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"Vor Hitler und Stalin" - Verbrechen in der Epoche der Aufklärung

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"Vor Hitler und Stalin" - Verbrechen in der Epoche der Aufklärung

1789 und die Folgen

In unserem gängigen Geschichtsbild wird die Epoche nach 1789 als Zeitalter der "Emanzipation" und des "Fortschritts" gefeiert. War das nicht die "Belle Epoque", wo noch Manieren und Zucht und Ordnung herrschten? Damals war doch die Welt noch in Ordnung, ehe sie dann im Grauen des Ersten Weltkriegs 1914-1918 endete und rote und brauen Proleten die Macht an sich rissen.

Wer denkt schon darüber nach, dass auf die Französische Revolution ein von 1792 bis 1815 dauernder Kriegszustand folgte. Über die Opfer dieser so genannten "Koalitionskriege" - die auch als "Napoleonische Kriege" bekannt sind - steht auf Wikipedia der dürre Satz:

"Die Napoleonischen Kriege wüteten ungefähr 23 Jahre in fast ganz Europa und hatten den Tod von rund 6,5 Millionen Soldaten und Zivilisten zur Folge."


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Koalitionskriege

Wobei in Europa um 1800 weitaus weniger Menschen lebten als heute. Somit begann die Moderne mit einem Gemetzel das ebenso schlimm wie der Dreißigjährige Krieg davor und der Erste Weltkrieg danach war.
Der Wiener Kongress 1815, der unter diese blutige Zeit einen Schlussstrich ziehen sollte, legte den Grundstein für neue Umstürze und Kriege. Nachdem sich die Aufklärer unter der Trikolore und Napoloen als Schlächter erwiesen hatten, machten die Restauratoren um Metternich weiter.
Hatte nicht Napoleon den maroden Preußen, Österreichern und Russen eine Lektion in moderner Staatskunst, Kriegskunst und Verwaltung erteilt? Nachdem die ersten Lektionen recht bitter waren, lernten Preußen, Österreicher und Russen fleißig - bis sie allesamt im Ersten Weltkrieg untergingen.

Fragen an die Geschichte

Erst die Verbrechen Hitlers und Stalin nahmen Historiker und Philosophen zum Anlass, die Aufklärung zu hinterfragen. War angesichts der fabrikmäßigen Vernichtung von Menschen in Auschwitz das im 18. Jahrhundert so glorreich begonnene Projekt nicht Lug und Trug? Besonders bei den Nazis wird da gern von einem "Rückfall in die Barbarei" gesprochen. Das setzt aber voraus, dass es vor 1933 keine Barbarei gegeben hat. Was war aber die Zeit von 1792-1815 mit dem Tod von über sechs Millionen Menschen anderes als Barbarei?

Vor den Bildern aus den KZ's gab es da solche Bilder



http://www.poster.net/goya-francisco/goya-francisco-erschiessung-der-rebellen-2601022.jpg - Gemälde von Goya

Ja, jetzt zetern sie wieder wenn ich Napoleon mit Hitler vergleiche. Aber der A. H. selbst sah sich als Nachfolger Napoloens und versäumte es nicht, nach der Eroberung von Paris 1940 Napoloens Grab einen Besuch abzustatten. Warum haben erst Hitler und Stalin dazu geführt, die Frage nach der Aufklärung als Massenbetrug zu stellen. Goya kannte weder den A. H. noch den Dschugaschwili - ihm hat das Wüten der Franzosen in Spanien gereicht, um Verbrechen nicht schön zu reden, sondern anzuprangern.

Ich habe den Eindruck, dass selbst die Kritik an Aufklärung als Betrug Teil dieses Betruges iist. Mit Hitler und Stalin resp. Nazis und Kommunisten prangert man da aus den Unterschichten und unteren Mittelschichten stammende Bewegungen an und vermeidet vornehm jede Kritik an den Verbrechen genuin bürgerlicher Systeme. Die Proleten sind halt schuld an all den Massakern und der Bürger wäscht seine bluttriefende Hände in Unschuld.
Aber breicht sich eine Zivilisation, die einen Napoleon trotz sechs Millionen Toten als großen Helden feiert, über Epigonen in der Art Hitlers wirklich wundern? Ist das Entsetzen über "Auschwitz" mehr als hundert Jahre nach dem erschütternden Bild von Goya nicht beschämend?
Der A. H. und seine Verbrecherkollegen Stalin und Mao kamen nicht aus heiterem Himmel. Sie hatten - angefangen mit Napoleon - Vorläufer! Dass die Welt es 1945 leid war, Mörder als Helden zu feiern und über den A. H. damnatio memoriae verhängte, mag auch am der schlechten "Selbstdarstellung" der Nazis gelegen haben. Das Grauen der Nazis war im großen und kleinen zu brutal und zu entsetzlich, um da noch mit Schönschwätzerei zu kommen.

Aber davor wurden im Zeichen der Aufklärung, des Fortschritts und der Moderne immer wieder Verbrechen in großem Stil begangen und Verbrecher zu Helden und Heroen der Geschichte verklärt. Die waren halt nicht so dämonisch wie Hitler, sondern liefen immer in diesen putzigen bunten Uniformen und Hofstaat herum. Sie hatten auch bessere Manieren als die Nazis, auch wenn auf ihren Plantagen die Sklaven nach sieben Jahren unmenschlicher Zwangsarbeit starben.

Die Liste jener Großverbrecher der "Belle Epoque" ist so lang, dass ich sie in gesonderten Posts behandeln werde. Sie belegen, dass nach 1789 nicht das Zeitalter der Vernunft angebrochen ist, sondern die Vernunft die meiste Zeit geschlafen hat. Und sie mit rosaroten Geschichtsbildern systematisch eingeschläfert wurde.
 
OP
Beverly
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die USA im 19. Jahrhundert

Sklaverei in den USA

Dass es in den USA Sklaven gab und dass der Konflikt zwischen Gegnern und Befürwortern der Sklaverei zu immer größeren Spannungen und dem Bürgerkrieg von 1861-65 führte, wissen die meisten interessierten Menschen. Aber wer weiß schon, dass von Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs die Zahl der schwarzen Sklaven in den USA stetig zunahm? Bei der Volkszählung 1860 wurden in den USA fast vier Millionen Sklaven gezählt.

Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Sklaverei#Vereinigte_Staaten_von_Amerika

Die Sklaverei war kein Relikt vormoderner Zustände, sondern integraler Bestandteil eines Staates, der sich wie kein anderer als Kind der Aufklärung und der Moderne verstand. Die Menschen, die »nach Amerika machten«, um hier ein neues und besseres Leben als in Europa zu beginnen, mögen sich beim Ausbruch des Bürgerkriegs verwundert die Augen gerieben haben. Hatte sie nicht da all das wieder eingeholt, was sie in Europa hinter sich lassen wollten. »Die Sonne scheint, aber sie wärmt nicht«, sagte der Dichter Walt Whitman bei Ausbruch des Sezessionskrieges. Ein schönes und poetisches Wort, dass sich auf die gesamte Epoche der Aufklärung übertragen lässt.

vor dem »totale Krieg«

Der »Sezessionskrieg« zwischen Südstaaten und Nordstaaten wird als erster mit modernen Mitteln geführter Krieg angesehen. So sehr ich auch mit dem Anliegen Lincolns, die Union zu erhalten und Kleinstaaterei wie in Lateinamerika zu unterbinden sympathisiere – von der Sklavenfrage ganz abgesehen! – so verfielen die »Yankees« dabei auf einen Diskurs, der im 20. Jahrhundert grauenhafte Folgen haben sollte. Ein Menschenalter vor Goebbels Parole »Wollt ihr den totalen Krieg?« prägte der Gerneral der Nordstaaten Willian T. Sherman den Satz: »War is hell.« Und die Hölle entfesselte er in seinen Feldzügen gegen die Südstaaten, um durch systematischen Terror gegen die Zivilbevölkerung den Feind zu zermürben.

Über Shermans Kriegführung steht auf Wikipedia:

(...)Shermans nächstes Ziel war nun die Hafenstadt Savannah an der Mündung des gleichnamigen Flusses, die er mit seinen Truppen Mitte Dezember 1864 erreichte und kampflos einnahm.

Shermans Armee hinterließ auf diesem als Marsch zum Meer berüchtigten Vormarsch eine Schneise der Verwüstung, ein frühes Beispiel einer absichtlich durchgeführten Politik der "verbrannten Erde". Seine Soldaten sengten, plünderten und brandschatzen alles, was auf ihrem Wege lag. Sie vernichteten Felder, Häuser, Höfe und Hütten und nahmen alles an sich, was sie finden konnten; was sie nicht mitnehmen konnten, zündeten sie an. Nachdem er sich sechs Wochen in Savannah aufgehalten hatte, machte Sherman sich Anfang Februar 1865 daran, mit seiner 60.000 Mann starken Armee die beiden Carolinas zu durchqueren. Er marschierte zunächst durch South Carolina und hinterließ auch hier eine blutige Spur der Zerstörung. Im Staat South Carolina, der für den Abfall der Südstaaten mitverantwortlich gemacht wurde, zeigte sich erneut die Zerstörungswut der Soldaten. Verwüstet wurde, was auf ihrem Weg lag, gleichgültig, ob es von militärischem Wert war oder nicht. South Carolinas Hauptstadt Columbia wurde in einer Orgie der Zerstörung dem Erdboden gleich gemacht.

Sherman verfolgte mit seinen zerstörerischen Vormärschen durch das Gebiet der Südstaaten primär zwei Ziele. Zum einen wollte er verhindern, dass die Bevölkerung der gegnerischen Armee beistand, ihr Unterstützung, Hilfe oder Nachschub zukommen ließ. Hierfür entzog er der Bevölkerung die letzten ökonomischen Ressourcen, letztlich, wie oft zitiert, um den Krieg zu einem schnellen Ende zu führen. Zum anderen wollte er der Bevölkerung der Südstaaten, die er für den Krieg verantwortlich machte, die Grausamkeit des Krieges drastisch vor Augen führen, um sie, ein für alle Mal, von diesem "Mittel der Politik" abzuschrecken. Wegen dieser Kriegsführung, die eine verheerende Wirkung auf die Moral der Zivilbevölkerung hatte und ihre Lebensgrundlagen zerstörte, gilt Sherman als einer der ersten »modernen« Generale. Der Schriftsteller E. L. Doctorow machte Shermans verheerenden Feldzug 2005 zum Thema seines Romans Der Marsch.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/William_T._Sherman

General Sherman ist nicht der einzige US-amerikanische Militär des 19. Jahrhunderts, der mit menschenverachtenden Äußerungen zu einem Dikurs beitrug, der im 20. Jahrhundert grauenhafte Folgen haben sollte.

Von General Sheridan ist folgende Aussage überliefert: »Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer«. Dazu steht auf Wikipedia:

Von ihm soll der Ausspruch Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer stammen. Das amerikanische Original lautete: »The only good Indians I ever saw were dead« (deutsch = Die einzigen guten Indianer, die ich jemals sah, waren tote). In seiner Biographie »Sheridan, the Inevitable« schreibt Richard O'Connor: »Obwohl der allgemein ihm zugeschriebene Grundsatz 'Der einzig gute Indianer ist ein toter Indianer' ein ungenaues Zitat dessen ist, was Sheridan wirklich sagte, dachte er jedoch genau so und handelte entsprechend.«

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Philip_Sheridan
 
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Hallo, Beverly,

sehr gute und interessante Artikel ... - aber wie genau nun die jetzt stimmen, sind auch ein paar Fragen ... aber im Grundsätzlichen scheint das stimmig zu sein.

1. Schwer zu sagen, wie bekannt überhaupt Goya in D vor den Nazis wurde .... ? Wahrscheinlich nur in besoneren Zeitungen ...? Übrigens soll diese Zeit als die Zeit des größten Zeitungssterben überhaupt gewesen sein soll ...
- Viele werden von Goya höchstens gehört haben, wenn überhaupt ....

2. Vernunft ist möglicherweise einer der schlimmsten Begriffe überhaupt - und meist falsch verstanden, auch heute noch vielfältig falsch ausgelegt und aber vortäuschend bewusst eingesetzt. - Eigentlich ein totales Unwort.
Für Sprachforscher ist das Wort "Moderne" ebenfalls sehr interressant ... dann da ist Moder drin

Zitat:
"Dass die Welt es 1945 leid war, Mörder als Helden zu feiern und über den A. H. damnatio memoriae verhängte, mag auch am der schlechten "Selbstdarstellung" der Nazis gelegen haben. Das Grauen der Nazis war im großen und kleinen zu brutal und zu entsetzlich, um da noch mit Schönschwätzerei zu kommen."
Bist du dessen sicher - ??? Ich jedenfalls nicht. - Das ist wahrscheinlich nur Aufgebausche.
--wenn man sich die letzten 30 Jahre bis heute ansieht,- weil Faschismus und Rechts ist schwer am kommen -, dann sehe ich jedenfalls, das juckt wirklich nur wenige ...

Der Schlüssel für die großen schlimmen Ereignisse von 1900 bis 2000 liegen in der Entwicklung und Geschichte der Bürgertums - und zwar wirklich alle Schichten des Bürgertums.

gruss, deserd
 
OP
Beverly
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Hallo, Beverly,

sehr gute und interessante Artikel ... - aber wie genau nun die jetzt stimmen, sind auch ein paar Fragen ... aber im Grundsätzlichen scheint das stimmig zu sein.

Hallo deserd,

ich bin hier nicht mit den Anspruch angetreten, das alles en detail zu untersuchen und bis aufs i-Tüpfelchen zu belegen und zu beweisen.
Mir lasse aber zwei Dinge keine Ruhe:

1. Auf Wikipedia wird ganz selbstverständlich die Zahl von 6,5 Millionen Toten durch die "Napoleonischen Kriege" und von knapp 4 Millionen Sklaven in den USA 1860 genannt. Im Fernsehen habe ich in einem Programmhinweis gehört, dass damals ein Drittel der Bevölkerung der USA aus Sklaven bestanden haben soll.
So liegen die Fakten und Anstöße, endlich mal die richtigen Fragen zu stellen, offen zutage.

