Gedankenexperiment
Für dieses Experiment müssen Sie nichts glauben. Es ist vollkommen unabhängig davon, was Sie sich unter Gott vorstellen oder nicht vorstellen oder wo Sie diesen ansiedeln. Wenn Sie sich einen Gott auf dem Saturn-Mond Titan vorstellen, ist Ihnen in Wirklichkeit klar, dass er vielleicht auch auf Titan ist, aber keineswegs mehr oder häufiger auf Titan als anderswo. Ihre Vorstellung von Gott wird sich also durch das Experiment eher nicht ändern, höchstens sehr vage und wenn, dann eher zum Positiven. Das Experiment ist übrigens nicht neu, es wurde millionenfach durchgeführt. Es gibt sogar einen bekannten Songtext darüber. Ich nenne ihn hier nicht, um Sie nicht zu prägen. Wenn Sie diesen schon einmal gehört haben, dann machen Sie das Experiment ohnehin zu wiederholten Male. Vielleicht machen Sie es dieses Mal etwas ehrlicher, bewusster, demütiger.
Versetzen Sie sich also in einer stillen Stunde gedanklich und probehalber in die Lage Gottes. Das ist nicht verboten, Sie bilden nichts ab, sie lästern nicht, sie haben auch keinen anderen Gott neben den bestehenden gesetzt, denn Sie machen nur ein interessantes Gedankenexperiment. Sie wissen ja, dass der Experiment-Gott nicht der im Himmel ist. Sie werden sich nicht für ihr Experiment halten, Kinder halten sich auch nicht für ihre Sandburgen. Da können Sie ohne Sorge sein. So gut können Sie Mein und Dein unterscheiden. Im Gegenteil, wenn Sie dies tun, rücken Sie gedanklich ihre Prioritäten zurecht. Im besten Fall bekommen sie sogar ein wenig Ehrfurcht vor dem, den Sie für echt halten. Und wenn Sie keinen für echt halten, fühlt es sich so an, als könnten Sie doch an einen glauben, zumindest theoretisch. Das ist aber nicht das Ziel des Experiments.
Und meinen Sie bitte nicht, dass es nicht gelingen könnte. Sie sind nämlich schon mitten drin, wir Menschen können nicht – nicht kommunizieren und wir können auch nicht – nicht imaginieren. Zwar wird Gott über-vernünftig oder außer-vernünftig sein, aber nicht unter-vernünftig. Sie werden ihn im Experiment nicht entwürdigen, Sie werden Gott oder dem Gedankenexperiment nicht weniger zutrauen als sich selbst. Wenn Sie also mit Gedanken oder einer Kochstelle, Wasser um ein Grad Celsius erwärmen können, werden Sie Gott dies auch zutrauen. Sie werden nicht der Meinung sein, dass Ihre unverbindliche Vorstellung von Gott es nicht zuwege bringen könnte. So etwas abwegiges ist in uns Menschen nicht angelegt. Machen Sie sich also keine Sorge um Ihre Ethik.
Dies ist keine geführte Meditation, darum geht es nicht, ich möchte Sie nicht auf eine vor-formulierte Reise schicken. Ich möchte, dass Sie ernsthaft mit sich selbst sind.
Könnten die 10 Gebote von Gott inspiriert sein? Rein theoretisch, versteht sich. Nun könnten Sie ein kleines Problem mit der Genauigkeit der Formulierung haben. Aber darum geht es hier nicht. Sie werden der Meinung sein, ganz egal, ob Sie das glauben oder nicht, dass ein Gott, der etwas schafft, die Gebrauchsanleitung davon erstellen kann, so wie ein Waschmaschinenhersteller besonders geeignet ist, die Gebrauchsanleitung für seine Wachmaschine zu schreiben, gehen wir mal von einer funktionierenden Wirtschaft aus.
