Prolog
Die „ Qualitätsmedien“ berichten nicht mehr auf Grund gründlicher Recherche vom Arbeitsmarkt. Sie nützen wie in der allgemeinen Berichterstattung das von der Nomenklatura erwünschte Narrativ des Fachkräftemangels, Vollbeschäftigung oder robuster Arbeitsmarkt. Sie nutzen die Psychologie der Guten Nachricht, in Zeiten in denen sich die Krisen überhäufen.
So hören wir gebetsmühlenartig von der monatlich anwachsenden Fachkräfteknappheit. Den robusten Arbeitsmarkt und der sozialversicherungspflichtigen Rekordbeschäftigung.
Aber auch davon, dass Menschen in Arbeit obdachlos sind (ZDF Magazin WISO vom 30.01.23), eine Vielzahl von Kommunen große Waldflächen in neue Gewerbegebiete umwandeln möchten, damit die Bürger Arbeit finden. Jobsharing im Niedriglohnbereich, wachsende Armut von Menschen die rackern und stempeln aber bei den Tafeln Lebensmittel beziehen müssen. Eine galoppierende Inflation, sprunghaft steigende Energiekosten und einmalig einbrechende Einzelhandelsumsätze sowie eine drohende wirtschaftliche Rezession.
Thema:“Robuster Arbeitsmarkt“
Meldung Tagesschau, 09:00 Uhr 28.12.2022 Milliardenüberschuss bei der Rentenversicherung
Plausibilitätsprüfung:
Kurz gesagt, neben der Übersterblichkeit durch die COVID-19-Pandemie und die Anhebung des Rennteneintrittsalter für die Altersrente auf 67 Jahre entlastet die Rentenversicherung. Der „robuste
Arbeitsmarkt“ kann mit Blick auf die GPV und die GKV meines Erachtens dafür nicht herangezogen werden.
GPV Pflegeversicherung der Beitrag bleibt trotz „robusten Arbeitsmarkt“ bei 3,05 % plus eventuell zu zahlenden Kinderlosenzuschlag 0,35 % stabil.
Das Defizit wächst: Die Krankenkassen verzeichnen bei der Pflegeversicherung ein Minus von 2,2 Milliarden Euro - und dabei ist ein Milliarden-Darlehen des Bundes noch nicht mit eingerechnet.
Hingegen trotz „robusten Arbeitsmarkt“ in der GKV in 2023 ein Anstieg von durchschnittlich 0,3 % von 15,9 auf 16,2% zu erwarten ist.
Für das Jahr 2024 sieht der Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) ein Defizit von etwa 30 Milliarden Euro auf die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zukommen. Das würde eine drastische Erhöhung des Krankenkassenbeitrages nach sich ziehen.
Im Jahr 2022 wurde das Rennteneintrittsalter für die Altersrente um einen Monat auf 65 Jahre und 11 Monate angehoben. Das heißt 1/12 weniger Rentner dieses Geburtsjahrgangs die das Rennteneintrittsalter für die Altersrente im Kalenderjahr erreicht haben. Ab 2024 bis 2029 wird die Rentenkasse pro Jahr um 2/12 entlastet. Das heißt 2/12 weniger Rentner eines Geburtsjahrgangs die dann das Rennteneintrittsalter für die Altersrente im Kalenderjahr erreichen.
Im übrigen ein 1964 geborener Mann dessen Renteneintrittsalter 2031 für die Ruhestandsrente 67 Lebensjahre beträgt. Wird die Lebensarbeitszeit für diesen Mann, wenn er mit 15 eine Lehre begonnen hat 52 Arbeitsjahre umfassen und somit, stand heute, die längste Lebensarbeitszeit weltweit sein. Warum Mann? Weil bei Frauen die Zeit der Kindererziehung aus welchen Gründen auch immer in den Statistiken von der Lebensarbeitszeit abgezogen wird. Weitere Gendergruppen werden in den Statistiken aktuell noch nicht erfasst.
ALG II heißt jetzt Bürgergeld altes System neuer Anstrich, neuer Name und die Vorgaben des BverfG wurden bezüglich der Regelsätze und der Sanktionsmöglichkeiten eingepflegt. Höchstens 30 % Sanktion (Strafe) des Regelbedarfs die es jetzt wieder vom ersten Tag an gibt mit eingearbeitet. Plus ein Paar Schönheitsreparaturen bezüglich Schonvermögen....
Aber wie ist die wahrhaftige Realität auf dem Arbeitsmarkt?
Von einer tatsächlichen Fachkräfteknappheit fehlt weiterhin jede Spur, die Löhne steigen nicht wie bei einer tatsächlichen Fachkräfteknappheit zu erwarten ist übermäßig an. Im Gegenteil die Reallöhne sinken. Die Menschen die be den Tafeln Lebensmittel beziehen müssen. obwohl sie jeden Tag früh aufstehen und den ganzen Tag arbeiten. sind in den letzten Monaten stark angestiegen.
ARD Tagesschau: „Zwei Millionen Hilfesuchende: Viel mehr Menschen nutzen Tafeln Stand: 30.12.2022 07:14 Uhr.“
Die Lebensmittel bei vielen Tafeln in Deutschland werden knapp. Vermehrt wird um zusätzliche Spenden gebeten.
Mehr als 3.400.000 Personen werden in der BA Statistik nach wie vor als unterbeschäftigt geführt.
Millionen Arbeitnehmer stehen jeden Tag früh auf und arbeiten für12 €/Stundenlohn Mindestlohn.
