Aktuelles
  • Hallo Neuanmeldung und User mit 0 Beiträgen bisher (Frischling)
    Denk daran: Bevor du das PSW-Forum in vollen Umfang nutzen kannst, stell dich kurz im gleichnamigen Unterforum vor: »Stell dich kurz vor«. Zum Beispiel kannst du dort schreiben, wie dein Politikinteresse geweckt wurde, ob du dich anderweitig engagierst, oder ob du Pläne dafür hast. Poste bitte keine sensiblen Daten wie Namen, Adressen oder Ähnliches. Bis gleich!

PolitikBasis – Im Dialog mit Henrico F.

PSW - Foristen die dieses Thema gelesen haben: » 0 «  

Registriert
7 Aug 2008
Zuletzt online:
Beiträge
2.313
Punkte Reaktionen
11
Punkte
1
PolitikBasis – Im Dialog mit Henrico F.

Sein letzter Coup ist nun schon fast 3 Jahre her. Bemerkenswert unspektakulär und bodenständig straft er auch heute noch aller Zweifler Lügen.
PolitikBasis redete mit dem ehemaligem Querschläger über Zukunft, Politik, Arbeit.


Wer hätte das gedacht damals, 2006. Die Presse – vornehmlich Springer, hatte ihre Weihnachtsstory, ihre Leser durften sich warmechauffieren an diesen kalten Wintertagen, und suhlten sich wieder einmal in ihren bürgerlich-moralischen Disziplinen. Nur einer war am rechten Ort – zur rechten Zeit. Kurt Beck war es nicht.

Was war geschehen? Wir erinnern uns, es war am Abend des 12. Dezember 2006, Glühwein lag in der Luft, als der damalige SPD-Chef Kurt Beck angestrengt seinen Körper über den Wiesbadener Weihnachtsmarkt schob.
Hartz4 war abgesegnet, die erhoffte Trendwende am Arbeitsmarkt setzte sich nur, wie zu erwarten, über die Statistiken ein, und der Rückhalt in der Bevölkerung schwand zunehmen. Nein, es war keine gute Zeit für die SPD.
Und manchmal, in Deutschland zwar selten, und von Person zu Person verschieden, bricht sich der stille, schwelende Groll der verfehlten Politik seinen Weg an die Oberfläche bis in die Öffentlichkeit hinein.
Ausnahmefälle, denn dazu gehört etwas, was man an keiner Uni lernt …. Henrico F. hatte es an diesem Abend. Er, der ehrenamtlich im Hartz4-Forum tätig war, wußte wovon er sprach, als er Kurt Beck an diesem Abend auf die Misstände hinwies – lautstark und unüberhörbar.
Von der harten verbalen Konfrontation mit der Realität in die Enge getrieben blieb Kurt Beck nur der Angriff nach vorne. “S’ Lebbe iss doch, wie’s iss” kam es gepresst über seine Lippen, gefolgt von dem berühmten Satz: „Waschen und rasieren Sie sich, dann haben Sie in vier Wochen einen Job.“, der lange wie eine schallende Ohrfeige für alle (Lohn)Arbeitsplatzlose nachklang.

Welche Rolle spielte die Presse?
Diese Story war das gefundenen Fressen für die Presse, die sich das Forcieren der Lohndrückerei nicht nehmen lassen wollte. Natürlich nicht, so sind es doch finanzkräftige Unternehmen, die einnahmeträchtige Werbungen schalten, und so eine wirtschaftliche Symbiose mit den Medien eingehen. Eine Zweckpartnerschaft, flankiert von einer Politikerkaste, die wiederum Medienbeteiligungen unterhält, und ihre Leute in Aufsichtratsposten einschleust. Ein relativ hermetische Gruppierung also, die fast schon verständlicherweise abgeschottet handeln. Kostensenkung und Rationalisierungen kommen dort immer gut.

Der Punk als Reizbild gegen den SPD-Chef, ein Negativbeispiel für eine ganze Gruppe in der Gesellschaft. Zu gerne hätten sie sich bestätigt gesehen in ihren Aussagen. “Er wolle ohnehin nicht arbeiten”, “Er würde versagen”

Die Netzzeitung betonte z.B. in einem Interview vom 19. Jan 2007, daß Arbeitslose besondere Probleme hätten. Wie, als wäre es eine Krankheit die mittels Job-Coachern in der Rolle des Docs zu heilen wäre:

Nachdem er auf Ihre Coaching- Offerte auch im zweiten Versuch nicht eingegangen ist: Wo liegt aus ihrer Sicht das Problem von Arbeitslosen wie Henrico F.?

Darauf, daß Henrico F. einfach nur einen Job haben wollte, der seinen Bedürfnissen entspricht, kommen so manche “Experten” oftmals einfach nicht. Sondern erklären ihre Version unnötig verkompliziert und versteckt hinter pseudowissenschaftlichem Geschwalle und allerelei Hokuspokus.

Die Süddeutsche sparch gar vom Rückfall in die Lethargie als Henrico F. nicht wie erwartet stramm stand und ehrfurchtsvoll den Bückling machte vor so viel staatstragendem Engagement.

Deutschlands zurzeit berühmtester Hartz IV-Empfänger hat die Chuzpe, Ministerpräsident Beck abblitzen zu lassen. Den vier Millionen Arbeitslosen in diesem Land erweist er so einen Bärendienst.

Nun, was ist aus Henrico F. geworden?

