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Studieren zu viele? - Nida-Rümelin wagt These
Julian Nida-Rümelin, Philosoph und Vorsitzender der SPD - Grundwertekommission, stellt die These auf, dass in Deutschland zu viel studiert wird. Zuerst einmal eine mutige These, den sie verläuft ab der üblichen bildungspolitischen Diskussionslinien. Und auch der Widerspruch durch Andrea Nahles und Johanna Wanka in schöner Gemeinsamkeit lies nicht auf sich warten. Gemeinsamer Tenor: Einen Akademisierungswahn gäbe es nicht. Die Wirtschaft brauche schließlich das Heer an Studierenden.
Doch werfen wir einen Blick auf Nida-Rümelins These. Einen ganz kleinen Blick jenseits von Wahlkampfgetöse und bildungspolitischem Mainstream. Gut 60% der Deutschen hat inszwischen eine Studienberechtigung. Bald gibt es mehr Studenten als Azubis. Nida-Rümelin geht davon aus, dass sich hieraus eine "negative Qualität" ergeben wird. Zugleich betont er aber auch sozialdemokratisch, dass Bildungschancen von der sozialen Herkunft unabhängig sein müssen.
In den großen Zeitungensberichten ist vor allem die Kritik an Nida-Rümelin zu finden. Nicht aber, was der Philosoph meinen könnte. Schade, Chance für eine vielleicht wichtige Diskussion verpasst, liebe Zeitungsverlage.
Dennoch der Blick über den Tellerrand in Form einiger vielleicht interessanter und nicht abschließender Punkte:
1. Das Studiensystem ist inzwischen kurz davor, das System der dualen Berufsausbildung zu überrunden. Frau Wanka betont die Gleichwertigkeit beider Systeme. Dennoch ist die Hochschulpolitik bildungspolitisches Steckenpferd. Unser international viel geleobtes duales Ausbildungssystem wird sich selbst überlassen anstatt auch dort Ressourcen für die Weiterentwicklung hinein zu geben.
2. Mehr Studierende an den Hochschulen? Ja, klingt gut. Doch ist Masse = Qualität? Die Hiobsbotschaften hinsichtlich schwieriger Lehr- und Lernbedingungen an den Hochschulen reissen der Finanzspritzen zum trotz nicht ab.
3. Wie wirkt der hohe Grad an Akademisierung gesellschaftlich?
4. Massenstudium. Ist der Bäcker bald auch Bachelor? Und ist der Bachelor bald auch Bandarbeiter in der Autoindustrie? Zumindest einigen Studierten geht es inzwischen so. Das Studium wird durch die Masse entwertet.
5. Thema Fachkräftemangel: Laut Arbeitsagentur werden vor allem Handwerker und Facharbeiter gesucht.
Vielleicht hat Nida-Rümelin einen wichtigen Beitrag zur bildungspolitischen Diskussion geleistet. Vielleicht ist auch alles zu schwarz gemalt. Eine Diskussion ist das Thema aber wert.
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/studiere...r-warnt-vor-akademisierungswahn-12554580.html
Julian Nida-Rümelin, Philosoph und Vorsitzender der SPD - Grundwertekommission, stellt die These auf, dass in Deutschland zu viel studiert wird. Zuerst einmal eine mutige These, den sie verläuft ab der üblichen bildungspolitischen Diskussionslinien. Und auch der Widerspruch durch Andrea Nahles und Johanna Wanka in schöner Gemeinsamkeit lies nicht auf sich warten. Gemeinsamer Tenor: Einen Akademisierungswahn gäbe es nicht. Die Wirtschaft brauche schließlich das Heer an Studierenden.
Doch werfen wir einen Blick auf Nida-Rümelins These. Einen ganz kleinen Blick jenseits von Wahlkampfgetöse und bildungspolitischem Mainstream. Gut 60% der Deutschen hat inszwischen eine Studienberechtigung. Bald gibt es mehr Studenten als Azubis. Nida-Rümelin geht davon aus, dass sich hieraus eine "negative Qualität" ergeben wird. Zugleich betont er aber auch sozialdemokratisch, dass Bildungschancen von der sozialen Herkunft unabhängig sein müssen.
In den großen Zeitungensberichten ist vor allem die Kritik an Nida-Rümelin zu finden. Nicht aber, was der Philosoph meinen könnte. Schade, Chance für eine vielleicht wichtige Diskussion verpasst, liebe Zeitungsverlage.
Dennoch der Blick über den Tellerrand in Form einiger vielleicht interessanter und nicht abschließender Punkte:
1. Das Studiensystem ist inzwischen kurz davor, das System der dualen Berufsausbildung zu überrunden. Frau Wanka betont die Gleichwertigkeit beider Systeme. Dennoch ist die Hochschulpolitik bildungspolitisches Steckenpferd. Unser international viel geleobtes duales Ausbildungssystem wird sich selbst überlassen anstatt auch dort Ressourcen für die Weiterentwicklung hinein zu geben.
2. Mehr Studierende an den Hochschulen? Ja, klingt gut. Doch ist Masse = Qualität? Die Hiobsbotschaften hinsichtlich schwieriger Lehr- und Lernbedingungen an den Hochschulen reissen der Finanzspritzen zum trotz nicht ab.
3. Wie wirkt der hohe Grad an Akademisierung gesellschaftlich?
4. Massenstudium. Ist der Bäcker bald auch Bachelor? Und ist der Bachelor bald auch Bandarbeiter in der Autoindustrie? Zumindest einigen Studierten geht es inzwischen so. Das Studium wird durch die Masse entwertet.
5. Thema Fachkräftemangel: Laut Arbeitsagentur werden vor allem Handwerker und Facharbeiter gesucht.
Vielleicht hat Nida-Rümelin einen wichtigen Beitrag zur bildungspolitischen Diskussion geleistet. Vielleicht ist auch alles zu schwarz gemalt. Eine Diskussion ist das Thema aber wert.
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/studiere...r-warnt-vor-akademisierungswahn-12554580.html