Durch die exorbitant ausufernde Ausweitung des Niedriglohnsektor wurden nicht nur viele Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte in den Arbeitsmarkt integriert sondern auch viele gut bezahlte Vollzeitarbeitsplätze in Mini und Midijobs zerstückelt. Das heiße Armut trotz Arbeit oder rackern und stempeln.
Das Statistische Bundesamt berichtet in einer Pressemitteilung vom 29. August 2022
„Hohe Inflation führt im 2. Quartal 2022 zu Reallohnrückgang von 4,4%“...
Das Statistische Bundesamt berichtet in einerPressemitteilung Nr. 497 vom 29. November 2022
...Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ergibt dies einen realen (preisbereinigten) Verdienstrückgang von 5,7 %. ….
Das ist der Stärkste Reallohnverlust für Beschäftigte seit Beginn der Zeitreihe.
Hingegen die Geldvermögen alljährlich neue Rekordstände erreichen.
Die Analyse
Die Arbeitsmarktzahlen im Spiegel der Wahrhaftigkeit
Im BA Bericht Januar 2023 wird die Zahl der Unterbeschäftigten mit 3.455.146 Personen in Unterbeschäftigung 7,5 % beziffert. Alleine diese Zahl zeigt eindeutig das tatsächliche Vollbeschäftigung nicht einmal im Ansatz erreicht ist. Auch unter der Berücksichtigung des demographischen Faktor relativiert sich der „Erfolg der Arbeitsmarktreformen“ auf die Überblähung des Niedriglohnsektor und „Jobsharing“ das Narrativ dazu heißt Sozialversicherungspflichtige Rekordbeschäftigung
im BA Monatsbericht Januar 2023 wird die Zahl der Leistungsberechtigten wie folgt beziffert (SGBII;SGB III ohne Bezieher von Asylleistungen und Kriegsflüchtende)
Im Januar 2023 sind in den Rechtskreisen des SGB II,III insgesamt 6.241.120 Personen leistungsberechtigt *Endgültige Werte stehen erst nach einer Wartezeit fest. Vollbeschäftigung ist das nicht!
Im Detail waren das im Januar 2023:
816.998 Personen waren im Bezug von Alg-A Leistungsbeziehende.
Des weiteren erhielten 3.862.197 Personen als Erwerbsfähige Leistungsberechtigte (ELB) und 1.561.925 Personen als Nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte (NEF)
Die (Kennzahl) der Arbeitslosen im Sinne des § 16 SGB III wird im Januar 2023 in der offiziellen Statistik der BA auf 2.616.019 Personen beziffert. Gleichzeitig wird die Zahl der Teilnehmer an Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik nach einer ersten Schätzung für Januar 2023 im BA Bericht auf 693.226 Personen geschätzt. Der Bestand gemeldeter Arbeitsstellen (Mehrfachnennungen, bereits besetzte aber noch nicht gelöschte, Redundanzen inbegriffen) wird im Januar 2023 im BA Bericht auf 764.326 veranschaulicht.
Arbeitsuchende Kriegsflüchtlinge auch aus der Ukraine und Migranten sind in dieser Statistik großteils nicht erfasst
Fachkräftemangel
Tatsächlich ?
Na ja, wenn dann Fachkräfteknappheit.
Entweder wurden nicht ausreichend Fachkräfte ausgebildet oder die Arbeitsbedingungen (Pflege/Handwerk) oder das Arbeitseinkommen/Stundenweise Beschäftigung (Gastronomie) sind für den Lebensunterhalt der Beschäftigten, nicht attraktiv noch ausreichend. Ein tatsächlicher Fachkräftemangel, ist auf den Arbeitsmarkt unter Berücksichtigung des Willens der Ausbildung von Fachkräften, nicht erkennbar. Hingegen die Knappheit von „Billiglohnarbeitskräften“ durchaus realistisch ist.
Kleiner Tipp an alle die Servicekräfte in der Gastronomie händeringend suchen.
Stundenweise Abrufbereitschaft auf Mindestlohnbasis am Wochenende an Sonntagen an Feiertagen und in den Abendstunden ist nicht attraktiv. Auch das Selbstbezahlen der „Service-Dienstkleidung“ ist nicht zu empfehlen und das Einbehalten der Trinkgelder ein absolutes NO-GO.
Im übrigen waren meiner Erfahrung nach viele „Fachkräfte“ in der Gastronomie schon traditionell und vielfach seit den 60 er Jahren „Gastarbeiter“ die in den 90er Jahren von „Fachkräften“ aus Osteuropa abgelöst wurden.
Fachkräftemangel Busfahrer (Keine Diskussion ohne den Fachkräftemangel der Busfahrer)
Der ÖPNV wird vielfach als kommunales Zuschussmodell realisiert. In Zeiten steigender Energiekosten und notorisch klammer Geldbeutel der Kommunen, verwundert es nicht das hochdefizitäre Buslinien eingestellt werden. Das „Narrativ“ Fachkräftemangel ist dafür für die Bürger verständlicher vermittelbar als Sparmaßnahme aufgrund gestiegener Ausgaben.
1.1 Eckwerte des Arbeitsmarktes Bericht Januar 2023 (PDF Seite 54)
Tabellenanhang zum Monatsbericht Januar 2023
Quelle der Zahlen:
https://statistik.arbeitsagentur.de...d-0-202301-pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=3
Diese Analyse des Arbeitsmarktbericht der BA wurde unter Verwendung der Quellzahlen des BA Bericht Januar 2023 von Sybilla am 31. Januar 2023 um 12 Uhr erstellt.