mein Humanismusverständnis beruht auf meinem geisteswissenschaftlichen Studium, dazu gehört natürlich Erasmus aber auch modernere Quellen. Für mich als Sokratiker ist die Verbindung zur Gesellschaftslehre wichtig.
Der Wikiartikel ist zwar nicht in allem Top aber (wie immer) gut brauchbar:
http://de.wikipedia.org/wiki/Humanismus
Die Verunglimpfung des Begriffs erfolgte durch Hitler, der versuchte den Fortschrittsgedanke, der in dem Begriff enthalten ist, mit dem Sozialdarwinismus zu verbinden. Wer nicht genügend entnazifiziert wurde, gebraucht den Begriff in Hitlers Sinn. Das ist aber inakzeptabel, da der Begriff geschichtlich zu bedeutend ist um ihn einfach aufzugeben. Die Abschaffung oder Umdeutung des Begriffs würde die Inhalte von 700 Jahren Geistesgeschichte unkenntlich machen. Selbstverständlich besteht bei Rechtsradikalen, Nationalliberalen und Individualfaschisten oder bei Menschen, die sich einfach nur den Wilden Westen zurückwünschen, dazu ein Interesse. Ich weise diese plumpen, destruktiven Versuche entschieden zurück.
Der Begriff läßt die Beziehung zu den Religionen offen und definiert sich nicht im Widerspruch zu ihnen. Doch genau deshalb ist er unverzichtbar. Der Atheismus begibt sich nämlich in einen verständlichen aber nicht immer sinnvollen Widerspruch zur Religion. Der Agnostizismus ist als Antibegriff ebenfalls mit Inhalten besetzt, die der Humanist nicht im Fordergrund haben möchte.
Kennzeichen des Humanismus ist, dass er den MENSCHEN und in einer dazu konkret zugeordneten Weise die GESELLSCHAFT in den Mittelpunkt stellt.
Würde, Menschenrechte, Gewaltfreiheit, Gewissensfreiheit, Bildung, Mitgefühl, Gemeinwohl, Kreativität, Güte, Milde, Ehrlichkeit und die Anerkennung der Möglichkeiten und Grenzen des Menschseins sind von den Vätern und Vertretern des Humanismus als wichtig erkannt und beschrieben worden und haben in der Lebenspraxis eine wichtige Rolle gespielt. Ich möchte Dir hier keine eklatanten Verstöße gegen diese Prinzipien vorwerfen, weise jedoch darauf hin, dass der Begriff mit Ansprüchen verknüpft ist und diese Ansprüche konkret und am geschriebenen Text nachprüfbar sind.
Im Zusammenhang mit unserem Thema ist eine humanistische Position jedenfalls nicht mit Schulterzucken in Einklang zu bringen. Es gibt gute Gründe, den Zuzug nach Europa zu begrenzen. Über die Gründe für die Reise über das Mittelmehr und die zugrundeliegenden Nöte, welche die EU teilweise direkt zu verantworten hat, weil Politiker und Kapitalisten der EU diese Nöte absichtlich herbeigeführt haben, ist eine humanistische Position allerdings informiert und berücksichtigt diese an geeigneter Stelle.