Die Meldung über den Sturz Allendes wurde auf den Straßen gefeiert. Der Mann war ein naiver, selbstgerechter Ideologe ohne fundierte Bildung, seine Politik hatte im Land viel Schaden angerichtet. Stell dir eine dümmere, unfähigere und verhasstere Version von Habeck vor. So in etwa war Allende. Er ließ auf Arbeiter schießen, die aus Protest gegen seine Politik in Streik gegangen sind. Zum Zeitpunkt des Putsches hatte er sich sämtliche Machtgruppen im Lande mit Ausnahme der Sozialistischen Partei zum Feind gemacht. Arbeiter, Gewerkschaften, Kirchen, Wirtschaftsverbände, name it, alle wollten ihn loswerden. Er wollte am Ende sogar selbst zurücktreten, weil ihn keiner mehr unterstützte. Die Partei erlaubte es ihm aber nicht. Die wollte an der Macht bleiben. Neuwahlen hätte sie jämmerlich verloren.
Der Putsch traf kaum auf Widerstand, wurde wie gesagt toleriert bis unterstützt. Die Massenverhaftungen begannen erst später, in den Tagen nach dem Putsch. Die sozialistische Partei kam dabei nicht gut weg. Die stand unter Generalverdacht. Nicht zu Unrecht. Allende hat in seiner Amtszeit kubanische Waffen ins Land schmuggeln lassen und heimlich Paramilitärs für eine "sozialistische Volksrevolution" ausgerüstet. Castro war sein großer Held. Im Rückblick war das Vorgehen der Putschisten zu hart, aber aus ihrer Perspektive damals ging es darum, einen potentiellen Bürgerkrieg gegen kubanisch finanzierte Rebellen im Keim zu ersticken. Der hätte das Land zerstören können.
Die DDR war arg parteiisch in der Angelegenheit. Die hat sich voll und ganz auf die Seite der sozialistischen Partei gestellt, deren Version der Geschehnisse zur alleingültigen Wahrheit erklärt. Viele höhere Parteifunktionäre sind nach dem Putsch in die DDR geflohen und haben dort im Exil den Rest ihres Lebens verbracht.