Was bezeichnest Du inhaltlich als rächtz?
Rechts ist nach alter und eigentlich korrekter Unterscheidung die Seite der Fabrik- und Landbesitzer, welche Arbeitnehmer angestellt hatten. Marx hat die als Kapitalisten definiert. Eigentlich wäre ich dafür, diese Definitionen zu belassen, weil sich damit eine soziale Diskussion führen ließe. Piranha stand für diese alte Unterscheidung, das habe ich ihm immer hoch angerechnet. Leider klappt das nicht mehr. Soziale Situationen werden für Populismus mißbraucht und daher gibt es wieder Hunger in Deutschland. H4 war inhaltlich und handwerklich so schlecht, dass der soziale Frieden zerstört wurde. Die SPD geht daran zu Grunde und wird aufgelöst.
Danach gab es nämlich zwei fundamentale Neuausrichtungen. Zuerst traten zu den Rechten die Spekulanten, Geldgewinnler und diejenigen mit leistungslosen Einkommen hinzu. Leistungslose Einkommen werden allerdings auch am unteren Rand der Gesellschaft bezogen. Außerdem erhalten diejenigen leistungslose Einkommen, welche sich für das Giersystem kaputtgearbeitet oder kaputtgespart haben. Deren Position ist normalerweise ambivalent. Bereits diese Veränderung macht die Begriffe rechts und links hoch problematisch.
Die zweite Neuausrichtung betrifft die Tatsache, dass es Leute gibt, welche von der Globalisierung profizieren und zwei Gruppen, die davon verlieren. Die erste Gruppe sind diejenigen, welche materielle Nachteile von der Globalisierung haben, die zweite und deutlich zu unterscheidende Gruppe sind diejenigen, welche immaterielle Nachteile durch die Globalisierung erfahren, zb. indem ihre Lebensentwürfe zerstört werden. Unter Umständen können sich diese beiden Gruppen reziprog überlagern, zB, wenn jemand zwar finanziell durch die Globaliserung hinzugewinnt, sein Vertrauen aber zerstört ist.
Wer nach diesen Verwirbelungen noch als rechts und links zu definieren ist, muss als vollkommen offen gelten. Die Begriffe sind daher nur als Kampfbegriffe zu sehen und dienen dazu, eine Hasslinie zu definieren. Die Begriffe wären nur dann noch tauglich, wenn es einen Grundkonsens gäbe, nach dem die Welt zwar dipolar, aber nicht feindlich ist. Zwischen solche Positionen sind Hegel-Fichte-Synthesen möglich. Feindliche Positionen sind hingegen übergrifflich und nicht dialektisierbar.
Der Spruch: Nachts ist es kälter als draußen, macht es deutlich. Nachts und Draußen werden in diesem Spruch Kampfbegriffe, da sie sich nicht mehr auf die gleiche Achse beziehen. Pianha hat diesen Zustand für Populismus und Unterstellungen verwendet, und seine eigentlich sinnvolle Position übergrifflich gestaltet. Darum musste ich ihn auf die Igno schreiben.