872/army-emergency-secret-british-armour-tanks-war-ukraine/amp/
Kann man das noch ernst nehmen ?
Entweder man schickt die Panzer in den Kampf, oder man lässt sie im Museum...
Der Gedanke, die Ukrainer noch zusätzlich auszubilden, dass man beschädigte, womöglich sogar fahruntüchtige Panzer vom Schlachtfeld schnell abtransportiert, dammit die Russen keinen erbeuten, ist mal wieder ein Sketch aus der Clownworld.
...als hätten die Ukrainer keine anderen Sorgen !
Ich würde mich nicht wundern, wenn schlussendlich nie ein Challenger in der Ukraine auftaucht, aber das britische Vorpreschen hat natürlich gut Deutschland unter Druck gesetzt - das war wohl Sinn und Zweck der Übung, die nachhaltige Zerstörung einer jeglichen Beziehung zwischen Russland und Deutschland auf Jahrzehnte hinaus.