Presse im Wandel oder Stillstand?
Was in den online Ausgaben von Zeitungen passiert, seit dem diese Moderation eingeführt worden ist kann jeder selbst feststellen, wenn er ein Kommentar abgibt welches nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmt. Diskussionen werden beeinflusst, indem nur die gewünschten bzw. mainstreamkonforme Kommentare veröffentlicht werden. Der Rest wird gnadenlos gelöscht.
Es ist wohl so, dass schon jetzt sowohl Moderatoren als auch Poster eher vorsichtig agieren. Einen Plan sehe ich allerdings auf Seiten der Presse nicht, zumindest nicht um die Meinungsfreiheit einzuschränken; eher ist es die Angst rechtlich für gepostete Beiträge belangt zu werden. In der Konsequenz führt es aber in jedem Fall zu einer Einschränkung der Meinungsfreiheit. Es ist ja keine Presse mehr im eigentlichen gedruckten Sinne; in jedem Fall wird sie unter diesem Beharren auf Althergebrachtem leiden (Absatzzahlen), wenn sie sich nicht kreativ der Chancen einer Online-Welt öffnet.
Ein lediglich eingestelltes Abbild der Print-Variante ist es nicht; hier verbleiben die Leserbriefe. Und die selektiven Online-Ausgaben sind häufig wegen fehlender aktueller Beiträge, des Lesens kaum wert. Hierfür, wenn es ohne weitere Angebote nicht verbessert wird, Geld zu verlangen, ist m.E. auch keine wirkliche Lösung. Interaktion wäre eine Lösung; also werden die Poster hier noch gefragt und benötigt; ob nun mit Klar- oder Nick-Namen. Weiteres muss folgen, z.B. Themenangebote, die laufend aktualisiert, kommentiert und in der Breite/Tiefe recherchierbar sind; Energiewende wäre hierfür ein Themenbereich.
Es sind schlicht die grenzenlosen (na ja?) Möglichkeiten, die das Internet bietet, und die letztlich auch eine Veränderung der realen Welt darstellen. Ein Presserat scheint dies nicht zu sehen. Leider aber auch nicht die Mehrheit unserer gewählten Abgeordneten in Bundes- und Landtagen. Auch Richter haben es schwer, mit diesen Veränderungen umzugehen; siehe Beurteilung der Download-Aktivitäten der Bürger. Allein die mehr oder weniger unveränderte Sicht des Urheberrechts zeigt, wie weit viele der o.G. in der Zeit stehen geblieben sind. Und hiermit bin ich denn wieder bei der Presse, die um jedes einzelne Wort kämpft, das Google oder andere Suchdienste ihren Treffern hinzufügen wollen.
Schließlich auch noch einmal zu den Klar- /Nick-Namen. Ich möchte nicht, dass mein zukünftiger oder heutiger Chef im Internet eine von mir nicht mehr vertretene Meinung im Internet recherchieren kann. Und selbst wenn ich noch hinter dieser Meinung stehe, kann es mir zum Nachteil gelangen; wie geschrieben, recherchierbar über Jahre(zehnte). Auf der anderen Seite interessiert mich denn z.B. aber auch eine mit Nick-Namen geäußerte Meinung eines Mandatsträgers, der sich gegen die öffentliche Meinung seiner Partei stellt, aber die hier schon beschriebenen denkbaren Repressalien fürchtet. Nur mit Klar-Namen werden Meinungen fehlen!
Zur politischen Dimension dieses Themas empfehle ich die entsprechenden Passagen im Buch "Limit" von Frank Schätzing über die Katz und Mausspiele bezüglich der Internet-Kommunikation in China. Und dies im Jahre 2009!
P.S. Schimpftiraden, Beleidigungen, Nullaussagen ff. verteidige ich hiermit nicht; aber wie geht man mit vermeintlichen Tabuthemen um?