PolitikBasis – Im Dialog mit Henrico F.
Sein letzter Coup ist nun schon fast 3 Jahre her. Bemerkenswert unspektakulär und bodenständig straft er auch heute noch aller Zweifler Lügen.
PolitikBasis redete mit dem ehemaligem Querschläger über Zukunft, Politik, Arbeit.
Wer hätte das gedacht damals, 2006. Die Presse – vornehmlich Springer, hatte ihre Weihnachtsstory, ihre Leser durften sich warmechauffieren an diesen kalten Wintertagen, und suhlten sich wieder einmal in ihren bürgerlich-moralischen Disziplinen. Nur einer war am rechten Ort – zur rechten Zeit. Kurt Beck war es nicht.
Was war geschehen? Wir erinnern uns, es war am Abend des 12. Dezember 2006, Glühwein lag in der Luft, als der damalige SPD-Chef Kurt Beck angestrengt seinen Körper über den Wiesbadener Weihnachtsmarkt schob.
Hartz4 war abgesegnet, die erhoffte Trendwende am Arbeitsmarkt setzte sich nur, wie zu erwarten, über die Statistiken ein, und der Rückhalt in der Bevölkerung schwand zunehmen. Nein, es war keine gute Zeit für die SPD.
Und manchmal, in Deutschland zwar selten, und von Person zu Person verschieden, bricht sich der stille, schwelende Groll der verfehlten Politik seinen Weg an die Oberfläche bis in die Öffentlichkeit hinein.
Ausnahmefälle, denn dazu gehört etwas, was man an keiner Uni lernt …. Henrico F. hatte es an diesem Abend. Er, der ehrenamtlich im Hartz4-Forum tätig war, wußte wovon er sprach, als er Kurt Beck an diesem Abend auf die Misstände hinwies – lautstark und unüberhörbar.
Von der harten verbalen Konfrontation mit der Realität in die Enge getrieben blieb Kurt Beck nur der Angriff nach vorne. “S’ Lebbe iss doch, wie’s iss” kam es gepresst über seine Lippen, gefolgt von dem berühmten Satz: „Waschen und rasieren Sie sich, dann haben Sie in vier Wochen einen Job.“, der lange wie eine schallende Ohrfeige für alle (Lohn)Arbeitsplatzlose nachklang.
Welche Rolle spielte die Presse?
Diese Story war das gefundenen Fressen für die Presse, die sich das Forcieren der Lohndrückerei nicht nehmen lassen wollte. Natürlich nicht, so sind es doch finanzkräftige Unternehmen, die einnahmeträchtige Werbungen schalten, und so eine wirtschaftliche Symbiose mit den Medien eingehen. Eine Zweckpartnerschaft, flankiert von einer Politikerkaste, die wiederum Medienbeteiligungen unterhält, und ihre Leute in Aufsichtratsposten einschleust. Ein relativ hermetische Gruppierung also, die fast schon verständlicherweise abgeschottet handeln. Kostensenkung und Rationalisierungen kommen dort immer gut.
Der Punk als Reizbild gegen den SPD-Chef, ein Negativbeispiel für eine ganze Gruppe in der Gesellschaft. Zu gerne hätten sie sich bestätigt gesehen in ihren Aussagen. “Er wolle ohnehin nicht arbeiten”, “Er würde versagen”
Die Netzzeitung betonte z.B. in einem Interview vom 19. Jan 2007, daß Arbeitslose besondere Probleme hätten. Wie, als wäre es eine Krankheit die mittels Job-Coachern in der Rolle des Docs zu heilen wäre:
Darauf, daß Henrico F. einfach nur einen Job haben wollte, der seinen Bedürfnissen entspricht, kommen so manche “Experten” oftmals einfach nicht. Sondern erklären ihre Version unnötig verkompliziert und versteckt hinter pseudowissenschaftlichem Geschwalle und allerelei Hokuspokus.
Die Süddeutsche sparch gar vom Rückfall in die Lethargie als Henrico F. nicht wie erwartet stramm stand und ehrfurchtsvoll den Bückling machte vor so viel staatstragendem Engagement.
