Der Staat versteckt 80 Prozent seiner Schulden – und sprengt das Sozialsystem
Deutschlands Schuldenlast ist infolge der Ukraine-Krise gestiegen. Das wahre Ausmaß der Verschuldung ist aber noch weit größer, wie aktuelle Berechnungen zeigen. Die Pläne der Ampel verschärfen das Schuldenproblem noch. Leidtragende sind vor allem die Jungen.
Die Coronakrise und die weitreichenden Folgen des russischen Angriffs der Ukraine lasten schwer auf dem deutschen Staatshaushalt. Immer neue Hilfspakete für Unternehmen und Bürger haben den Schuldenstand auf mehr als 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen lassen. Doch in dieser offiziell für 2021 ausgewiesenen Zahl ist der Großteil der Staatsschulden noch gar nicht enthalten.
Wie die aktuelle Generationenbilanz zeigt, die der Finanzwissenschaftler der Universität Freiburg, Bernd Raffelhüschen, jährlich für die Stiftung Marktwirtschaft erstellt,
betragen die Gesamtverbindlichkeiten Deutschlands knapp 400 Prozent des BIP, was 14,2 Billionen Euro entspricht.
Den Löwenanteil dieser gewaltigen Schuldenlast bilden die in den Sozialversicherungen versteckten Verbindlichkeiten. Die implizite Verschuldung ist
mehr als viermal so groß wie die offiziell ausgewiesene explizite Verschuldung. Die Summe aus expliziten und impliziten bezeichnen Ökonomen als Nachhaltigkeitslücke.
Sie gibt an, welche Rückstellungen der Staat bilden müsste, um die langfristigen Leistungsversprechen etwa bei der Rente, den Pensionen, im Gesundheitswesen oder in der Pflege zu erfüllen, ohne die Steuern und Abgaben zu erhöhen. Tatsächlich lebt der Staat aber von der Hand in den Mund, zahlt mit den jeweiligen Einnahmen die jeweiligen Ausgaben und bildet keine Finanzreserven.
Allein in der Rentenversicherung steckt laut Raffelhüschens Berechnungen eine nicht sichtbare implizite Verschuldung von fast 90 Prozent des BIP. Auf die gesetzliche Krankenversicherung entfallen rund 70 Prozent einer Jahresleistung an versteckten Schulden, auf die Pflege noch einmal gut 50 Prozent des BIP und auf die Beamtenversorgung noch einmal eine Jahresleistung.
https://www.welt.de/wirtschaft/plus239624675/Staat-ve..
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