2. Ich bin mit dem Glauben an die Französische Revolution und moderne Geschichte als Fortschritt groß geworden. Um mich dann immer wieder zu fragen, warum denn die Protagonisten dieser Geschichte - die ich als "die Guten" ansehen sollte - so viele Verbrechen begingen. Warum haben sich die Jakobiner abgeschlachtet? Warum war Napoleon so größenwahnsinnig und Lenin so grausam?
Irgendwann war ich es Leid, das vor mir alles noch zu rechtfertigen und dem einen anderen Sinn als den des fortgesetzten Betruges zu geben. Wobei auch viele Diskussionen im Internet und mit Freunden hilfreich waren. So fragte ein User (Rikimer) auf Politikforum.de mit Recht, warum da für das Geschichtsforum mit Napoleon das Bild eines Verbrechers als Logo genommen wurde.
Auch mein Leben selbst gibt keinen Grund, mich als Nutznießerin einer 200jährigen Erfolgsgeschichte zu sehen. Mir kommt es eher so vor, als ob den einfachen Menschen gesagt wird "aber ihr habt doch so viel davon profitiert" und sie werden trotzdem arm und abhängig gehalten.
Ich will anderen Menschen solche Verarschungen ersparen, ohne - trotz vieler richtiger Fragen von Konservativen - dem Diskurs der konservativen Kulturkritik und des Kulturpessismismus zu verfallen. Der führt uns IMHO nicht weiter, ja mag sogar eine der Spielarten der Täuschungen sein.

Der Schlüssel für die großen schlimmen Ereignisse von 1900 bis 2000 liegen in der Entwicklung und Geschichte der Bürgertums - und zwar wirklich alle Schichten des Bürgertums.

gruss, deserd

Vergleich mal den Lebensstandard z. B. eines Hamburger Kaufmanns von 1809 mit dem seines Standesgenossen 2009, dann hast du Sinn und Zweck der letzten 200 Jahren: den Lebensstandard der Herrschenden zu heben und ihnen Machtmittel und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die es früher nicht gab.
Alles andere ist da im Wesentlichen eine Frage der Methoden - wo die ja nicht zimperlich sind - und der Konflikte mit anderen Klassen und innerhalb ihrer eigenen Klasse - wo sie hie wie dort keine Skrupel kennen.
So war "Emanzipation" IMHO da nichts anderes als das sukzessive Herauslösen des Bürgertums aus Unterordnung - unter den Staat - und Bindungen an und Verantwortungen für nichtbürgerliche Entitäten. Es ist der Weg von der vor den Adligen buckelnden Hofschranze in die "gated community", wo sie ausgesorgt haben und ihnen alles übrige egal ist.
 
OP
Beverly
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Der »Napoleon Südamerikas«

Lateinamerika war nach dem Ende der spanischen Kolonialherrschaft alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Auch dort gab es im 19. Jahrhundert schon Tyrannen und mörderische Kriege. Siehe die Geschichte von Paraguay. Paraguay führte von 1864 bis 1870 mit Brasilien, Argentinien und Uruguay einen Krieg, in dem zwei Millionen Menschen ums Leben kamen. Im Verhältnis zu der damals niedrigen Bevölkerung macht das diesen so genannten Tripel-Allianz-Krieg zu einem der blutigsten Kriege der Weltgeschichte. So überlebten von einer halben Million Einwohner Paraguays nur 116 000 den Krieg. Von den Folgen des Krieges hat sich das vor Kriegsausbruch blühende Land nie wieder erholt.

Mehr auf http://de.wikipedia.org/wiki/Tripel-Allianz-Krieg

Während des Krieges wurde Paraguay von Francisco Solano López regiert, der als Diktator mit unumschränkter Macht agierte und als »Napoloen Südamerikas« bezeichnet wurde. An seiner Person und den gegensätzlichen Sichtweisen – die von Nationalheld bis Kriegsverbrecher reichen – wiederholte sich einerseits tatsächlich Napoleons Wirken. Andererseits zeigte sich da im Wortsinne mitten in der Pampa jene Art von »Geschichte« mitsamt ihren Großverbrechern, die im 20. Jahrhundert Europa und andere Teile der Welt verwüsten würde.

Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Francisco_Solano_López
 
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"Warum haben erst Hitler und Stalin dazu geführt, die Frage nach der Aufklärung als Massenbetrug zu stellen."

Ich denke mal, das hängt damit zusammen, das erst mit der Entwicklung des Bürgersystems auch das Gros der Presse (Zeitungs-, Pressevielfalt) entstanden ist.

Die Presse als eine der neu entstandenen Arbeitsteilungen, die der Fortschritt mit sich gebracht haben.

Insbesondere auch die Presse hatte damals auch eine, mehrere bestimmte Funktionen, und das bestimmt noch ganz anders wie heute; sie entstand aber sicherlich relativ parallel zum internationalen Bankensystem.

Ich hatte übrigens auch schon vor Jahren angemerkt, dass die über die Geschichte der Presse und der Presseagenturen kaum etwas bekannt ist.

Nun fand zwar so ca. 1929 das größte Zeitungssterben ein, aber die Presse-Infrastrukturen sind auf jeden Fall erhalten geblieben und führten infolge zur Konzentration

Du musst außerdem sehen, das Radio (Volksempfänger) kam in der Breite der Gesellschaft erst mit AH - und war insofern nach WW2 auch der gesamten Bevölkerung zugänglich - schon auch mal ein Konkurrenz-Medium zur Zeitung.

Wär ja schon mal interessant, wie breit die Presse verteilt war vor ihrem Massen-Sterben, ich meine mich zu erinnern, 2/3 der Zeitungen gingen futsch .... steht vielleicht auf Wikipedia

Zahlen wären da interessant, wie viele der Bürgertums konnten sich eine Zeitung leisten ...? ... vor 1929?

gruss, deserd
 
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Ein gieriger König in einem kleinen Land

Auch im nächsten Beispiel behandeln wir ein vergleichsweise kleines Land: Belgien. Seinem König Leopold (regierte von 1865 bis zu seinem Tod 1909) war Belgien aber zu klein und so eroberte er in Zentralafrika entlang des Flusses Kongo ein Gebiet so groß wie Mitteleuropa.
Für die Menschen, die dort lebten, war es der Beginn eines bis heute andauernden Alptraums aus dem Raub ihrer Naturschätze, Versklavung, Terror und Massenmord.
Leopold richtete im von ihn eroberten Gebiet den so genannten »Kongo Freistaat« ein. Dabei agierte er formal als Privatperson, d. h. Geschäftsmann und der Freistaat unterstand ihm persönlich. Das Militär und Unternehmen, welche den Kongo ausbeuteten, begannen dort mit einer Schreckensherrschaft, der in zwanzig Jahren bis zu zehn Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind. Genaue Angaben halte ich für schwierig, weil die Täter ihre Spuren vertuschen wollen und kein Interesse an exakten und glaubwürdigen Schätzungen haben. Schließlich musste auch König Leopold auf seinen Ruf achten und in einer Dokumentation über sein Leben wurde gesagt, dass ihm seine Zeitgenossen nicht so sehr die Verbrechen im Kongo, sondern seinen Umgang mit seiner Familie und Neigungen zu kleinen Mädchen verübelten.
Aber schon damals wuchs die Empörung über die Verbrechen unter Leopolds Herrschaft, für die die Bezeichnung »Kongo-Greuel« geprägt wurden und für die zum Beispiel Bilder von Menschen mit abgehackten Händen standen. Deshalb wandelte der belgische Staat Leopolds Freistaat in eine Kolonie um.
Doch das Leiden der Menschen am Kongo hörte damit nicht auf. Auf Leopold folgten für sie Mobutu und Kabila. Für die Menschen in Europa folgten auf König Leopold Hitler und Stalin.

