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Als ich während meines Studiums das "Essy über den Katholizismus, den Liberalismus und den Sozialismus" (deutscher Titel: "Der Staat Gottes") von Donoso Cortés las, fiel mir mit Bezug auf den Sozialismus Folgendes auf: Marx kam da nicht vor, dafür ereiferte sich der geistige Wegbereiter des Klerikalfaschismus Cortés über Bakunin. Die Linke und die Sozialisten waren für Cortés der "Feind" und Bakunin derjenige, der diesen Feind repräsentierten und mit dessem Schriften er sich befasste.
Heute wird Bakunin auch im Artikel auf Wikipedia als "Anarchist" sozusagen in eine "esoterische" und utopische Ecke gestellt. Ein Randläufer der Linken, dessen Ideologie unerfüllbare Voraussetzungen für eine gerechte Gesellschaft stellt.
Dabei nimmt Bakunin schon vor fast 150 Jahren jene Erfahrungen vorweg, die ich und viele Andere nach ihm immer und immer wieder haben machen müssen:
Zitiert nach http://de.wikipedia.org/wiki/Gott_und_der_Staat
Zur gleichen Zeit wie Bakunin und Marx lebte Proudhon, der den Begriff "Anarchismus" prägte. Vom ihm stammt folgende Aussage:
Quelle http://de.wikiquote.org/wiki/Pierre_Joseph_Proudhon
Daraus ergeben sich folgende Fragen: ging es disen Denkern in erster Linie darum, eine für alle Menschen gerechte Gesellschaft zu schaffen?
War ihr Disurs - "Anarchismus" - primär nur die Absage an überkommene ideologische Fesseln - von Religion und Kirche - und NICHT das Bestreben, neue in sich geschlossene und nur Eingeweihten verständliche Dogmensysteme zu errichten?
Lag das Verhängnis nicht so sehr in der Frage, wer "Recht" hatte, sondern darin, dass ein Denker - Marx - als grundlegend betrachtet wurde und alle anderen marginalisiert wurden?
Es ist doch viel logischer, wenn auch und gerade in der Linken Menschen ihre politischen Inspirationen aus unterschiedlichen Quellen beziehen und sich diese Inspirationen je nach Situation auch ändern. Als bei mir der Frust besonsers groß war, fand ich sogar die Perrypedia inspirierender als die Webseiten linker und rechter Extremisten.
Zum Gegensatz zwischen Marxismus und Anarchismus steht auf Wikipedia:
Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/Anarchismus#Anarchismus_versus_Marxismus
IMHO haben die Anarchisten mit ihrer Kritik am Marxismus in vollem Umfang Recht behalten:
Kader und Partei haben sich als Brutstätte und Tummelplatz für Massenmörder, große und kleine Tyrannen, Opportunisten und Karrieristen entpuppt.
Die alles wollten, nur eines nicht: eine gerechte Gesellschaft.
Den marxschen Geschichtsdeterminismus geißelte schon Popper als "moralischen Futurismus". Weil da die Richtigkeit des Sozialismus nicht darauf resultiert, dass er eine für alle Menschen gerechte Gesellschaft ist, sonders daraus, dass er das nächste und unvermeidliche Stadium einer vorherbestimmte historischen Entwicklung sei.
Wobei mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Niedergang der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung gerade die Geschichte, auf die die Marxisten so bauen, sie wiederlegt hat. Alldiweil sich jetzt auch "dank" des Marxismus das selbstzufriedene Bürgerpack als Sieger der Geschichte aufspielt.
Desaster pur und die Visage eines ehemaligen Hoffnungsträgers der radikalen marxistischen Linken - Stamokap! - auf Wahlplakaten macht die Sache nicht besser. Ich muss gestehen, weder Bakunin noch Kropotkin oder Proudhon gelesen zu haben. Doch in meinem Buchregal nehmen nicht die MEW Platz weg, sondern "Silberbände" von Perry Rhodan :rolleyes2:
Heute wird Bakunin auch im Artikel auf Wikipedia als "Anarchist" sozusagen in eine "esoterische" und utopische Ecke gestellt. Ein Randläufer der Linken, dessen Ideologie unerfüllbare Voraussetzungen für eine gerechte Gesellschaft stellt.
