Rassismus ist die einfache Antwort auf komplexe Probleme. Vorurteile und Verallgemeinerungen sind viel einfacher, als wirklich die Probleme und ihre Ursachen auf individueller Ebene zu analysieren. Da muss man sich nicht mit komplizierten Zusammenhängen und Multikausalität auseinandersetzen. Die Schuldfrage ist sofort geklärt: Die Gene oder die fremde Kultur. Fertig.
Die gewaltigen Themenkomplexe Kolonialisierung, Ausbeutung, Waffenexporte, Sozialisierung und Kriegstreiberei kann man dann einfach umgehen. Der "Neger" ist schuld - so einfach ist das.
Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben folglich mit Unwissenheit und der Verweigerung des Nachdenkens über Multikausalität zu tun.
Dazu kommt die Überheblichkeit, dass man selbst ja über angebliches Geheimwissen verfüge, welches von der Politik und Medien angeblich vertuscht werde. Natürlich ist kein Journalist und kein Zeitung oder Nachrichtkanal neutral - dass steht außer Frage. Aber eine zentral gesteuerte, parteiübergreifende Desinformationskampage durch alle Leitmedien und Parteien (außer den Rechtsradikalen natürlich) hinweg ist einfach eine naive Verschwörungstheorie.
Mit diesem "die Lügen"-Schutzschild macht man sich natürlich imun gegen alle rationalen Fakten und Argumente - denn "die da oben" lügen ja und es ist alles inszeniert. So ergötzt sich der in seiner Filterblase gefangene Fremdenfeind an der Aneinanderreihung von einzelnen Nachtichtenmeldungen von Straftaten durch Ausländer. Und wenn der "islamistische Brandanschlag" auf Notre Dame als Unfall dargestellt und die Identität eines Minderjährigen Gleise-Schubs-Opfers geschützt wird, dann sind das in den Augen dieser Möchtegern-gegen-den-Strom-Schwimmer nur weitere Beweise für ihre krude Theorie der Verschwörung durch Politik und Medien.
Der Unwissenheit und der Verweigerung des Nachdenkens über Multikausalität würde ich somit noch eine gehörige Portion Paranoia hinzu fügen.
Das ist Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.