#MUC1201 Kleines Resümee von München:
Es waren heute erneut sehr viele Menschen in der Stadt, jedoch überall im Zentrum verteilt. Unglaublich viele kleine Gruppen unter 10 Personen. Egal wo man hin kam, erklang der Ruf "Friede, Freiheit, Selbstbestimmung". Auch Trillerpfeifen hörte man an jeder Straßenecke. Die Menschen bekommen inzwischen ein gutes Gefühl dafür, wer dazu gehört, auch ohne Worte. Man sieht es an den strahlenden Gesichtern, die aufgewachte Menschen auszeichnen. Nicht nur vor Pizzaständen und Dönerläden versammelten sich die Gruppen. Als dort einer meinte "Essen ist ja noch erlaubt", lachten die ganzen umstehenden Passanten. Man erkennt sich eben. Es mag zwar einerseits schwieriger werden, aber die Menschen lassen sich nicht mehr einschüchtern, und finden immer neue selbstbestimmte kreative Lösungen.
An allen zentralen Plätzen waren jedoch auch verdeckte Ermittler mit Knopf im Ohr. Auch so lässt sich erklären, dass wie aus dem nichts zahlreiche Polizeifahrzeuge den Gärtnerplatz abriegelten. Die maximale Anzahl an Personen war wohl aus Sicht der Polizei überschritten. Es gab dort auch mehrere Anzeigen. Aber auch die Livestreams sind ein willkommenes Geschenk der Demonstranten für die Polizei, wie mir ein Polizeibeamter aus den höheren Rängen kürzlich mitteilte. In den Führungsfahrzeugen laufen die Livestreams, um die Polizei zu den passenden Orten zu dirigieren.
Als Filmer macht es natürlich wenig Sinn alle diese kleinen Gruppen zu filmen, schon um die Persönlichkeitsrechte zu wahren. Aber es funktioniert auch ohne Internet, ohne Stream und ohne Telegram, wenn die Menschen ihrem Bauchgefühl folgen.
#M1201 Ein durchwachsener Tag und eine neue Hoffnung.
München 13.01.2022 11Uhr
Für „München-steht-auf“, als Initiative die regulären sichtbaren Protest durchführen will war es sicherlich kein Erfolg. Als zentrales Koordinierendes Organ hatte sie sich am 12.01. selbst ausgeschaltet und trug nichts weiter zum Geschehen bei. Das hat sicherlich auch einige verunsichert.
Dennoch haben sich viele Menschen ein Herz gefasst und waren in der Innenstadt unterwegs. Weniger als in den Vorwochen, aber sie waren nicht zu ignorieren. Kaum erfassbar unter den anderen Flanierern, Einkäufern und Spaziergängern. Die Rufe und die Pfeifkonzerte waren in der ganzen Innenstadt präsent. Es bilden sich offenbar immer mehr individuelle, auf unterschiedlichen Wegen vernetzte Kleingruppen. Dezentrale Strukturen entstehen. Durch die Wochen der versuchten Unterbindung des wahrnehmbaren Protests hat sich eine Bewegung herauskristallisiert die sich immer mehr verselbstständigt. Der Geist der am 15. und 22.12. aus der Flasche kam ist ganz offensichtlich nicht mehr einzufangen. Eine Koordination des Protests ist nicht länger nötig. Die Protestbewegung in München braucht offenbar auch keinen Melchior Ibing mehr der den Menschen sagt was sie tun sollen. Die Polizei kann so etwas nicht fassen. Wie Wasser entgleitet es so gut wie jedem Zugriff. Sie schafft die dystopische Kulisse für eine nicht zu kontrollierende Protestform aus eigenverantwortlichen Menschen und Kleingruppen. „Der Infektionsschutz hat höchste Priorität“ hallt es durch das abendliche München im Winter. Dem steht immer öfter gute Stimmung und Ironie entgegen. Von „Friede, Freude, Eierkuchen“-Rufen wird berichtet.
Die Kleingruppen, die sich vermutlich sogar teils ad Hoc bilden, können bei größeren Konzentrationen auch in andere Gebiete ausweichen. So etwas lässt sich nicht Kesseln und jede Eskalation kann vermieden werden. In so mancher Gruppe mag auch schon der Gedanke Raum greifen dass dieses Konzept auch Montags funktionieren kann.
München bleibt auf den Beinen und kann auch aufstehen und laufen wenn die Initiative „München-steht-auf“ mal nicht weiter weiß.
Es lebe der Frieden, die Freiheit und die Demokratie.
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