Nun, was ist aus Henrico F. geworden?
Björn Dischleit von der PolitikBasis befragte ihn, und traf auf einen, an seinen Aufgaben, gewachsenen Mann.
Zufrieden mit dem Geleisteten wirkt er, mit Recht, denn mittlerweile ist er bei dem digitalen Musik TV-Sender iMusic 1, der ihn damals einstellte, zum “Koordinator Postproduction” aufgestiegen. Für beide Seiten eine gute Wahl wie es scheint. Single sei er noch, so Henrico obwohl er viele neue Bekanntschaften machen durfte, seit dem besagten Jahr 2006. Und befragt man ihn nach seiner politischen Ausrichtung, so sollte man nicht erwarten, daß sich da etwas geändert hätte.
Ist das eventuell eine kleine, versteckte Warnung an Kurt Beck? Wohl eher nicht, denn den ehemaligen Rummel um seine Person kann und konnte er nicht viel abgewinnen. Und sein Planung für die Zukunft? Daß er möglichst lange bei seinem Sender arbeiten kann, ist seine knappe Antwort.
Was bleibt für ein Resumee: Wir erleben gerade im Fall des Henrico F. wieder einmal, daß nicht sture Angepasstheit, 101 Bewerbungen im Formstil, und das Bedienen des glatten Mainstreams zu Zielen führt, sondern es darf, auch ruhig mal das Durchbrechen gesellschaftlicher Wertevorstellung sein, um das zu erreichen, wo andere nur nach Normen agieren. Ob sie es damit aber dann schaffen ist fraglich.
Individulaität und Persönlichkeit ist der Schlüssel. Und davon scheint es zur Zeit immer weniger zu geben.
In diesem Sinne, alles Gute Henne.
Autor: Björn Dischleit - Berlin - 2009
Sein letzter Coup ist nun schon fast 3 Jahre her. Bemerkenswert unspektakulär und bodenständig straft er auch heute noch aller Zweifler Lügen.
PolitikBasis redete mit dem ehemaligem Querschläger über Zukunft, Politik, Arbeit.
Wer hätte das gedacht damals, 2006. Die Presse – vornehmlich Springer, hatte ihre Weihnachtsstory, ihre Leser durften sich warmechauffieren an diesen kalten Wintertagen, und suhlten sich wieder einmal in ihren bürgerlich-moralischen Disziplinen. Nur einer war am rechten Ort – zur rechten Zeit. Kurt Beck war es nicht.
Was war geschehen? Wir erinnern uns, es war am Abend des 12. Dezember 2006, Glühwein lag in der Luft, als der damalige SPD-Chef Kurt Beck angestrengt seinen Körper über den Wiesbadener Weihnachtsmarkt schob.
Hartz4 war abgesegnet, die erhoffte Trendwende am Arbeitsmarkt setzte sich nur, wie zu erwarten, über die Statistiken ein, und der Rückhalt in der Bevölkerung schwand zunehmen. Nein, es war keine gute Zeit für die SPD.
Und manchmal, in Deutschland zwar selten, und von Person zu Person verschieden, bricht sich der stille, schwelende Groll der verfehlten Politik seinen Weg an die Oberfläche bis in die Öffentlichkeit hinein.
Ausnahmefälle, denn dazu gehört etwas, was man an keiner Uni lernt …. Henrico F. hatte es an diesem Abend. Er, der ehrenamtlich im Hartz4-Forum tätig war, wußte wovon er sprach, als er Kurt Beck an diesem Abend auf die Misstände hinwies – lautstark und unüberhörbar.
Von der harten verbalen Konfrontation mit der Realität in die Enge getrieben blieb Kurt Beck nur der Angriff nach vorne. “S’ Lebbe iss doch, wie’s iss” kam es gepresst über seine Lippen, gefolgt von dem berühmten Satz: „Waschen und rasieren Sie sich, dann haben Sie in vier Wochen einen Job.“, der lange wie eine schallende Ohrfeige für alle (Lohn)Arbeitsplatzlose nachklang.
