Beim Fernsehen ist mir heute das Bild der Welt gekommen, wie ich sie gerne hätte:
Die Menschen leben im Prinzip so wie zu den besten Zeiten der westliche Industriestaaten in den 1970er Jahren, aber mit modernerer Technik als damals (Computer nahmen da Wandschränke ein, man schrieb mit der Schreibmaschine und rechnete mit dem Rechenschieber).
Was ich meine: jeder hat eine Arbeit, sei es als abhängig Beschäftigter, Selbstständiger oder Teilhaber eines Unternehmens. Bildung ist kostenlos und Gesundheit ebenso. Ein Grundeinkommen in Höhe von 1000 Euro schützt vor den Lebensrisiken. Wer will, kann dazu verdienen, aber keiner muss. Es gibt dann auch Märkte, so wie sie es am "Markttag" schon immer gegeben hat: man tauscht Dinge, die man zu viel hat, gegen Dinge, die man haben möchte. Die für das Überleben wichtigen Dinge zum Eigenverbrauch oder Handel werden in überschaubaren Regionen von der Größe eines Landkreises bis zu der eines kleineren Staates produziert. Damit das System nicht zu störanfällig ist und sich jede Region aus eigener Kraft reproduzieren kann. Aber darüber hinaus gibt es auch Welthandel.
Alldiweil soziale Absicherung und Produktion vor Ort die Existenzrisiken minimiert, giebt es darüber hinaus auch ein Pendant zur "kapitalistischen" Wirtschaft mit allem, was so dazu gehört. Also sowohl Glück und Erfolg und die Realisierung von Visionen als auch Pleiten, Pech und Pannen. Menschen können sich sehr wohl als Unternehmer versuchen, aber es hat ohne die totalitären Dimensionen und die Geistlosigkeit und dumpfe Gier des jetzigen Systems vonstatten zu gehen. "Kapitalismus" mag für den Luxus taugen und sogar besser sein als andere Systeme, aber für die Grundbedürfnisse ist er ein schwerer Fehlschlag.
Waren nicht sogar die Staatssozialisten bei den Grundbedürfnissen erfolgreicher als viele rückständige kapitalistische Staaten? Haben nicht auch die erfolgreichen kapitalistischen Staaten die Befriedigung der Grundbedürfnisse nur durch Intervention des Staates hinbekommen? Wird ein System, wo die Menschen für die elementarsten Bedürfnisse auf den "Markt" verwiesen werden, nicht schnell zum Alptraum?
Beim Geistigen wird großer Wert auf Bildung, Kunst und Kultur, Technik und Wissenschaft gelegt. Streben nach Erkenntnis ist ebenso wichtig wie Streben nach Glück. Die sexuelle Emanzipation und die Gleichheit aller Geschlechter und sexuellen Orientierungen ist selbstverständlich. Neben der traditionellen "Kleinfamilie" gibt es auch andere Lebensgemeinschaften. Vielleicht anstatt Mann und Frau - was nur zu oft wie Singles zu zweit anmutet - etwas größere Gemeinschaften, wo sich z. B. mehrere Paare zusammentun, weil in der Gemeinschaft Dinge leichter zu bewältigen sind, oder es auch "Ehen zu dritt" gibt.
Es mag nach wie vor viele unterschiedliche Völker und Kulturen geben - obwohl ich im Moment den Eindruck haben, dass die Völker der Welt alle im Niedergang begriffen sind. Nationalismus ist nur noch die Ideologie von Eliten und Möchtegern-Eliten und nur zu oft nicht mehr als Anstiftung zum Bruderkrieg. Ansonsten scheint mir da oft eher Brei als Volk zu sein, irgendwie total orientierungslos, wobei Nationalismus und Fundamentalismus die Orientierungslosigkeit noch unterstreichen.
Das mag dazu führen, dass aus Amis und Deutschen, Israelis und Palästinensern wegen der (Selbst)zerstörung ihrer Kulturen wirklich so etwas wie "Terraner" werden, weil nur eine Menschheits-Identität noch den Halt gibt, den partikulare Ideologien längst nicht mehr bieten. Die schreien zwar alle rum, aber es kommt mir so vor, als ob die auf ihrer eigenen Beerdigung aus dem offene Grab grölen.
Eine "Wiedergeburt" der Völker der Erde könnte ich mir nur vorstellen, wenn die alle die Globalisierer und ihre nationalfundamentalistischen Schreihälse zum Teufel gejagt haben. Dabei halte ich eine Rückkehr zu den Zeiten der Abschottung und des Bruderkrieges für ausgeschlossen. Wir hätten sowas wie eine "TWG", eine "Terranische Wirtschaftsgemeinschaft", die sich an der EWG der ersten Jahrzehnte orientiert. Also ein durchaus verbindlicher Bund autonomer Völker und sich selbst regierender Nationen.
Mit meiner Wunschwelt verbinde ich die Vorstellung, die Dinge zu tun, die ich will. Zwar nicht alles, weil man auch in der besten aller Welten nicht beliebig reich ist und überall willkommen und alles tun kann, aber vieles. Nicht mehr diese entsetzliche Reglementierung und Perspektivlosigkeit! Keine so genannte "Freiheit" mehr, wo man sich gegenseitig die Unfreiheit schön lügt.
Anstatt der akuten Unfreiheit endlich wieder Wahlfreiheit. Studieren, reisen, arbeiten, viel Geld verdienen, Frust schieben, weil Karriereträume platzten und man nur noch 1000 Eurodollaryen im Monat hat und der Loft in Tycho-City nicht mehr zu halten ist und man den Mond eh satt hat. Frau, Transe und Kinder haben oder irgendwas ganz Verrücktes tun. Als gescheiterter Broker wieder Erwarten die Aufnahmeprüfung für die Tiefraum-Astronauten bestehen und zu den Sternen fliegen. Saturn passieren und den Ex-Kollegen, die dort in Villen mit Blick auf die Ringe leben und sich für die Größten halten, per Bildtelefon die Zunge raussstrecken. Leben eben