Björn Dischleit von der PolitikBasis befragte ihn, und traf auf einen, an seinen Aufgaben, gewachsenen Mann.
Zufrieden mit dem Geleisteten wirkt er, mit Recht, denn mittlerweile ist er bei dem digitalen Musik TV-Sender iMusic 1, der ihn damals einstellte, zum “Koordinator Postproduction” aufgestiegen. Für beide Seiten eine gute Wahl wie es scheint. Single sei er noch, so Henrico obwohl er viele neue Bekanntschaften machen durfte, seit dem besagten Jahr 2006. Und befragt man ihn nach seiner politischen Ausrichtung, so sollte man nicht erwarten, daß sich da etwas geändert hätte.
Ist das eventuell eine kleine, versteckte Warnung an Kurt Beck? Wohl eher nicht, denn den ehemaligen Rummel um seine Person kann und konnte er nicht viel abgewinnen. Und sein Planung für die Zukunft? Daß er möglichst lange bei seinem Sender arbeiten kann, ist seine knappe Antwort.

Was bleibt für ein Resumee: Wir erleben gerade im Fall des Henrico F. wieder einmal, daß nicht sture Angepasstheit, 101 Bewerbungen im Formstil, und das Bedienen des glatten Mainstreams zu Zielen führt, sondern es darf, auch ruhig mal das Durchbrechen gesellschaftlicher Wertevorstellung sein, um das zu erreichen, wo andere nur nach Normen agieren. Ob sie es damit aber dann schaffen ist fraglich.
Individulaität und Persönlichkeit ist der Schlüssel. Und davon scheint es zur Zeit immer weniger zu geben.

In diesem Sinne, alles Gute Henne.

Autor: Björn Dischleit - Berlin - 2009
 
Registriert
19 Mrz 2009
Zuletzt online:
Beiträge
728
Punkte Reaktionen
13
Punkte
0
Geschlecht
--
hallo Otix,

ein interessanter Artikel.

Natürlich war Henrico für die Presse das Fressen überhaupt. - Hat er gut gemacht, der Henri. - Ich gönne ihm das echt.

- Allerdings auch anderen.

Nicht jedem_r ist vergönnt, beim Regelbrechen eine Karriere zu erleben.

Aber eine Arbeit zu finden, die man frau mag, ist wohl für alle etwas wichtiges (obwohl, inzwischen könnte ich auch ohne "Arbeit" leben, gefühlsmässig halt ....)

Vielleicht sollte ich auch so eine Arbeit wie Kollege Hellmann anstrengen - Fände es eh gut, diverse Skandale aufs oberste zu legen ... und der Rest der Welt langweilt mich ziemlich ... ich sollte es erst mal mit soften Sachen wie meiner Sprachforschung angehen, wie z. B. über die Irrungen der Vernunft, das Thema ist auch hier noch nicht ansatzweise komplett durch ... da haben welche dazwischen gefunkt ....

Noch mal zur Individualität, die Möglichkeit dazu ist ja durchaus gegeben heutzutage (das wird dem NL ja auch nach/zugesagt), und die Anpassung ist ja auch eher individuell - je nach Arbeitsverhältnis .... (ok, wer lange und hart malochen muss, da wirds eng mit Individualität ... sowas sollte man aber eh wechseln ...)

gruss, deserd
 
OP
otix_
Registriert
7 Aug 2008
Zuletzt online:
Beiträge
2.313
Punkte Reaktionen
11
Punkte
1
Noch mal zur Individualität, die Möglichkeit dazu ist ja durchaus gegeben heutzutage (das wird dem NL ja auch nach/zugesagt), und die Anpassung ist ja auch eher individuell - je nach Arbeitsverhältnis

nur scheinbar. was mit den Tibetern geschieht oder jüngst den Uiguren zeigt wo es hingeht mit dem Individualismus hier auf Erden. Wenn geographisch weniger Platz zu Verfügung steht, ein Kapitalismus aber immer weiter wachsen soll, müssen alle gefügig gemacht werden. 1. um Kosten zusparen und 2. Absatzmärkte zu erschließen. Kostenersparnis durch Standardisierung und Absatzmärkte durch globalen Mainstream.
 
Registriert
8 Aug 2008
Zuletzt online:
Beiträge
4.415
Punkte Reaktionen
12
Punkte
0
Geschlecht
--
nur scheinbar. was mit den Tibetern geschieht oder jüngst den Uiguren zeigt wo es hingeht mit dem Individualismus hier auf Erden. Wenn geographisch weniger Platz zu Verfügung steht, ein Kapitalismus aber immer weiter wachsen soll, müssen alle gefügig gemacht werden. 1. um Kosten zusparen und 2. Absatzmärkte zu erschließen. Kostenersparnis durch Standardisierung und Absatzmärkte durch globalen Mainstream.

Das mit den Tibetern und Uiguren zielt eher auf eine Balkanisierung Chinas ab und ist eher eine Gleichmachung denn eine Individualisierung. Der Kapitalismus will sich die Machtbereiche holen, die er noch nicht besitzt weil er da noch Märkte zum Wachsen hat. Hat er die aber, gibts nichts mehr zum Wachsen und wie schnell das geht, konnten wir an Ostdeutschland sehen.

Für richtigen Individualismus sind die Menschen nicht erwachsen genug und die sind auch nicht erwünscht. Richtiger Individualismus würde ich dem Anarchismus zuordnen, wo niemand über den anderen bestimmt.
 

Wer ist gerade im Thread? PSW - Foristen » 0 «, Gäste » 1 « (insges. 1)

Neueste Beiträge

Putins Kriegserklaerung?
im beschriebenen Fall waren es sogar 75% Abzüge je Überstunde 8 Euro 66 von 34 Euro 64...
Europa ist am Ende!
aaaaaaaaaaaaaaaaaahahahahahahahahahahaha und schon den nächsten wütenden Frusthammel...
Sie hassen uns
Warum Politiker und Medien dabei sind, unsere Gesellschaft zu zerstören
Herrschaft durch Meinungslenkung
Die verheizte Generation
Oben