Olaf Henkel Interview in der Schweiz
Hat der Aufstieg der AfD auch etwas mit dem Niedergang der FDP zu tun oder kommen die Stimmen, die Sie erhalten, nicht doch eher von rechts?
Nur die wenigsten Stimmen, die wir in Sachsen bekommen haben, kamen von rechts. Es gibt ja Analysen über Wählerwanderungen. Diese besagen, dass die meisten unserer Wähler von der CDU kamen, dann von der FDP und schliesslich von der Linken. Von der rechtsextremen NPD kamen dagegen relativ wenige. Das ist natürlich ein Schlag ins Gesicht all derer, die immer wieder behaupten, wir seien eine Partei, die am rechten Rand fische. Unsere Gegner haben versucht, uns in die rechte Ecke zu stellen, doch das hat die Wähler in Sachsen nicht überzeugt.
Ihren Aufstieg hat die AfD vor allem der Kontroverse um den Euro zu verdanken. Für die etablierten Parteien scheint das Thema nach wie vor der grosse weisse Elefant zu sein, der gut sichtbar im Raum steht und den doch keiner sehen will.
Wahrscheinlich wird das so bleiben, sodass wir in Deutschland weiter die einzige Partei sein werden, welche die unseligen Euro-Rettungspakete kritisiert und Alternativen dazu aufzeigt. Deutschland ist bisher das einzige Land der EU, in dessen nationalem Parlament kein einziger Abgeordneter gegen den Euro gestimmt hat. Überall in Europa gibt es ja grosse Unzufriedenheit über die Währungspolitik und entsprechend auch einigen Widerstand in den Parlamenten. In Deutschland ist dies nicht der Fall und das wollen wir ändern.
Wie geht es weiter mit dem Euro?
Man wird wohl versuchen, den Euro weiter zu retten – zulasten des deutschen Steuerzahlers und seiner Kinder. Auf lange Sicht ist die Eurozone aber zum Siechtum verurteilt: durch eine zunehmende Harmonisierung, durch den damit verbundenen Zent¬ralismus und die Vergemeinschaftung der Staatsschulden und Bankenschulden. Vielleicht wird der Euro gerettet werden, aber Europa und die Eurozone werden dabei langsam vor die Hunde gehen.
Sie reden von Alternativen. Wie sehen diese aus?
Zum einen könnten Länder, für die der Euro erkennbar zu stark geworden ist und die deswegen ihre Waren nicht mehr verkaufen können, aus der Währungsunion aussteigen. Das wäre in ihrem eigenen Interesse: In Griechenland liegt die Jugendarbeitslosigkeit mittlerweile bei 58 Prozent, in Spanien bei 54 Prozent und selbst in Frankreich bei 28 Prozent. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Deutschland, Österreich, die Niederlande und Finnland aussteigen und ihre eigene Währung aufbauen. Für Deutschland ist der Euro ja derzeit viel zu schwach, was sich vor allem an den dramatisch niedrigen Zinssätzen für deutsche Sparer zeigt.
Andererseits profitiert doch gerade die deutsche Exportwirtschaft enorm vom schwachen Euro.
Das stimmt zwar, doch ist eine schwache Währung auch süsses Gift. Zu D-Mark-Zeiten hatten wir in Deutschland 17 Aufwertungen. Dieser Aufwertungsdruck war einer der Gründe für den Erfolg der deutschen Industrie. Wir mussten immer produktiver sein als die anderen. Dieser Druck ist jetzt weg, weswegen wir langsam an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Die Zukunft der deutschen Exporte liegt heute ausserhalb der EU. Nur noch 31 Prozent gehen in die Eurozone.
Er hat m.E. die entscheidenste Punkte erwähnt. Billige Währung heisst noch lange nicht nachhaltiger Export. Wenn dies so wäre, dann wäre die Schweizer Exportindustrie schon längst am Boden. Genau das Gegenteil ist der Fall. Obwohl z.b. der CHF 3x höher ist als in den 80-er Jahren im Vergleich zum US$, sind die Exporte dorthin um 300 % gestiegen.
Der Euro ist eine Fehlkonstruktion, welche zu korrigieren ist. Alternativen hat Olaf Henkel genannt. Wer glaubt, einen Fehler nicht korrigieren zu müssen, weil er somit eigene Fehler eingestehen müsste, schadet dem Land und wird nicht darum herumkommen, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Eine Verweigerunghaltung aus unredlichen Gründen lässt einen Kollaps anwachsen und es wird immer schlimmer. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Am besten hat mir aber der letzte Satz von Henkel gefallen. Würde es nach mir gehen oder nach der Schweiz, würde ich darüber in ganz Europa abstimmen lassen:
Wir sind für ein Europa der Vater*länder, wie Charles de Gaulle es anregte, also für einen Bund souveräner Nationalstaaten und gegen einen europäischen Zentralstaat
BG, New York