Siehe zu Leopold http://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_II._(Belgien)

Mehr zur Ausbeutung des Kongos unter Leopolds Herrschaft bzw. im »Kongo-Freistaat« siehe unter http://de.wikipedia.org/wiki/Kongo-Greuel
 
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Beverly
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"Warum haben erst Hitler und Stalin dazu geführt, die Frage nach der Aufklärung als Massenbetrug zu stellen."

Ich denke mal, das hängt damit zusammen, das erst mit der Entwicklung des Bürgersystems auch das Gros der Presse (Zeitungs-, Pressevielfalt) entstanden ist.

Die Presse als eine der neu entstandenen Arbeitsteilungen, die der Fortschritt mit sich gebracht haben.

Insbesondere auch die Presse hatte damals auch eine, mehrere bestimmte Funktionen, und das bestimmt noch ganz anders wie heute; sie entstand aber sicherlich relativ parallel zum internationalen Bankensystem.

Ich hatte übrigens auch schon vor Jahren angemerkt, dass die über die Geschichte der Presse und der Presseagenturen kaum etwas bekannt ist.

Nun fand zwar so ca. 1929 das größte Zeitungssterben ein, aber die Presse-Infrastrukturen sind auf jeden Fall erhalten geblieben und führten infolge zur Konzentration

Du musst außerdem sehen, das Radio (Volksempfänger) kam in der Breite der Gesellschaft erst mit AH - und war insofern nach WW2 auch der gesamten Bevölkerung zugänglich - schon auch mal ein Konkurrenz-Medium zur Zeitung.

Wär ja schon mal interessant, wie breit die Presse verteilt war vor ihrem Massen-Sterben, ich meine mich zu erinnern, 2/3 der Zeitungen gingen futsch .... steht vielleicht auf Wikipedia

Zahlen wären da interessant, wie viele der Bürgertums konnten sich eine Zeitung leisten ...? ... vor 1929?

gruss, deserd

Ja, die Rolle der Kommunikationsmittel und der Massenmedien. Wobei sich fragt, ob sie eher aufklären oder eher verdummen. Oder machen sie die Schlauen schlauer, weil die so besser an Informationen herankommen, und die Dummen dümmer, weil die noch leichter zu manipulieren sind?

Wobei man sich auch die Frage stellen muss, was das Internet bewirkt. IMHO ist es bis zu einer gewissen Tiefe ein sehr effektives Mittel, um Informationen zu gewinnen und neue Fragestellungen zu erarbeiten. So wäre dieser Strang ohne das Web und die Diskussionen in ihm nicht möglich gewesen.
 
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Wenn man wüsste, wie breit die Presse in der Bevölkerung verteilt war, wenn das mehr als 50 % wären ... hätte ja evtl Hitler -vielleicht- verhindert werden können - aber ich glaube es nicht ... zu viele hatten Interessen daran, dass Hitler an die Macht kam ... -- die Ausbildung der Bürgerklassen mit ihren Verbindungen in die (auch internationale) Politik, in die (auch internationale) Wirtschaft .... - dazu musste man Sprachen beherrschen, können - wer konnte das wo lernen ... ?


gruss, deserd


EDit:

Ich erinnere mich an eine Karikatur über die 30er Jahre, über die Rolle, die die Presse spielte: den fetten Ehemann (Vertreter der Wirtschaft oder Politik), die gutgeformte, hübsche, aber entsetzte Prostituierte und die etwas übergut rundliche Ehefrau mit einem freundlichen Lächeln ....
 
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Zitat:

"Wobei man sich auch die Frage stellen muss, was das Internet bewirkt. IMHO ist es bis zu einer gewissen Tiefe ein sehr effektives Mittel, um Informationen zu gewinnen und neue Fragestellungen zu erarbeiten. So wäre dieser Strang ohne das Web und die Diskussionen in ihm nicht möglich gewesen."

Bis jetzt noch. Fragt sich nur, wie lange noch .... ... das soll sich angeblich ändern ... !?

- Ich fände es schon gut, wenn sich einige gute Errungenschaften des Internet in die "echte" Welt retten könnten.

Definitiv kauf ich seit Jahren keine Bücher mehr.

Aber es gibt eben auch schlechte Effekte des Internet ... - und ein großes Problem, das kommt garantiert, nämlich die der Geschichtsschreibung.

Ich sag mal jetzt schon, noch 2-3 Generationen, also ca. 40-50 Jahre, und die Geschichtsschreibung ist futsch - und Geschichtskunde dann auch endgültig .....

Es tut mich schon sehr stören, das die Geschichtsschreibung und -forschung sich noch nur in den Händen akademischer Stände befindet ...

gruss, deserd
 
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»Die Aufteilung der Welt«

Das 19. Jahrhundert gilt als das Zeitalter des klassischen Imperialismus, der mit dem Ersten Weltkrieg endete. Das Prinzip des Imperialismus zeigt eine Karikatur, auf der der englische Premierminister Pitt und Napoleon zu Tische sitzen. Auf einem großen Teller ist die Welt und die Regierungschefs Großbritanniens und Frankreichs teilen sie mit Messer und Gabel auf. Napoleon nimmt Europa und Pitt die übrige Welt.



