Wieso sollte die Grundversorgung von Wasser und Energie, und manch andere Leistung besser in der Hand eines bürokratisch und keineswegs nach wirtschaftlicher Effizienz ausgerichteten Staates liegen, als dem unternehmerischen Leistungswettbewerb unterliegen? Es gibt genug Beispiele für staatliche Fehl- und Mißwirtschaften auf Kosten des Steuerzahlers und die Preise in die Höhe treibende staatliche Überregulierungen...
Das hatte ich in Beitrag #155/#169 beschrieben.
https://www.politik-sind-wir.net/showthread.php/55489-Wagenknecht-l%C3%B6st-Merkel-als-beliebteste-Politikerin-ab?p=1359377&viewfull=1#post1359377
https://www.politik-sind-wir.net/showthread.php/55489-Wagenknecht-l%C3%B6st-Merkel-als-beliebteste-Politikerin-ab?p=1359426&viewfull=1#post1359426
Ich kann deine Gedankengänge verstehen. Diese Argumente (aus dem Privat-Sektor!), der Staat sei bürokratisch und unwirtschaftlich und wäre besser im Leistungswettbewerb aufgehoben, kamen vermehrt in den 90er-Jahren auf und am Anfang glaubte ich ihnen.
Es ist voll in die Hose gegangen.
Die Kosten unter der privaten Führung sind stark angestiegen bei gleichzeitiger Entlassung von 80% der produktiv Leistenden und einer damit zwangsmäßig verbundenen Qualitätsminderung, die ihresgleichen sucht - ich sehe es seit vielen Jahren täglich. Den Reibach stecken sich einige Wenige ein und NUR DARUM GING ES bei der Argumentation.
Es geht den Privat-Investoren um die Melkung der "Öffentlichen Hand". Die Bürokratie ist im Leistungswettbewerb nicht weniger und wirtschaftliche Effizienz ist ein Schlagwort gewesen für Entlassungen im großen Stil, um den Profit massiv zu steigern.
Der Bürger hatte nur Nachteile. Es gibt keinen Bereich, in dem sich irgendetwas verbessert hätte, wenn er privat übernommen wird:
* Grünflächenpflege: grauenhaft (+ massive Entlassungen).
* Müllabfuhr: deutlich teurer.
* Qualität der Wasserversorgung: Wird jetzt von Laien überprüft und strotzt vor Fehlern.
* Schulen (PPP): verrotten.
* Gesundheitssektor: die Entwicklung kennst du.
* Energie: "Kostet ja nur ein Eis mehr im Monat".
* ect.
Es gab in den 70ern eine Ansicht, die lautete: Im öffentlichen Bereich verdient man deutlich weniger als im privaten Wirtschaftssektor. Der Vorteil dafür ist der bessere Kündigungsschutz. Auch das wurde auf Verlangen der Investoren abgeschossen.
Im Regelfall ist die Privatisierung teurer und von anschließend schlechterer Qualität, Leistungswettbewerb hin oder her, also das Gegenteil von dem, was die Privaten versprechen - tausendmal erlebt. Die wirtschaftliche Effizienz beschränkt sich auf die Entlassung eines Großteils der ehemaligen Mitarbeiter und krasse Einsparung bei der Aus- und Weiterbildung. Das Ergebnis kennen wir (siehe Liste oben, die sich weiterführen ließe). Die Differenz bei den Kosten wird als Gewinn eingestrichen, mit einer kräftigen Schüppe drauf - billiger werden darf ja nichts. Das nennst du dann Leistungswettbewerb oder wirtschaftliche Effizienz.
Mehr Mitarbeiter im öffentlichen Bereich haben vor der Privatisierung weniger gekostet, als das, was sich die Investoren inclusive ihrem Gewinn gönnen und das bei besserer Qualität und einem Vielfachen an geleisteter Arbeit, die jetzt einfach liegen bleibt.
Ich bin aber nicht der Einzige, der die Fehlentwicklung erkennt, wie auch das krankhafte Outsourcing, das auch teurer ist, als eigene Mitarbeiter (die ersten stellen wieder eigene ein, wegen der hohen Kosten und der großen Unzufridenheit).
Die Gründe aus meinen o.g. Beiträgen kommen hinzu.
...Der Staat sollte grundsätzlich nur die Rahmenbedingungen festlegen, Monopolbildungen kontrollieren und ansonsten dafür Sorge tragen, dass sich ein transparenter und störungsfreier Wettbewerb bildet. Und im übrigen natürlich auch den schwächeren Mitgliedern einer Gesellschaft die notwendige Hilfe zu Selbsthilfe zukommen lassen.
Wenn heute viele Dinge aus dem Ruder laufen, dann liegt dies insbesondere an politischen Fehlentwicklungen und internationalen Absprachen (Bsp. Zuwanderungsproblematik, Nullzinsverordnung, inflationäre Kapitalvermehrung aufgrund einer verfehlten Eurorettung u.v.m.)
Ja, und die größte politische Fehlentwicklung war die Entscheidung, alles zu privatisieren. Deshalb funktioniert auch nichts mehr vernünftig.
Leider darf ich keine Details veröffentlichen. Die letzte von mir mitbekommene und völlig überflüssige Privatisierung in meinem Bereich kostet den Steuerzahler jährlich einen Betrag im hohen sechsstelligen Bereich. Selbst die Korruption früher war dagegen Peanuts.
Bei dem Wort Privat-Investor geht bei mir der Hut hoch und wirtschaftliche Effizienz existiert nur auf dem Blatt Papier, wenn es um diesen Bereich geht.
Und jetzt waren wir noch nicht einmal bei dem Argument, dass private Investoren armen Menschen auf der Welt die Trinkwasserzufuhr sperren, wenn sie den Preis nicht bezahlen können.
Ich bleibe dabei: Die genannte Grundversorgung gehört nicht in private Hand.