So wird Gott etwas zur Ethik des Menschen beitragen können, sofern er existiert. Da wir uns einen Waschmaschinenhersteller vorstellen können, der eine Gebrauchsanleitung schreiben kann, können wir uns auch einen Gott vorstellen, der eine Ethik hinbekommt. Gott könnte uns etwas Zusätzliches mitteilen, am besten etwas Glaubwürdiges. Aber er wird uns nicht an der Nase herum führen, er hat keinen Grund dazu. Wenn ihm Unfug unterlaufen wäre, natürlich rein hypothetisch, wäre das für uns vermutlich als Unfug erkennbar, rein theoretisch, versteht sich.
Warum? Weil wir uns selbst eine Gebrauchsanweisung schreiben können. Können wir? Selbstverständlich können wir das, wir müssen doch nur den Menschen beobachten und mit seinen Möglichkeiten und den Folgen seiner Ethik abgleichen. Intelligente Menschen tun das und passen ihr Handeln daraufhin an. Und halten Sie den Gott ihres Experimentes bitte nicht für blöder als er ist. Das wäre nämlich UNTER-vernünftig und das haben wir für die Dauer unseres Experimentes aus gutem Grund ausgeschlossen. Der gesunde Mensch ist in der Lage, die Folgen seines Tuns abzuschätzen und leidet darunter, wenn kranke Menschen dies nicht berücksichtigen, die Folgen ihres Tuns nicht abschätzen und vorhersehbar ins Elend laufen.
Angenommen, Gott wollte den Menschen einen Messias senden. Er würde ihn ankündigen. Er würde das Erscheinen an bestimmte Voraussetzungen knüpfen, so dass die Menschen sich in ihrem Verhalten darauf einstellen können und er würde bestimmte Zeichen vorausgehen lassen, WELCHE DIE MENSCHEN NICHT beeinflussen können, denn sonst würden sie den Planeten zur Hölle machen, was wir ja sehen.
Es muss noch geklärt werden, WOZU ein Messias notwendig wäre. Um die Erde von denjenigen zu säubern, welche die Voraussetzungen für das Erscheinen des Messias bewerkstelligen? Was könnte ein Messias besser als ein Mensch? Er könnte besser erlösen? Von was müsste, könnte oder sollte der Mensch von einem Messias erlöst werden? Die Probleme des Menschen sind alle bekannt. Die Lösungen auch. Wozu also sollte ein Messias erscheinen? Sie kommen auf nichts? Versuchen Sie es bitte ausgiebig und danach bis zur Erschöpfung. Sie kommen auf nichts? Ich auch nicht. Da die Probleme des Menschen alle bekannt sind und die Lösungen auch alle bekannt sind, wird es keinen Messias geben. Messiase sind alle schlicht überflüssig. Es gibt nichts, worauf der Mensch eine Antwort bräuchte. So wie in der ganzen Bibel unklar bleibt, was denn nun die Sünde des Menschen sei, so bleibt auch in der ganzen Bibel und in allen religiösen Schriften unklar, wovon denn der Mensch nun von außen erlöst werden müsste. Da wir Menschen genau wissen, auf welche Weise wir uns unsere Probleme machen, und wie wir das unterlassen könnten, benötigen wir keinen Messias, weil wir nur unsere Verantwortung abschieben würden und uns damit nur ein neues Problem aufhalsen würden. Der Messias würde uns ein Alibi geben, warum wir Riesenbabys bleiben dürften und so würde der Messias die Sünde erzeugen, anstatt sie zu lösen. Darum kann es keinen Messias geben und Gott kann keinen schicken, denn sonst würde er ja, wie die Regierungen, das Problem zuerst selbst erzeugen, um eine Lösung vorzutäuschen. Das wäre unter-vernünftig und solch einen Gott haben wir im Gedankenexperiment per Definition und aus gutem Grunde ausgeschlossen. Vergessen Sie daher jeden Gedanken an einen Messias und wenden sie sich selbst der Lösung zu.