Quelle http://www.bbc.co.uk/radioassets/photos/2007/6/19/22336_2.jpg

Das Schicksal Napoleons zeigt allerdings, dass es »bei Tische« nicht immer friedlich zuging. Der seinem Ende folgende und mit dem Kolonialismus gekoppelte Imperialismus hatte allerdings Regeln, welche die Konflikte zwischen den imperialistischen Staaten begrenzten. Man einigte sich darauf, Afrika und Asien zur Beute zu machen und sich in Europa weitgehend in Ruhe zu lassen. So teilten die europäischen Mächte ganz Afrika unter sich auf und »erwarben« auch in Asien große Kolonialreiche. Die Briten vergrößerten ihr Empire und die Franzosen schufen ein fast ebenso großes Kolonialreich. Auch kleinere Mächte – neben Belgien die Niederlande und Portugal – hatten Kolonien, die zum Teil Reste größerer Reiche aus der Frühen Neuzeit waren.
Gaben zwischen 1500 und 1700 Spanien, Portugal und die Niederlande in Sachen Kolonialismus den Ton an, dominierten später die Briten und die Franzosen. Wes Geistes Kind die imperialistischen Mächte waren, zeigt sich auch an ihrem Verhalten gegenüber den Arabern. Die unter osmanischer Herrschaft stehenden Araber wurden von den Briten zum Aufstand angestiftet. Nach dem Zusammenbruch des Osmanenreiches gab es aber keinen unabhängigen arabischen Staat im Nahen Osten, sondern Briten und Franzosen machten daraus neue Kolonien.
Als Nachzügler erschien noch das 1870/71 gegründete Deutsche Reich auf der Bühne, das sich in Afrika und Fernost einige kleinere Kolonien zulegte. In Fernost begann zudem Japan mit Eroberungen.
So waren um 1900 ganz Afrika und große Teile Asiens unter den imperialistischen Mächten aufgeteilt. Grundlegende Regeln des Völkerrechtes fanden auf die Gemeinwesen und Völker in Asien und Afrika keine Anwendung. Sie waren »Freiwild« für die fremden und technisch überlegenen Eroberer, die unter dem Vorwand kamen, Zivilisation zu bringen und Elend hinterließen.
Welchen Schrecken nicht nur die Schergen König Leopolds, sondern alle Kolonialmächte bei den unterjochten Völkern verbreiteten, hat der Autor Gert von Paczensky in dem Buch Die Weißen kommen beschrieben.

Nach 1900 begann aber die Selbstzerfleischung der imperialistischen Mächte. So hatten wir 1900 folgende Großmächte:

die USA
das britische Empire
Frankreich und sein Kolonialreich
das Deutsche Reich
das Kaiserreich Japan
das zaristische Russland

Nach dem zweiten Weltkrieg verblieben nur noch die USA und die Sowjetunion als nunmehr »Supermächte«. Deutschland lag in Trümmern, Janpan hatte kapituliert und Briten und Franzosen mussten sich sukzessive von ihren Kolonien trennen. Der Imperialismus, der im 19. Jahrhundert andere Völker unterjochte, endete mit dem Niedergang der imperialistischen Staaten.

Zu Imperialismus siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Imperialismus
und zu Kolonialismus http://de.wikipedia.org/wiki/Kolonialismus
 
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Der Burenkrieg und Lord Kitchener

Die Geschichte der Buren in Südafrika lässt geht auf niederländische Siedler zurück, die sich ab dem 17. Jahrhundert am Kap der Guten Hoffnung niederließen. Auch nachdem die Niederlande die Herrschaft über das Kap an die Briten verlor, blieben sie in Südafrika. Sie zogen allerdings vom Kap ins Landesinnere und gründeten eigene Staaten. Zuerst die Republik Natal und dann den Oranje-Freistaat und Transvaal. Die Briten wollten allerdings die Staaten der Buren nicht dulden und die Entdeckung von Gold und Diamanten verschärfte die Spannungen eher noch. Nun gab es schließlich „was zu holen“. So kam es um 1900 zum Krieg zwischen Großbritannien und den Burenstaaten. Der Krieg ist neben der grundsätzlichen Verwerflichkeit auch beschämend, weil die Briten die Buren in das einsperrten, was man später auf Deutsch „Konzentrationslager“ nannte. Also in Baracken hinter Stacheldraht. Nach Wikipedia benutzten die Briten Konzentrationslager als Antwort auf die Guerillataktik der Buren:

Da ein so operierender Gegner auf konventionelle Weise kaum zu fassen war, wandte Kitchener eine Strategie der „verbrannten Erde“ an: Die Farmen in den Guerillagebieten wurden zerstört und die Ernten vernichtet, um den Gegner auszuhungern. Rund 120.000 Farmbewohner, vor allem Frauen und Kinder, wurden in Konzentrationslagern interniert. Davon starben über 26.000 aufgrund katastrophaler Lebensbedingungen an Hunger und Krankheiten. Der Begriff Konzentrationslager ("Concentration Camp") wurde zum ersten Mal in diesem Krieg verwendet.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Burenkrieg

Zum brititschen Oberbefehlshaber Lord Kitchener siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Kitchener,_1._Earl_Kitchener_of_Karthoum
 
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Gewissenlose Ehemänner

Von der Frau des Kommandanten von Auschwitz, Höß, ist überliefert, dass sie nicht mehr mit ihrem Mann schlafen wollte, nachdem sie erfuhr, was er in Auschwitz tat. Dreißig Jahre vor ihr konnte die Frau des deutschen Chemikers Fritz Haber nicht ertragen, dass ihr Mann an der Entwicklung von Giftgas beteiligt war. Auf Wikipedia steht dazu:

Seine Versuche mit Phosgen und Chlorgas (ein Nebenprodukt aus der Farbproduktion der chemischen Industrie), die – gegen den Willen seiner ersten Frau Clara Immerwahr (Heirat 1901), die promovierte Chemikerin war – schon wenige Wochen nach Kriegsbeginn begannen, machten ihn zum Vater der Giftgaswaffen, die im Ersten Weltkrieg von Deutschland eingesetzt wurden. Wenige Tage nach dem ersten deutschen Giftgas-Einsatz am 22. April 1915 bei Ypern beging seine Frau Selbstmord mit der Dienstwaffe Habers. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er aufgrund des Verstoßes gegen die Haager Landkriegsordnung von den Alliierten zeitweilig als Kriegsverbrecher gesucht und floh vorübergehend in die Schweiz. In seinen Lebenserinnerungen berichtete Otto Hahn über ein Gespräch mit Haber: „Auf meinen Einwand, daß diese Art der Kriegführung gegen die Haager Konvention verstoße, meinte er, die Franzosen hätten – wenn auch in unzureichender Form, nämlich mit gasgefüllter Gewehrmunition – den Anfang hierzu gemacht. Auch seien unzählige Menschenleben zu retten, wenn der Krieg auf diese Weise schneller beendet werden könne“

Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Haber

Höß habe ich aus einer Doku als den Typ des dumpfen Befehlsempfängers in Erinnerung. Er wirkte da persönlich nicht einmal bösartig, er führte halt Befehle aus und konnte nicht verstehen, dass ihm seine Frau wegen einer Million ermordeter Menschen eine Szene machte.
Der intelligentere Haber, der nach der Machtergreifung der Nazis emigrierte, brauchte Argumente, um sein Gewissen zu beruhigen. Für ihn war Giftgas noch das kleinere Übel und die Anderen hatten ja angefangen ...
 
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»Wer redet noch von den Armeniern?«

Als Adolf Hitler die Ausrottung der Juden plante, soll er gesagt haben: »Wer redet noch den Armeniern?«. Damit bezog er sich auf das Massaker der Osmanen an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs, dem ungefähr eine Million Menschen zum Opfer fielen.