Dabei nimmt Bakunin schon vor fast 150 Jahren jene Erfahrungen vorweg, die ich und viele Andere nach ihm immer und immer wieder haben machen müssen:
Bis jetzt war die ganze Geschichte der Menschheit nur ein beständiges und blutiges Opfern von Millionen armer menschlicher Wesen für irgendeine unerbittliche Abstraktion: Götter, Vaterland, Staatsmacht, nationale Ehre, geschichtliche Rechte, juristische Rechte, politische Freiheit, öffentliches Wohl. […] Dass die Theologen, Politiker und Juristen dies sehr schön finden, ist klar. Als Priester dieser Abstraktionen leben sie nur von dieser beständigen Opferung der Volksmassen. […] Dass aber selbst die positive Wissenschaft bis jetzt das gleiche Bestreben zeigte, müssen wir feststellen und beklagen. Sie konnte es nur aus zwei Ursachen tun: einmal, weil sie, außerhalb des Volkslebens stehend, von einer bevorrechteten Körperschaft vertreten wird, und dann, weil sie sich selbst bis jetzt als absolutes und letztes Ziel aller menschlichen Entwicklung aufgestellt hat, während sie aufgrund bedachter Kritik, die sie anzuwenden fähig ist und die sie sich letzten Endes gegen sich selbst anzuwenden gezwungen sehen wird, hätte verstehen müssen, dass sie nur ein notwendiges Mittel zur Verwirklichung eines viel höheren Zweckes ist: das der vollständigen Humanisierung der wirklichen Lage aller wirklichen Individuen, die auf der Erde geboren werden, leben und sterben.
Zitiert nach http://de.wikipedia.org/wiki/Gott_und_der_Staat
Zur gleichen Zeit wie Bakunin und Marx lebte Proudhon, der den Begriff "Anarchismus" prägte. Vom ihm stammt folgende Aussage:
Die Politik ist die Wissenschaft von der Freiheit: die Beherrschung des Menschen durch den Menschen, gleichviel hinter welchem Namen sie sich verbergen mag, ist Unterdrückung, die höchste Vollkommenheit der Gesellschaft findet sich in der Vereinigung von Ordnung und Anarchie.
Quelle http://de.wikiquote.org/wiki/Pierre_Joseph_Proudhon
Daraus ergeben sich folgende Fragen: ging es disen Denkern in erster Linie darum, eine für alle Menschen gerechte Gesellschaft zu schaffen?
War ihr Disurs - "Anarchismus" - primär nur die Absage an überkommene ideologische Fesseln - von Religion und Kirche - und NICHT das Bestreben, neue in sich geschlossene und nur Eingeweihten verständliche Dogmensysteme zu errichten?
Lag das Verhängnis nicht so sehr in der Frage, wer "Recht" hatte, sondern darin, dass ein Denker - Marx - als grundlegend betrachtet wurde und alle anderen marginalisiert wurden?
Es ist doch viel logischer, wenn auch und gerade in der Linken Menschen ihre politischen Inspirationen aus unterschiedlichen Quellen beziehen und sich diese Inspirationen je nach Situation auch ändern. Als bei mir der Frust besonsers groß war, fand ich sogar die Perrypedia inspirierender als die Webseiten linker und rechter Extremisten.
Zum Gegensatz zwischen Marxismus und Anarchismus steht auf Wikipedia:
In einem Briefwechsel setzte sich Proudhon mit Karl Marx auseinander. Dabei stellte sich heraus, dass beide Themen wie Macht, Freiheit des Individuums, Rolle des Kollektivs als revolutionärem Subjekt sehr verschieden bewerteten. Proudhon argumentierte stärker mit philosophisch-ethischen Prinzipien, während Marx diese als bloß moralische Ideale kritisierte und eine wissenschaftliche Analyse der Widersprüche zwischen Kapital und Arbeit vermisste.
Proudhons Anhänger Michail Bakunin (kollektivistischer Anarchismus) und später Pjotr Alexejewitsch Kropotkin (kommunistischer Anarchismus) verbanden seine Theorien mit der Agitation für eine soziale Revolution, die zur radikalen Umwälzung der Besitzverhältnisse notwendig sei. In diesem Punkt stimmten sie mit Marx und Engels überein. Bakunin lehnte die führende Rolle einer revolutionären Kaderpartei jedoch ebenso ab wie staatliche Hierarchien und verwarf damit Marx´ Forderung nach der Gründung kommunistischer Parteien als revolutionärer Elite in den einzelnen Staaten ebenso wie die These von der „Diktatur des Proletariats“, die zur klassenlosen Gesellschaft führen solle. Er glaubte nicht, dass die Arbeiter zuerst die politische Staatsmacht erringen müssten, damit der Sozialismus aufgebaut und der Staat absterben könne, sondern wollte diesen direkt abschaffen. Diese Konzeption nannte er „antiautoritären Sozialismus“; ein Konzept, das von den Marxisten als „kleinbürgerlich-pseudorevolutionäre Ideologie“ abgelehnt wurde.
