Es ist lächerlich, sich somit zu Europa zu zählen oder
vielleicht noch Führungs-Position zu fordern.....
Das ist nur so lange lächerlich, bis du die Beweggründe verstehst die von Seiten der deutschen Industrie dahinter stehen, vollkommen unabhängig von der Politik.
Da gibt es genau 2 Gründe, die für die Industrie, bzw. die Aktieninhaber der grossen Konzerne wichtig sind, alles Andere interessiert nicht.
1) Die deutsche Industrie weiss schon länger nicht mehr wohin mit den ständig steigenden Exportüberschüssen.
Die Deutschen verdienen viel zu wenig Geld um das Zeug was sie produzieren selber kaufen zu können und selbst wenn sie könnten würden sie immer noch nicht wollen, denn keine Sau braucht 3 oder 4 Autos.
Die bisherigen Ziele der deutschen Exportüberschüsse, also Italien, Griechenland, Spanien, usw., sind nun mal alle nahe an der Pleite, die haben ihre Defizit-Importe NOCH NIE anders als auf Pump gekauft und deren Schulden wachsen ins Uferlose ohne jede Aussicht darauf, dass sie die Neuverschuldung auch nur etwas bremsen könnten, von Rückzahlung nicht zu reden.
Wie denn wohl? Solange Deutschland IMMER mehr Zeug exportieren will als importieren ist es ganz schlicht unmöglich, dass die Defizit-Staaten ihre Schulden unter Kontrolle bekommen könnten, einfach weil "permanenter Exportüberschuss" faktisch nichts weiter bedeutet als "immer mehr Geld sammeln und nichts dafür kaufen wollen".
Die Türkei ist für die deutsche Industrie einfach nur ein weiteres Exportziel, was sich nach Beitritt zur EU nicht mehr mit Zöllen gegen den Exportwahn der Deutschen wehren könnte.
2) Beitritt zur EU bedeutet nicht nur freien Warenverkehr, auch freie Wahl des Wohnorts für alle Türken in allen EU-Staaten.
Die deutsche Industrie rechnet sich einfach aus, dass sie dadurch eine gigantische Zuwanderungswelle von billigen Arbeitskräften bekommen, mit deren Hilfe sie den Deutschen die Löhne NOCH weiter drücken können, genauso wie das heute schon mit Zuwanderern aus dem Osten der EU ist.
Dass dabei das Problem aus Punkt 1 noch drastisch weiter verschärft wird interessiert die grossen Konzerne nicht, weil die immer nur bis zu den nächsten Quartalszahlen denken können.
Zu diesen beiden Punkten nimmst du noch die unter autoritärer Politik allgegenwärtige Korruption mit der die Industrie immer mehr Druck auf die Politik ausübt um die Türkei in die EU zu bekommen, dann weisst du
a) warum die Politik keine Anstalten macht die Beitragsverhandlungen mit der Türkei abzubrechen und
b) was das grösste Problem an autoritärer Politik ist.
Wenn du dann noch in der Lage bist eine Tabelle zu lesen, aus der vollkommen eindeutig hervorgeht welche Parteien im deutschen Spektrum autoritär eingestellt sind (in der folgenden Grafik alles oberhalb der horizontalen Mittellinie), dann müsste dir eigentlich auffallen, wieso sich seit gut 40 Jahren absolut NICHTS an diesen Zuständen ändert, sondern im Gegenteil das Problem immer NOCH grösser wird.
The Political Compass | https://www.politicalcompass.org/germany2021
Die Alternative zu immer mehr immer neuen EU-Beitritten ist übrigens den Deutschen eine so saftige Lohnerhöhung zu geben, dass die deutsche Industrie nicht mehr auf Teufel komm raus exportieren kann, weil dann deutsche Produkte im Ausland teurer werden und der Export einbricht.
Dummerweise bedeutet ein Einbruch der Exporte aber für die Deutschen so ca. 50% Arbeitslosenquote, einfach weil so ca. 50% von all dem Zeug was in Deutschland hergestellt wird ins Ausland exportiert wird.
Du kannst dir also aussuchen was du lieber hättest, 10-20 Mio. zusätzliche Türken in Deutschland und ein Lohnniveau was deutlich unter dem Niveau von heute liegt, oder 50% Arbeitslose in Deutschland die überhaupt keinen Lohn mehr bekommen, was innerhalb von ein paar Monaten zum Kollaps aller deutschen Sozialsysteme führen würde, weil kein Staat dieser Welt aus Steuereinnahmen eine auskömmliche Sozialhilfe für die Hälfte der Bevölkerung bezahlen kann.
Was davon wäre dir lieber, oder wie sieht deiner Meinung nach eine Lösung des Problems aus?
Meine Lösung wäre dieselbe Lösung die schon ab so ca. 1900 bis so ca. 1980 prima funktioniert hat, nämlich Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich.
Im Jahre 1900 hatten die Deutschen 60 Stunden Woche, 1980 waren es nur noch 36,5 Stunden pro Woche und der Laden hat gebrummt, weil es den Deutschen bei immer weniger Arbeitslast immer besser ging und die Exportüberschüsse im Rahmen blieben.
Heute ist die Arbeitszeit der Deutschen wieder bei so ca. 42 Wochenstunden und was das bedeutet siehst du ja, nur der deutschen Industrie passt Arbeitszeitverkürzung halt nicht, die hätten lieber wieder 60 Stunden Woche und die schmieren nun mal die deutsche (autoritäre) Politik.