Mehr zum Völkermord an den Armeiniern auf http://de.wikipedia.org/wiki/Völkermord_an_den_Armeniern

Allerdings hat die Geschichte Hitlers Schlussfolgerung, dass keiner mehr von den Armeniern rede und seine Verbrechen ebenso vergessen werden würden, wiederlegt. Nicht nur im Krimi kommt alles ans Licht, auch die Leichen im Keller der Geschichte bleiben nicht ewig vergraben. Und sei es nur aus purem Eigennutz, weil niemand als vergessenes Opfer zukünftiger Verbrechen enden will.
 
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Hunger

Keine Verbrechen im engeren Sinne, aber ebenso desillusionierend war das Elend im 19. Jahrhundert. Der Schweizer Autor PM meinte, im 19. Jahrhundert wären die Engländer kleiner geworden, weil sich ihre Lebensbedingungen verschlechtert hätten.

Kaum waren die Napoleonischen Kriege vorbei, brache eine Wetterkatastrophe neues Elend über die Menschen in Europa und auch Nordamerika: als Folge eines Vulkanausbruchs wurde 1816 zum "Jahr ohne Sommer", wo es in manchen Gegenden in den Sommermonaten Frost, Schnee und Eis gab. Wo es schneite, war der Sommer verregnet und kalt und es gab Überschwemmungen. Die Folge waren Missernten, gestiegene Getreidepreise und Hungersnöte.

Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/Jahr_ohne_Sommer

Die elenden Lebensbedingungen führten immer wieder zu sozialen Konflikten wie dem Aufstand der Weber in Schlesien. Wobei die Zustände in Schlesien noch von dem Elend in Irland übertroffen wurden. Infolge von Missernten bei Kartoffeln, dem Hauptnahrungsmittel armer Iren, wütete auf der "Grünen Insel" von 1845 bis 1851 eine Hungersnot, der 500 000 bis eine Million Menschen zum Opfer fielen - siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Große_Hungersnot_in_Irland Die Hungersnot in Irland war ein düsterer Vorgeschmack auf weitere Hungerkatastrophen im 20. Jahrhundert.

Fazit: die Ende des 18. Jahrhunderts begonnene Epoche erweist sich nur zu oft als ebenso düster wie die Epochen davor. Wissenschaftlich und technisch hat die Menschheit zweifellos nie zuvor geahnte Höhen erklommen. Das zeigte sich schon im 19. Jahrhundert angesichts von Eisenbahnen, Telegrafen und Massenproduktion. Politisch, wirtschaftlich und sozial haben die Verantwortlichen aber schon damals jämmerlich versagt. Und ihr Agieren legt nahe, dass ihnen jedes Unrechtsbewusstsein fehlte! Auf jeden Kataklysmus folgte das "weiter so" und wer draufging, wurde als notwendiges Opfer des "Fortschritts" abgeschrieben. Wobei schon vor Hitler und Stalin die Opferzahlen in die Millionen gingen ...
 
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Schwarzbuch des Kapitalismus

Das Elend im Europa des 19. Jahrhunderts verweist auf das Wirtschaftssystem, das sich damals durchsetzte: den Kapitalismus. Dazu steht auf Wikipedia im Artikel über das "Schwarzbuch des Kapitalismus":

„Opfer und Revolten“

„Die ‚Arbeitsplätze‘ der Ersten industriellen Revolution waren wahre Höllenlöcher“ - Das „Eisenwalzwerk“ von Adolph Menzel (1872-75)Die Folgen dieses betriebswirtschaftlichen Kalküls zu Beginn der Ersten industriellen Revolution seien Massenarbeitslosigkeit und die soziale Verödung ganzer Landstriche gewesen. Mit dem Fabrikproletariat sei eine neue Kategorie von „arbeitenden Armen“ entstanden, Kinder und Frauen seien zu Niedriglöhnen in den Fabriken beschäftigt worden. Die Opfer hätten aber Widerstand geleistet, wodurch es zu Sozialrevolten gekommen sei.

Kurz betrachtet die neue Bewegung der radikalen, auch gewalttätigen, „Ludditen“ als Kern der Auflehnung. Sie seien zwar rückwärtsgewandt gewesen, hätten aber „elementare und universelle Bedingungen menschlicher Freiheit ein[geklagt], die durch das kapitalistische Markt- und Fabriksystem von Grund auf zerstört wurden“. Auf dem Kontinent spielten sich die „Brotunruhen“ vor allem in der Zeit des Vormärz ab, „in der die Realexistenz des sozialen Kriegs- und Belagerungszustands zum Randphänomen der ‚notwendigen’ Modernisierungsopfer degradiert“ worden sei.

Das so genannte Bevölkerungsgesetz des Pfarrers Thomas Robert Malthus stellt für Kurz den Beginn der „Biologisierung der gesellschaftlichen Krise“ dar. Malthus habe mit der These, die Menschheit würde sich stets stärker als die zur Verfügung stehenden Nahrungsressourcen vermehren, eine Art „Endlösung“ für die Erklärung der Massenarmut und Massenarbeitslosigkeit gefunden. Damit seien die eigentlich selbstgeschaffenen Probleme des Kapitalismus zu unabänderlichen Naturgesetzen erhoben worden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzbuch_des_Kapitalismus

Die Produktivkräfte haben sich zwar entwickelt, doch die soziale Entwicklung und die herrschenden Diskurse zeugen eher von Rückschritt als Fortschritt. Das Elend blieb oder wurde noch schlimmer und im Zeichen des Kapitalismus kamen sozialdarwinistische Diskurse einer "Biologisierung der Gesellschaft" auf.
 
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der moderne Antisemitismus

In einem Spielfilm über die aufkommende Nazibewegung sagte angesichts deren antisemitischer Hetze ein Jude zum Anderen: "Eigentlich hätte man sich nach 2000 Jahren daran gewöhnen müssen." Weil Antisemitismus ein altes Phänomen ist. Seit dem Untergang des antiken Israels im 1. und 2. Jahrhundert waren alle Juden gezwungen, als religiöse Minderheit in anderen Gemeinwesen zu leben. Oft gab es da wenig Probleme, aber nur zu oft wurden sie schikaniert und verfolgt, vertrieben oder umgebracht. Wobei es den Juden vor allem im chistlichen Europa schlecht ging. Die Kirche wollte sie zwar nicht tot sehen wie die Heiden, aber im Elend. In islamischen Staaten hatten sie trotz Konflikten und gelegentlicher Verfolgungen im Großen und Ganzen weniger auszustehen. Wie die Christen galten sie als "Dhimmi" - d. h. die Moslems gestanden ihnen zu, ebenfalls den einzigen Gott zu verehren, hielten ihre Dogmen aber für falsch. "Dhimmi" mussten oft eine Sondersteuer zahlen und konnten bestimmte Ämter in der Regierung nicht bekommen. Ein Jude mochte als Höfling akzeptiert sein, "Sultan" durfte aber nur ein Moslem werden!

