Die Frage von Hedge-Fonds und Finanzgeiern bewerte ich insofern anders, als ich es schlicht für die Schuld der Staaten selbst halte. Wer nicht in der Lage ist, als Staat ordentlich zu kontrollieren, wenn man weiß dass Unternehmen nicht das "Gute" im Sinn haben, selbst Schuld.
Entschuldigung, welche Schuld haben Staaten, die mit wenigen ihnen gegebenen Mitteln über Zinsen die Investoren anzulocken versuchen? Die Hedge-Fonds sind jedoch keine Investoren, sie werfen riesige Summen in den betroffenen Staat - für ein paar MILIMILISEKUNDEN!!!- um dann wieder abzuziehen. Wenn diese riesigen Summen in
dauerhaften Wandeln sind, man kann doch auf sie nicht zugreifen, obwohl sie immer da sind und "den letzten Blut" dem Staat aussaugen. Nein sie können die Finanzen NICHT kontrollieren, weil es ist der Sinn des globalen neoliberalen Finanzsystems: die Regeln "der Großen" "den Kleinen" aufzudrängen. Wer nicht gehörcht wird, wird durch Strafen gehörig gemacht. Dafür sind die internationalen Finanzstrukturen da.
Dass wir Probleme mit einem ordentlichen Wettbewerb haben, halte ich ebenfalls für eine dramatisch negative Entwicklung, das Grundprinzip des Kapitalismus ist hingegen absolut richtig und das ist historisch einwandfrei belegbar.
Das größtes Problem der Menschen liegt darin, dass man versucht etwas, was man als Positives herausgefunden hat, zu verabsolutisieren. Man fordert die Konkurrenzfähigkeit in Anlehnung auf darwinscher Evolutionskonzept und ausblendet, dass die Evolution - IMMER - sowohl auf Konkurrenzfähigkeit als Partnerschaft/Symbiosen berüht.
Das gleiche passiert eben auch auf der Wirtschaftsmarkt: Die Konkurrenz geht
parallel mit der Bildung von der Allianzen, wenn auch anfangs waren die ersten nach außen mehr präsent, jetzt die zweiten. Es ist Dialektik jeder Evolution: eine Partnerschaft, die in einer Verschmelzung und entstehung einer Neuen Einheit mündet, beginnt nach außen sich als EIN Ganze zu behaupten, was notwendig in der Überlebenskampf zur Konkurrenz um die Ressourcen führt.
Es sind aber immer zwei Seiten einer Medaille. Wir als bewuste Lebewesen mit eigenem Ego sind auch ein Ergebnis der Evolution der
Partnerschaft der bestimmten Zellen. Das leider ist von unserer bewusster Wahrnehmung ganz verschwunden.
Was Du als Grundprinzip hälst, ist in Wirklichkeit kein Prinzip sondern eine Gegebenheit, ein Attribut, das einhergeht. Der Unterschied liegt daran, dass es eine Folge des evolutionäres Wechselwirkungsnetzes - eines Marktes - ist, nicht die Ursache (also nicht Grundprinzip). Und wenn man über Grundprinzip des Kapitalismus spricht, kommt unweigerlich zum Kapital.
Wir haben leider den Staat an der falschen Stelle geschwächt, nämlich der Wettbewerbskontrolle.
...daher finde ich, dass die stärkung der Wettbewerbkontrolle ist
ein Kampf mit Symptomen, der zwar auch etwas helfen kann, dennoch die Krankheit selbst wird dadurch nicht besiegt... Es liegt leider in Konzept des Marktes selbst, dass er sich dahinbewegt, wo er zurzeit sich befindet.
Die Behauptung der geringeren Durchlässigkeit der Gesellschaft halte ich schlicht für eine Ausrede von Menschen die nicht leistungsbereit sind.
Nein, es ist keine Ausrede. Es geht doch nicht um einzelne Individuen. Es geht um Makroebene, die gesellschaftliche Ebene, die strukturiert ist. Was auf Ebene "der schwäbischen Frau" mag stimmen, muss nicht auf staatliche oder globale Ebene stimmen. Es ist doch klar, dass in einer Gesellschaft ein Teil ist der Individuen eher passiv sind, begnügen mit dem wenigen, sehen Sinn ihres Lebens woanders, als gesellschaftlich gefordert ist. Andere sind mehr aktiv also leistungsorientiert. Es ist objektiv so ist. Muss man wirklich den Teil, der nicht
derzeitigen Forderungen entspricht, so zusagen eliminieren bzw. es zu versuchen? Ich sehe, dass dieser "Balast" (der durch genetische, sozio-kulturelle Umwelt, durch gesellschaftliche Umwälzungen bestimmt wird) birgt in sich ein Potential für die Gesellschaft, die bei veränderten Gegebenheiten kann ihr Überleben sichern. Ich denke hier weniger an "Schmarotzer", die in jeder sozialen Gruppe geben kann, sondern von vielen Menschen, die in DAS GELTENDE SYSTEM aus vielen Gründen können oder wollen nicht integrieren. Ich denke an vielen Kreativen, die leben in prikären finanziellen Lage, an den Menschen, den die Gesellschaft hat keine richtige Startbedingungen gegeben hat und nicht zuletzt den Menschen, die ihren Jobs unverschuldet verloren und können keinen neuen finden...Eine Gesellschaft hat immer eine Struktur, die wir zwar nicht visuell wahrnehmen können, dennoch sie gibt. Die soziale Absicherung MUSS von dem Staat gegeben werden.
Ich verstehe auch, dass die Menschen meistens wählen den Weg des kleineren Widerstands. Daher wenn man mit soziale Hilfe das gleiche finanzielle "Polster" hat wie mit dem Arbeiten, wählt man tendenziell die Soz. Hilfe. Hier aber nicht die Menschen schuldig sind, sondern das SYSTEM, das
mit der Arbeit nur die Grundsicherung schafft, das er auch ohne Arbeit dem Mensch schuldig ist. Die beschämde Niedriglöhne sind derzeit unseres gesellschaftliches Problem. Da liegt das Problem, nicht in den Individuen und das kann nur von gesellschaftliche, der staatliche Ebene gelöst werden.
Im Grunde aber, um unsere Diskussion abzuschließen, weil sie Offtopic läuft, das moderne Problem liegt in der Deutung des Staates in dem System. Das Problem messe ich um vieles höher als den marxistischen Kampf mit dem Kapital. Das
neoliberales Konzept will den staat am liebsten aussen vor lassen. Merkwürdige Weise in diese radikale Form schließt sich das neoliberale Konzept mit der linken Internationalismus/Anarchismus, die den Staat aus verschiedenen Gründen abschaffen wollen. daher jetzige Parole ist nicht kapital oder nicht, sondern der Staat oder nicht...