Verlag -> Anaconda - Seiten -> 256 - Buch -> Gebunden
Klappentext:
Nach einer behüteten Jugend führt der schwarze, stattliche Hengst Black Beauty in der liebevollen Umgebung eines Gutshofs das Leben eines Reit- und Kutschpferdes. Eines Tages jedoch muss sein Besitzer ihn aus Geldnot verkaufen und Black Beauty gerät in die Fänge skrupelloser und egoistischer Menschen. Ein Ende seiner grausamen Leidenszeit scheint schon nicht mehr in Sicht, da nimmt ein kleiner Junge sich seiner an und sein Leben eine Wende. Mit ihrem aufrüttelnden Tierroman 'Black Beauty' schuf die englische Schriftstellerin Anna Sewell 1877 das große Vorbild aller modernen Pferdegeschichten - ein Muss!
Rezension:
Dieses Werk ist KEIN Kinderbuch. Es wurde später von Bearbeitern zu einem Kinderbuch degradierend umfunktioniert. Und über all die bekannten Bearbeitungen möchte ich hier nichts inhaltlich erzählen. Mir geht es um das Original und das, was ich in der Originalübersetzung gelesen habe:
Black Beauty
Anna Sewell schrieb nur ein Buch. Während ihrem Schreiben wurde sie schwer krank, wovon sie sich nie wieder erholte, doch sie schrieb bis zu ihrem Tod weiter, unbeirrt. Denn sie schrieb ihre Erfahrungen und eigenen Erlebnisse verarbeitend in diesem Werk nieder und wir "können" von diesem Werk ehrlich behaupten, dass es einen Teil ihrer Biographie zeigt. Anna hatte diesen besonderen Drang, nicht den zu schreiben sondern etwas, dass die erwachsene Nachwelt "bewusst" in Vergessenheit geraten ließ. Denn sie hat ihr Werk zu einem "Kinderbuch verkommen lassen". Nun ist ein Kinderbuch nichts Schlechtes, wenn es ein Kinderbuch ist oder mit der Absicht geschrieben wurde, dass es ein Kinderbuch sein soll.
Doch Anna hatte etwas anderes im Sinn. Ihre Intention war "mit bester Absicht" eine Botschaft in die Welt zu tragen, einen Appell. Und ratet mal, an wen? Nein. Nicht an die Kinder dieser Welt sondern an die Erwachsenen. An jene Erwachsenen, die als Pferdepfleger, Stallknecht oder wie heute Tierpfleger ihr Geld verdienen, jene die auf brutalste Weise Tiere misshandeln, sie zerpflegen, als Dinge betrachten. Und weil Anna diese grausame Art und Weise selbst mit erlebt hat und all diese Bosheiten in sich spürte als würde dies ihr selbst geschehen, da sie Tiere sehr gern hatte, hoffte sie mit ihrer Absicht, auf irgend eine Weise, ihren Teil dazu beizutragen, dass dieser Misstand sich ändert.
1993 war ich beim Zirkus. Da hatte ich schon von Black Beauty gehört und bei Fremden auch mal eine Folge dieser Serie im Fernsehen gesehen, doch drang mir da Black Beauty noch nicht ins Gemüt, dachte ich mir es doch als reine Mädchenorgie. 2003 las ich Black Beauty und war enorm erschüttert. Ja, ich hatte tatsächlich das wirkliche Werk von Anna Sewell gelesen und nicht diese Schundverschnitte wie es auch mit Nils Holgersson passiert. Mir wurde nicht nur klar, dass ich alles, was ich zuvor über oder von Black Beauty hörte oder sah, in die gedankliche Mülltonne werfen musste, nein, ich zensierte dieses Werk nach der Lesung sogar mit einer 1 (wertvoll).
Und ich hatte einen Kommentar im Hinblick auf die Erinnerung meiner Zeit beim Zirkus und auch in die Zeit bis zu meinem 15. Lebensjahr "zu Hause": Es hat sich nichts geändert, im Gegenteil, es ist weit aus schlimmer geworden." Heute, knapp 10 Jahre nach der Lesung muss ich sogar sagen, dass sich mein damaliger Kommentar in seinem Inhalt noch harmlos anliest, denn mittlerweile dürfen Hunde einfach erschossen werden, gesetzlich verankert sogar, nur weil sie nicht an der Leine sind. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Gründe, weshalb dies mal geschieht.
Ich appelliere also an alle Interessierten Leser von "Black Beauty", sich um die Originalübersetzung zu kümmern und erkennen zu lernen, dass Black Beauty im Ursprung kein Kinderbuch war und weshalb es auch heute immer noch keines ist sondern megawichtig, dass dieses Werk wieder seine ursprüngliche Autorität erlangt. Dass sich dieses Buch als phantasievolle Fabel liest, wie es Johann Wolfgang Von Goethe mit dem Reineke Fuchs getan hat, diente nur dem Zweck, den Erwachsenen vor Augen zu führen, dass auch Tiere und hier besonders Pferde leiden, eine Seele haben und sehr genau die Schmerzen empfinden, die ihnen von robusten Ignoranten zugefügt wurden und werden. Nur darum schlüpfte Anna Sewell in die Rolle von Black Beauty, weil Tiere bekanntlich nicht in der menschlichen Sprache ihre Beschwerden uns erzählen können. Doch ein empathischer Mensch mit dem Herzen am guten Fleck, vermag dies mit Hilfe der eigenen Vorstellungskraft zu tun.
Wer dies alles noch nicht weiß, der lernt, dass es über bisher Erfahrenes durchaus noch Neues zu erfahren gibt, wenn Mensch sich darauf einlässt, es auch erfahren zu wollen. Und bewusst habe ich die Historische Rubrik gewählt, denn in die Kinderabteilung gehört es auf keinen Fall rein, in der Belletristik wäre es zu schade und mit Fantasy hat es gar nichts zu tun, denn im Grunde ist es ein "Drama" mit einer wichtigen Botschaft an die erwachsenen Menschen.
Fazit: Jedem zu empfehlen, selbst jenen, die es nicht lesen wollen.