Die Drangsalierung der Juden in Europa rief im Zeichen der Aufklärung Gegenbewegung auf den Plan. Die engen Ghettos sollten aufgelöst werden und die Juden volles Bürgerrecht erhalten und als Staatsbürger den Christen gleichgestellt werden. Zu großen Teilen funktionierte die "Emanzipaition" und "Assimiliation" der Juden auch. Juden wurden gute Deutsche oder Franzosen und waren erfolgreich. Die Konservativen waren als "Orthodoxe" im Wesentlichen ein Gegenstück zu strenggläubigen Christen - sie mochten altertümliche Gebräuche beibehalten haben, aber lebten so frei wie alle anderen.

In jeder Hinsicht beschämend für das 19. Jahrhundert ist, dass die Emanzipation der Juden nicht überall dazu führte, mit Recht stolz auf das Erreichte zu sein. Im Gegenteil: schon vor den Nazis zeigt sich da im modernen Antisemitismus die "Dialektik der Aufklärung". Wie der Wandel von religiösen Mittelalter zu säkularer Moderne zu verstehen ist, gab der antisemitischen Abschaum so kund: "Die Religion ist einerlei, in der Rasse liegt die Schweinerei!" Die Ideen des A. H.s und die Taten seiner Schergen kamen nicht aus heiterem Himmel.

Im Detail siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus_(bis_1945)

Die Nazis waren nicht die Ersten, die im Zeichen der Moderne Pogrome an Juden verübten. So gab es im zaristischen Russland im 19. Jh. immer wieder Pogrome, siehe dazu

http://www.wdr.de/themen/kultur/stichtag/2006/06/27.jhtml

Auf Wikipedia steht dazu u. a.:

Epizentrum des ersten Pogroms ist die Provinz Cherson. Insbesondere zwischen 1881 und 1882, vereinzelt noch bis 1884, kommt es zu gewalttätigen Übergriffen. In zahlreichen Städten des südlichen Russlands brachen Pogrome aus: 1881 in Jelisawetgrad und Kiew, 1882 in Balta, 1883 in Jekaterinoslaw, Krywyj Rih, Nowomoskowsk usw. und 1884 in Nischni Nowgorod. Jüdische Häuser, Geschäfte, vor allem aber Wirtshäuser werden geplündert. Es kommt zu Vergewaltigungen und Morden, deren Zahl nur zu schätzen ist. Aronson geht allein für 1881 von 40 Todesopfern und 225 Vergewaltigungen aus.[1] Nach Irwin Michael Aronsons Untersuchungen waren die Pogrome von 1881 bis 1884, entgegen vorherrschender Meinung, von der zaristischen Staatsmacht weder initiiert, noch gewollt. Vielmehr war die Regierung äußerst beunruhigt, denn sie verstand die Vorkommnisse als Teil des revolutionären Plans.[2] Das schließt die Duldung oder Mitwirkung einzelner lokaler Behörden nicht aus.

Die Tatsache, dass die russische Intelligenzija den Aufrührern Gleichgültigkeit oder auch Sympathie entgegenbrachten, schockierte zahlreiche Juden, besonders die Maskilim. Unter dem neuen Zaren Alexander III. wurden Provinzkommissionen ernannt, um die Ursachen der Pogrome zu ergründen. Im wesentlichen kamen diese Kommissionen zu dem Schluß, dass die Ursache der Pogrome in der "jüdischen Ausbeutung" läge. Aufgrund dieser Ergebnisse wurden im Mai 1882 die Zeitweiligen Gesetze erlassen, welche den Juden verboten, sich außerhalb von Städten und Kleinstädten niederzulassen(...)

Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Juden_in_Russland
 
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der "Schwulenparagraph" 175

Nach den Juden waren Homosexuelle eine der von den Nazis verfolgten Gruppen. Doch so wie es Antisemitismus schon vor 1933 gegeben hat, reicht auch die Verfolgung Homosexueller weiter zurück. Der so Paragraph 175 des Strafgesetzbuches, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, trat 1872 als Teil des Strafgesetzbuches des neu gegründeten Deutschen Reiches in Kraft. Damit begann ein perfides Katz- und Maus-Spiel zwischen Homosexuellen, der Gesellschaft und dem Staat. Homosexualität war damals kein Tabuthema, es wurde darüber gesprochen und geschrieben. Manchen Prominenten wurde Homosexualität nachgesagt und manche bekannten sich mehr oder weniger offen dazu. So SA-Chef Ernst Röhm, vor 1933 einer von Hitlers wichtigsten Komplizen und einer seiner wenigen Duzfreunde. Es gab auch vergebliche Bemühungen, den Paragraphen 175 ganz abzuschaffen. Wohl und Wehe der Homosexuellen lag in einer laxen oder rigiden Handhabung des Paragraphen.
Wobei die Nazis zu einer rigiden und menschenverachtenden Verfolgung übergingen - im Zeichen eines von ihnen verschärften Paragraphen 175, der auch in der Nachkriegszeit noch beibehalten und erst 1994 gänzlich abgeschafft wurde.

Mehr dazu unter http://de.wikipedia.org/wiki/Paragraph_175

Fazit: beim Umgang mit Homosexuellen versagte die Epoche so genannter Aufklärung ebenso wie beim Umgang mit den Juden, der sozialen Frage oder dem Verhältnis des Westens zu anderen Kulturräumen. Im 19. Jahrhundert wurden Entwicklungen eingeleitet, die in den Totalitarismen des 20. Jhs. ihren traurigen Höhepunkt fanden und auch heute noch nicht überwunden sind.
Weil noch immer viele glauben, nach 1789 begann eine lichte und helle Zeit.
Und weil, die das nicht glauben, nur zu oft im Zeichen konservativen Kulturpessismus Zeiten und Zustände davor verklären, die nicht besser waren und zu denen kein Weg zurück führt.
In eine lebenswerte Zukunft geht es aber auch nur, wenn wir die Illusionen über die "Epoche der Aufklärung" aufgeben.
 
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Walfang

Wale wurden schon seit Jahrtausenden gejagt, allerdings hielt sich in früheren Epochen der in der Regel von Naturvölkern mit einfachen Mitteln durchgeführte Walfang in Grenzen. Das änderte sich allerdings mit dem modernen Walfang. Waltran wurde zu einem wichtigen Grundstoff für die Industrie. So wurden viele Walarten so lange gejagt, bis sie ausgerottet waren oder es nur noch wenige Tiere gab. Die Fangmethoden wurden im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts immer morderner. Nicht mehr "primitive Völker" jagten einige Wale von kleinen Booten aus, sondern die führenden Industrienationen setzte große Schiffe ein und töteten Wale z. B. durch mit Granaten versehene Harpunen im 19. und 20. Jahrhundert zu Millionen.

