Ein Augenzeuge berichtete:
Ich befand mich vor Ort. Die Demonstration vor dem Kreistagsgebäude verlief friedlich und angemessen. Teilnehmer waren etwa 700 normale Menschen aus der Bevölkerung: Besorgte Väter und Mütter, Handwerker, ältere Herrschaften usw. Es wurden keine fremdenfeindlichen oder Haß- Parolen gerufen, sondern nur "Wir wollen das nicht!" oder "Upahl sagt Nein!" Etwas Hektik trat ein, als einige Leute gegen die Glastür des Gebäudes geklopft haben, wieder unter dem Ruf: "Wir wollen das nicht." Da wurde die Polizei natürlich aktiv. Irgendwo wurde auch ein Böller gezündet, aber nicht im Saal, wie eine Falschmeldung lautete.
Der wirkliche Angriff auf die Demokratie spielte sich im Kreistag ab: Die AfD-Fraktion hatte einen Dringlichkeitsantrag eingereicht, der bewirkt hätte, daß eine bis dahin nicht geführte grundsätzliche Debatte über die Entscheidung, ein Notaufnahmelager in Upahl zu errichten, im öffentlichen Teil der Sitzung geführt wird. Der Kreistagspräsident (CDU) setzte durch, daß nicht, wie üblich, zunächst über die Dringlichkeit abgestimmt wurde, sondern sogleich über einen modifizierten Antrag eines CDU-Parteifreundes, der die Verhandlung des Antragsinhalts dann gleich in den nichtöffentlichen Teil befördern sollte.
Folge war, daß die von der AfD geforderte freie, demokratische und ergebnisoffene Debatte über die Notunterkunft in Upahl unter den Augen der Öffentlichkeit nicht stattfinden konnte, weil alles im nichtöffentlichen Teil stattfand. Dafür wurden Presse und Gäste rausgeschickt, die Fensterrollos sorgfältig herabgelassen und alle Türen geschlossen, die Livestreamübertragung gekappt und eine Kontrollperson noch extra hinter eine Stellwand ausgesandt, damit dort auch ja keiner lauscht.
Die politisch Verantwortlichen haben von Vornherein ohne Not eine für den Landkreis, seine wirtschaftliche Entwicklung, Infrastruktur und den sozialen Frieden wichtige Debatte und Abstimmung im Verborgenen vornehmen wollen und auch so vorgenommen."
Ende Augenzeugenbericht
