Kultur ist das, was sich eine Gesellschaft freiwillig gibt, wie sie leben will. Das hat zwei Voraussetzungen: 1. Eine Gesellschaft und 2. genug Freiheit, dass sie sich etwas freiwillig geben kann. Beide Voraussetzungen sind nicht selbstverständlich. Es wird in dieser Definition (die ich für sehr gut halte) davon ausgegangen, dass wir zur Zeit dieser Definition eine solche Gesellschaft hatten. Ich bestreite deutlich, dass wir heute eine solche haben, darum kann es strenggenommen eine deutsche Kultur nicht mehr geben. Tatsächlich ist dieser Zustand das Grunddilemma. Die Gesellschaft wurde durch den Kapitalismus zerstört, als er die soziale Marktwirtschaft soweit ausgehöhlt hat, dass man davon nicht mehr sprechen kann, auch wenn er als Worthülse weiterexistiert, als ob man eine ausgefressene Käferexhuvie als Käfer bezeichnet. Schon der Markt ist nicht mehr wirklich existent und sozial ist davon gar nichts, höchstens noch ein klein wenig sozialistisch, im negativsten Sinne. Marx und die Vordenker aller sozialer Ideen haben es versäumt, die Persönlichkeit des Menschen nicht mehr als Ziel zu erhalten, sondern wenn er seine Grundbedürfnisse befriedigt hat, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Maslov wollte aber die Bedürfnisse niederer Ebene befriedigen, DAMIT die Bedürfnisse der höheren Ebene zum Zuge kommen. Die Sozialisten und Kommunisten haben das vergessen.
Dass auch die notwendige Freiheit fehlt, schenke ich mir jetzt detailiert zu begründen. ich versichere allerdings, dass eine reine Propagandapolitik eine solche nicht erhalten kann. Wir sind kulturell noch unter das Niveau von Hitler zurückgefallen. Darum kann es im engeren Sinne keine Kultur mehr geben. Da die Werte von der Gesellschaft und der Kultur abhängen, sieht es um sie leider nicht besser aus.
Trotzdem gibt es beides natürlich noch als Utopie.
Wie sieht also diese Utopie aus? Wir können eine Reihe von Namen schreiben, welche in ihrer Gesamtheit und in ihrem gemeinsamen Geist die mitteleuropäische Kultur repräsentieren. Natürlich könnte man über jeden Namen steiten aber ungefähr auf folgende könnte man sich halbwegs verständigen, wobei sie bewusst widersprüchlich ist: Franz vAssisi, ThvAquin, Petrarca, Galilei, Kopernikus, Jan Hus, Luther, Dürer, Erasmus, Goethe, Heine, Bach, WvHumbold, Kierkegaard, Marx, Nietzsche, Bismark, OHahn, Bonhoeffer, de Gaulle, BBrecht, Wols, Beuys, Menuhin, Schlingensief... die müssen erstmal reichen.
Was haben diese Menschen gemeinsam? Und was unterscheidet sie so auffällig von den Gestalten, welche unseren modernen flachgeistigen bürokratisch-technokratischen Schlendrian plus Werbefernsehen zu verantworten haben? Die Gegenliste: Merkel, Schröder, Raab, Kleber, Baselitz, Hoeneß, Ackermann, Opolka... mir wird schlecht. Was die anderen gemeinsam haben und warum???
Sie haben danach gesucht was sie für wahr hielten und haben dies vertreten, selbst dann, wenn ich persönlich anders entschieden hätte. Sie unterlagen nicht der modernen materialistischen Sicherheitssucht.
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ich will das erstmal als Frage stehen lassen...