Der Tran des Wals war ein wichtiger Grundstoff für künstliche Beleuchtung. Daneben wurden aus ihm Seifen, Salben, Suppen, Farben, Gelatine oder Speisefette (z. B. Margarine) sowie Schuh- und Lederpflegemittel produziert. Walöl war ursprünglich nötig, um Nitroglycerin herzustellen. Noch nach dem Ersten Weltkrieg meinte die britische Armeeführung: „Ohne das Walöl wäre die Regierung nicht in der Lage gewesen, sowohl die Ernährungsschlacht als auch die Munitionsschlacht zu schlagen.“

Der Pottwal wurde wegen des in seinem Kopf enthaltenen Walrats sowie des seltenen Ambras im 19. Jahrhundert besonders stark vor allem von amerikanischen Walfängern aus Nantucket gejagt und im Bestand erheblich dezimiert. Das Ambra, das möglicherweise aus den unverdaulichen Resten von Tintenfischen im Darm des Pottwals besteht, war ein wichtiger Grundstoff der damaligen Parfümindustrie. Der Walrat eignet sich zur Herstellung von besonders hell brennenden Kerzen, zum Reinigen von Wäsche, zur Herstellung von Kosmetika und als Schmiermittel. Aus den Barten der Bartenwale, bevorzugt des Blauwals, wurde vom 17. Jahrhundert an Fischbein hergestellt, bis im 20. Jahrhundert steife aber elastische Kunststoffe (z. B. Nylon) sowie leichte Federedelstähle den nachwachsenden Werkstoff ersetzten.

Anfangs jagte man den Wal mit kräftigen kleinen Ruderbooten, die sechs bis acht Mann Besatzung trugen, und erlegte ihn mit Handharpunen und Lanzen. Der erlegte Wal wurde dann längsseits des Walfangschiffes geschleppt und dort abgespeckt. Alles Übrige überließ man den Möwen und Raubfischen.

Um 1840 waren etwa 900 Fangschiffe unterwegs, die in guten Jahren bis zu 10.000 Wale erlegten. Auf einem durchschnittlichen amerikanischen Walfänger im 19. Jahrhundert fuhren etwa 20 bis 30 Mann. Die Schiffe führten einschließlich Reserven bis zu sechs Boote mit sich. Üblicherweise wurden bei der Jagd drei bis vier Boote gleichzeitig eingesetzt, die mit je sechs Seeleuten bemannt waren. Als Schiffswache wurden bei der Jagd nur ein bis zwei Mann zurückgelassen. Auch „Facharbeiter“ wie der Schiffskoch oder Schiffszimmermann mussten zur Jagd in die Boote steigen und rudern. Der Speck der erbeuteten Wale wurde bereits auf dem Schiff zu Tran verkocht und in Fässer abgefüllt. Eine normale Fangreise dauerte etwa zwei bis vier Jahre, je nach Ertrag und Haltbarkeit der Vorräte.

Durch die deutsche Konstruktion einer Harpunenkanone, die um 1863 auf einem norwegischen Walfangdampfer eingebaut wurde, war es möglich geworden, auch den schnelleren Blauwal und Finnwal zu jagen. Die Harpune erhielt einen Granatkopf. Die explodierende Granate tötete den Wal schneller. Um 1935 verbesserte man dieses Gerät nochmals, indem durch die Harpunenleine ein elektrischer Strom geleitet wurde, der das Tier sofort betäubte. Trotzdem brachte die Erfindung des Petroleums 1859, das über ähnliche Einsatzzwecke wie Waltran verfügt, den Fang mittelfristig fast zum Erliegen.

Erst die Erfindung der Margarine, deren wichtigster Grundstoff anfangs Waltran war, verhalf der Industrie wieder zu einem Aufstieg. Als Grundstoff für Nitroglycerin wurde es Anfang des 20. Jahrhundert im Rahmen der weltweiten Aufrüstung interessant.

Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/Walfang

So wurde der Walfang zum Teil eines systematischen Raubbaus an der Natur.
 
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Die Familie Bonaparte und die Folgen

Ehe sich die Menschen über Hitler und Mussolini ereiferten, setzten sie sich mit dem "Wirken" der Familie von Napoloen Bonaparte auseinander. Da gab es nicht nur den ersten "Kaiser der Franzosen", der Millionen Tote hinterließ, sondern auch seine Verwandten. Seinen Bruder Jerôme machte Napoleon zum König des Kunststaates Westfalen, sein Neffe war als Napoleon III. erneut "Kaiser der Franzosen". Wie Napoleon I. scheiterte er an Selbstüberschätzung und verlor nach der Niederlage gegen Preußen/Deutschland im Krieg von 1870/71 seine Krone.

Bei der Bewertung des "Wirkens" der Familie Bonaparte in Deutschland fällt Folgendes auf: Bei Deutschnationalen und Linken sind sie verhasst, bei Faschisten und bürgerlich-liberalen Mainstream steht man ihnen "aufgeschlossen" gegenüber.

Für die Deutschnationalen waren die Bonapartes diejenigen, unter denen Frankreich immer wieder Krieg gegen Deutschland führte. Napoleon I. schaltete und waltete im danieder liegendem Deutschland nach 1800, wie es ihm gefiel - siehe Königreich Westfalen. Napoleon III. wird nachgesagt, dass er im Falle eines Sieges im Krieg von 1870/71 das Rheinland annektiert hätte.

Bei den Linken gibt es die "Bonapartismustheorie". Sie hebt darauf ab, dass sowohl Napoleon I. als auch Napoleon III. in Frankreich die Republik durch ihre Herrschaft als Kaiser ersetzt haben. Wobei meines Wissens für Napoloen III. der - rechtskonservative - spanische Staatsmann und katholische Theoretiker Donoso Cortes das das Wort von der "gekrönten Diktatur" geprägt hat. Da sind sich Rechte und Linke mal einig :rolleyes2: denn aus Sicht der Bonapartismustheorie geschah da Folgendes:
Die Bourgeoisie verzichtete auf die direkte politische Machtausübung in einer Republik und lässt einen Autokraten für sie herrschen. Eben einen Diktator oder "gekrönten Diktator".

Wie im Strang schon erwähnt, soll Adolf Hitler nach der Eroberung von Paris 1940 am Grab Napoloens diesem seine Ehrerbietung erwiesen haben. Und nicht wenige Deutsche - Liberale und nicht Liberale - sehen in Napoleon noch immer den großen Innovator. Reformer und Modernisierer für Deutschland. Schon Hegel feierte den ersten modernen Großverbrecher als "Weltgeist zu Pferde". Hat Napoleon nicht die Kleinstaaterei in Deutschland beendet und einheitliche Maße und Gewichte eingeführt? Warum dafür Millionen Menschen sterben mussten, will mir allerdings nicht in den Kopf.

Mehr zu Bonapartismus unter

http://www.bolshevik.org/deutsch/24/02Was ist Bonapartismus.htm

Auf Wikipedia steht dazu:

Kennzeichnend für den Bonapartismus ist, dass er dem Bürgertum die Freisetzung der Wirtschaftskräfte gegen eine zusehends erstarkende Industriearbeiterschaft sicherte, jenem aber die eigentliche politische Macht vorenthielt, die in der Hand des bonapartistischen Staatsmannes konzentriert blieb.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bonapartismus

Zur Herrschaft Napoleons III. hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Napoleon_III

Fazit: nicht nur die Verbrechen der Faschisten hatten Vorläufer, sondern auch ihr System und die Apologien, mit denen Großverbrecher und skrupellose politische Abenteurer verklärt wurden.
 

Wer ist gerade im Thread? PSW - Foristen » 0 «, Gäste » 1 « (insges. 1)

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