Hätte man damals die identifizierten Fälle isoliert und (ja ist herzlos) versterben lassen,
gäbe es heute keine neu Infektionen.
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HIV/Aids: Seit den 1980er Jahren starben schätzungsweise rund 30 Millionen Menschen infolge der Immunschwächekrankheit. Heute leben Millionen Menschen mit dem HI-Virus und dank antiretroviraler Medikamente. Bisher gibt es keine Impfung und keine Heilung. Im östlichen und südlichen Afrika leben die meisten HIV-infizierten Menschen, von denen aber viele gar nicht wissen, dass sie infiziert sind. Die Herausforderung ist nicht nur die Eindämmung der Neuinfektionen, sondern auch, die Infizierten ausreichend und dauerhaft mit den nötigen Medikamenten zu versorgen.
Selbst, wenn man das hätte machen wollen, wie hätte es gehen sollen?
Als das HI-Virus 1983 entdeckt wurde, war es schon längst weltweit verbreitet. Man schätzt z.B., dass es schon um 1970 in den USA vorhanden war, also lange, bevor AIDS-Fälle 1981 aufgefallen waren.
Eine HIV-Infektion verläuft eben auch lange latent; man erkennt nicht, dass der Betreffende krank ist. Es gibt zwar bei einigen Infizierten nach einige Wochen eine leichte fieberhafte Erkrankung mit Lymphknotenschwellungen, aber bei anderen ist dies wiederum nicht nachweisbar. Außerdem sind das sehr unspezifische Symptome.
Die Molekularbiologie war damals noch in den Kinderschuhen. Die Methode, auf der der aktuelle Test auf SARS-CoV-2 beruht, die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wurde erst 1986 veröffentlicht! Als dann Antikörper-basierte Tests auf HIV zur Verfügung standen, war es ein Problem, sie zugleich spezifisch und sensitiv zu bekommen, d.h. die Rate an falsch positiven und falsch negativen Testergebnissen zu minimieren.
Eine Massentestung wäre sinnlos gewesen, weil der positive prädiktive Wert, d.h. die Wahrscheinlichkeit, dass ein positiv Getesteter auch tatsächlich positiv ist, sehr niedrig war. Dies lag an der sehr niedrigen Prävalenz der Erkrankung. Das Hauptergebnis wäre gewesen, dass man sehr viele Menschen positiv getestet hätte, die eigentlich negativ waren.
Die Entdeckung von AIDS, die Herstellung des Zusammenhangs mit dem HI-Virus und die Entwicklung einer hochaktiven anti-retroviralen Therapie waren Sternstunden der Medizin. Ich weiß nicht, wie man das damals hätte besser und schneller machen können.
Die ganz anderen Übertragungswege von SARS-CoV-2 erfordern eine ganz andere Strategie. Natürlich kann die Medizin dazu einiges beitragen, etwa den Test und die Verbesserung des Tests, die klinische Prüfung antiviraler Substanzen, und die Entwicklung eines Impfstoffes. Ich bin da, abgesehen von der Verbesserung des Tests, aber leider nicht sehr optimistisch.
Es gibt heute noch keine hochwirksame Therapie gegen die durch andere Coronaviren hervorgerufenen SARS und MERS, und auch keine etablierte Impfung!
Nächstes Jahr eine wirksame und sichere Impfung gegen COVID-19 zu haben, wäre eine gigantische Leistung. Bis dahin brauchen wir epidemiologische Maßnahmen der Verlangsamung und Eindämmung. Natürlich könnte man den Dingen auch ihren Lauf lassen, dann hätten wir im günstigsten Fall wohl zwischen 200.000 und 300.000 Toten, im ungünstigsten so zwischen 3 und 5 Millionen. Wer will dieses Risiko eingehen? Welcher Politiker könnte die Verantwortung dafür übernehmen?