Zwischen 1864 und 1872 waren Anarchisten und Marxisten in der noch aus einer Vielzahl politisch divergierender Gruppen der Arbeiterbewegung bestehenden Internationalen Arbeiterassoziation (IAA) gemeinsam organisiert. Als der ideologische Konflikt zwischen den Anhängern von Bakunin einerseits und denen von Marx andererseits eskaliert war, wurde Bakunin 1872 aus der IAA ausgeschlossen. Der ideologische Konflikt, der 1876 zur Auflösung der IAA (heute auch unter der Bezeichnung „Erste Internationale“ bekannt) geführt hatte, markiert die erste grundlegende Zäsur in der Geschichte des Sozialismus und der internationalen Arbeiterbewegung – noch vor deren weiteren Aufspaltung am Wechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert in einen reformorientierten (sozialdemokratischen) und einen revolutionären (kommunistischen) Flügel.
Seit dem Auseinanderbrechen der IAA grenzen sich – Rudolf Rocker zufolge – Anarchisten in folgenden Punkten grundsätzlich vom Marxismus ab:
Ablehnung der von Hegel geprägten marxistischen „Schicksalstheorien“. In der Geschichte gebe es überhaupt keine Zwangsläufigkeiten („historischen Notwendigkeiten“, „Zwangsläufigkeit des historischen Geschehens“), „sondern nur Zustände, die man duldet und die in Nichts versinken, sobald die Menschen ihre Ursachen durchschauen und sich dagegen auflehnen“ (Rocker).
Ablehnung des „Historischen Materialismus“. Aus den wirtschaftlichen Verhältnissen könnten nicht alles „politische und soziale Geschehen“ erklärt werden.
Der Anarchismus begreift die Menschen als handelnde Individuen, lehnt die Betrachtung von Menschen als Masse ab.
Grundsätzliche Ablehnung eines Staates. Die Produktionsmittel von der Privatwirtschaft einem Staat zu übergeben, „führt lediglich zu einer Diktatur durch den Staat“ (Rocker).
Ablehnung von Gesetzen und Gesetzgebern. Entscheidungen werden dezentral, kollektiv und im Konsens entschieden. „Nur das freie Übereinkommen, ‚könnte‘ das einzige moralische Band aller gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen untereinander sein“ (Rocker).
Ablehnung einer Übergangsphase vom Kapitalismus zum Sozialismus. Der „Wille zur Macht“ müsse in einer freien Gesellschaft grundsätzlich bekämpft werden.
radikale Ablehnung aller kapitalistisch geprägten Begriffe:
Sämtliche Wertbegriffe, wie wir sie heute kennen, sind samt und sonders kapitalistische Begriffe. Luft, Sonnenlicht, Regen, Erdfeuchtigkeit, Humus, kurz, viele der wichtigsten Produktionsfaktoren sind, weil sie nicht monopolisiert werden konnten, heute kapitalistisch wertlos. (…) Mit dem Aufhören des Eigentumsbegriffes an Produktionsmitteln hört auch jeder Wertbegriff für den einzelnen auf. (Pierre Ramus, Franz Barwich)
Quelle http://de.wikipedia.org/wiki/Anarchismus#Anarchismus_versus_Marxismus
IMHO haben die Anarchisten mit ihrer Kritik am Marxismus in vollem Umfang Recht behalten:
Kader und Partei haben sich als Brutstätte und Tummelplatz für Massenmörder, große und kleine Tyrannen, Opportunisten und Karrieristen entpuppt.
Die alles wollten, nur eines nicht: eine gerechte Gesellschaft.
Den marxschen Geschichtsdeterminismus geißelte schon Popper als "moralischen Futurismus". Weil da die Richtigkeit des Sozialismus nicht darauf resultiert, dass er eine für alle Menschen gerechte Gesellschaft ist, sonders daraus, dass er das nächste und unvermeidliche Stadium einer vorherbestimmte historischen Entwicklung sei.
Wobei mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Niedergang der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung gerade die Geschichte, auf die die Marxisten so bauen, sie wiederlegt hat. Alldiweil sich jetzt auch "dank" des Marxismus das selbstzufriedene Bürgerpack als Sieger der Geschichte aufspielt.
Desaster pur und die Visage eines ehemaligen Hoffnungsträgers der radikalen marxistischen Linken - Stamokap! - auf Wahlplakaten macht die Sache nicht besser. Ich muss gestehen, weder Bakunin noch Kropotkin oder Proudhon gelesen zu haben. Doch in meinem Buchregal nehmen nicht die MEW Platz weg, sondern "Silberbände" von Perry Rhodan :rolleyes2: