„Die gegenwärtige Lage an den Energiemärkten tötet Europas Wettbewerbsfähigkeit“, warnte Außenminister Péter Szijjártó auf der 4. Budapest LNG Summit.
„Es mag ja sein, dass Erdgas einst durch Wasserstoff abgelöst wird, aber irgendwie müssen wir die Zeit bis dahin überleben“, sagte der Minister auf der Budapester Konferenz am Montag und schlug vor, den gesunden Menschenverstand einzuschalten und mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. 2022 habe gezeigt, dass Europa einer Illusion der Energiesicherheit verfallen war. Der Ukraine-Krieg und die falschen Reaktionen darauf ließen den Gaspreis in Windeseile auf das Zehnfache hochschnellen.
Ein Anschlag, als wäre nichts gewesen
Wie ungeschützt die kritische Energieinfrastruktur sei, habe der Terroranschlag gegen die Gaspipeline Nord Stream auf schockierende Weise vor Augen geführt. Noch immer gebe es keine unabhängige internationale Untersuchung in der Angelegenheit. „Stellen Sie sich das gleiche Szenario einmal bitte in den Vereinigten Staaten von Amerika vor, und welche Reaktionen das dort ausgelöst hätte!“
Als Europa dem Winter entgegenzitterte, gab es eine Welle von Falschmeldungen; alle Welt redete vom hohen Füllstand der Speicher, aber niemand davon, in welcher Relation die Gasspeicher den Bedarf abdecken können. Europa hatte dann aber großes Glück mit dem milden Winter. Er warnte die Politik, diesen Erfolg vorzeitig zu feiern, denn die nächste Heizsaison werde gleich aus drei Gründen noch schwieriger.
Zum einen werden mindestens 50 Mrd. m3 russischen Gases fehlen, zum zweiten generiert die Öffnung Chinas eine erhöhte Nachfrage, zum dritten seien die neuen LNG-Kapazitäten noch sehr beschränkt. Damit aber lasse sich der Verlust der russischen Quellen vorläufig nicht kompensieren. Europa bezahle heute sieben Mal so viel für Erdgas, wie die USA, und drei Mal mehr für den Strom, als China. Diese Lage töte Europas Wettbewerbsfähigkeit, beklagte der Minister. Die Lösung würde darin bestehen, die Angebotsseite zu stärken.
Kein Geld mehr für Gasinfrastruktur?
Gleichzeitig kritisierte Szijjártó die durch die EU-Kommission verlängerte Bestimmung, 15% des Energieverbrauchs einzusparen, weil das im Sommer nur zu Lasten der Industrie geschehen könne. Ungarn möchte Erdgas aus Aserbaidschan und über LNG-Terminals ins Land holen, in Brüssel aber sei zu hören, es gebe keine Förderungen für den Ausbau der Gasinfrastruktur mehr. „Das wäre ein großer Fehler, denn irgendwie müssen wir überleben, bis die neuen Technologien funktionieren.“