Welche Rolle spielte die Presse?
Diese Story war das gefundenen Fressen für die Presse, die sich das Forcieren der Lohndrückerei nicht nehmen lassen wollte. Natürlich nicht, so sind es doch finanzkräftige Unternehmen, die einnahmeträchtige Werbungen schalten, und so eine wirtschaftliche Symbiose mit den Medien eingehen. Eine Zweckpartnerschaft, flankiert von einer Politikerkaste, die wiederum Medienbeteiligungen unterhält, und ihre Leute in Aufsichtratsposten einschleust. Ein relativ hermetische Gruppierung also, die fast schon verständlicherweise abgeschottet handeln. Kostensenkung und Rationalisierungen kommen dort immer gut.
Der Punk als Reizbild gegen den SPD-Chef, ein Negativbeispiel für eine ganze Gruppe in der Gesellschaft. Zu gerne hätten sie sich bestätigt gesehen in ihren Aussagen. “Er wolle ohnehin nicht arbeiten”, “Er würde versagen”
Die Netzzeitung betonte z.B. in einem Interview vom 19. Jan 2007, daß Arbeitslose besondere Probleme hätten. Wie, als wäre es eine Krankheit die mittels Job-Coachern in der Rolle des Docs zu heilen wäre:
Nachdem er auf Ihre Coaching- Offerte auch im zweiten Versuch nicht eingegangen ist: Wo liegt aus ihrer Sicht das Problem von Arbeitslosen wie Henrico F.?
Darauf, daß Henrico F. einfach nur einen Job haben wollte, der seinen Bedürfnissen entspricht, kommen so manche “Experten” oftmals einfach nicht. Sondern erklären ihre Version unnötig verkompliziert und versteckt hinter pseudowissenschaftlichem Geschwalle und allerelei Hokuspokus.
Die Süddeutsche sparch gar vom Rückfall in die Lethargie als Henrico F. nicht wie erwartet stramm stand und ehrfurchtsvoll den Bückling machte vor so viel staatstragendem Engagement.
Deutschlands zurzeit berühmtester Hartz IV-Empfänger hat die Chuzpe, Ministerpräsident Beck abblitzen zu lassen. Den vier Millionen Arbeitslosen in diesem Land erweist er so einen Bärendienst.
Nun, was ist aus Henrico F. geworden?
Björn Dischleit von der PolitikBasis befragte ihn, und traf auf einen, an seinen Aufgaben, gewachsenen Mann.
Zufrieden mit dem Geleisteten wirkt er, mit Recht, denn mittlerweile ist er bei dem digitalen Musik TV-Sender iMusic 1, der ihn damals einstellte, zum “Koordinator Postproduction” aufgestiegen. Für beide Seiten eine gute Wahl wie es scheint. Single sei er noch, so Henrico obwohl er viele neue Bekanntschaften machen durfte, seit dem besagten Jahr 2006. Und befragt man ihn nach seiner politischen Ausrichtung, so sollte man nicht erwarten, daß sich da etwas geändert hätte.
Ist das eventuell eine kleine, versteckte Warnung an Kurt Beck? Wohl eher nicht, denn den ehemaligen Rummel um seine Person kann und konnte er nicht viel abgewinnen. Und sein Planung für die Zukunft? Daß er möglichst lange bei seinem Sender arbeiten kann, ist seine knappe Antwort.
Was bleibt für ein Resumee: Wir erleben gerade im Fall des Henrico F. wieder einmal, daß nicht sture Angepasstheit, 101 Bewerbungen im Formstil, und das Bedienen des glatten Mainstreams zu Zielen führt, sondern es darf, auch ruhig mal das Durchbrechen gesellschaftlicher Wertevorstellung sein, um das zu erreichen, wo andere nur nach Normen agieren. Ob sie es damit aber dann schaffen ist fraglich.
Individulaität und Persönlichkeit ist der Schlüssel. Und davon scheint es zur Zeit immer weniger zu geben.
In diesem Sinne, alles Gute Henne.
Autor: Björn Dischleit - Berlin - 2009