Meine drei Großonkel sind im Russlandfeldzug umgekommen. Zwei sind verschollen und vom Dritten gibt ein Brief, den ich nachfolgend abbilde, eines Kameraden vom Todestag Auskunft über die Umstände des Todes.
Wer die Handschrift nicht lesen kann, unter den Abbildungen der Klartext.
Herbert Merten
Im Felde, 24.II.42
Lieber Vater Knierim,
Ich habe die traurige Pflicht, Ihnen den letzten Wunsch Ihres Sohnes Karl zu erfüllen. Es war ein tragisches Geschick, das er ausgerechnet am Tage seines Geburtstages am 24.II. bei der Abwehr eines überraschenden Angriffes russ. Falschirmtruppen fallen musste. Unser Küchenunteroffizier hatte verschiedene Sachen zu seinem Geburtstag besorgt; zu allem Überfluss gab es auch noch Post und Karl freute sich so riesig, dass ein Geburtstagsgruß seines Mädels pünktlich genau angekommen war. Wir saßen gerade beim Feiern seines Geburtstages als plötzlich Alarm kam. Mit dieser Freude auf dem Gesicht ging Karl ins Gefecht. Er stand an seinem Granatwerfer bis zuletzt, bis der Russe auf 75m herangekommen war. Immer noch feuerte er ununterbrochen mit seinem Werfer, als es einem MG der Russen gelungen war uns zu umgehen. Und dieses MG schoß aus der Flanke. Mehrere Schüsse der Garbe trafen Karl. Einer in den Kopf; einer in die Herzgegend und einer in die rechte Seite. Ohne das er einen Laut von sich geben konnte, war er sofort tot.
Der Angriff der Russen wurde abgeschlagen. Er ließ mindestens das zehnfache an Toten und Verwundeten auf dem Schlachtfeld. Beigetragen hat dazu in erster Linie der Werfer Ihres Sohnes Karl.
Wenn es einen Trost geben kann, dann nur den, das er seine soldatische Pflicht bis zur letzten Minute erfüllte. Wir alle aus seiner Granatwerfergruppe werden ihn nie vergessen. Und wenn dereinst der Sieg über den Bolschewist errungen ist und wir das Glück haben in die Heimat einzuziehen, dann steht hinter diesem Sieg das Opfer auch Ihres Sohnes Karl.
Lassen Sie mich nun mit der Versicherung meiner tiefsten Anteilnahme schließen.
Mit stillem Gruß bleibe ich Ihr
Herbert Merten Uffz.
Erst 71 Jahre ist dies her und die Trommeln wirbeln wieder.