Terrorismus im Reich der Mitte
[...]Dieses Jahr allerdings wird nicht so schnell vergessen werden. Nicht nur die Regierung in Peking, auch die Menschen merken, dass der Terror nun nicht mehr nur in den Nachrichten zu sehen ist, sondern auch am heimischen Bahnhof. Erst im Frühjahr wurden in der südchinesischen Stadt Kunming 29 Menschen getötet. Der internationale Terrorismus hat das Reich der Mitte erreicht. Ein Krieg also, in dem China einzelnen Gruppen, die aus dem Ausland agieren, ausgeliefert ist. Und deshalb ist es kein Wunder, dass ein brisanter Gesetzesentwurf der Chinesen erst Anfang der vergangenen Woche die Runde gemacht hat.
Demnach will Peking künftig im Kampf gegen den Terrorismus auch Soldaten im Ausland einsetzen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, denn wenn der Terrorismus international agiert, muss auch der, der ihn bekämpfen will, international agieren. Da reicht es nicht mehr, die Polizeipräsenz zu erhöhen, und auch nicht, die Einheiten, wie Staats- und Parteichef Xi Jinping es gemacht hatte, darauf einzuschwören, im Frieden mehr zu schwitzen, um im Krieg weniger bluten zu müssen. Gerade wenn der Terror sich im Ausland organisiert. Für die Chinesen, die sich seit je her innerhalb ihrer eigenen Grenzen bewegen und militärische Einsätze im Ausland kaum als eine Option sahen, ist das Neuland. Doch es führt wohl kein Weg daran vorbei: Seitdem sich die USA aus dem Mittleren Osten zurückziehen, haben die terroristischen Aktivitäten in China zugenommen.
Messer anstatt Kalaschnikow
Waren statt Waffen und wirtschaftlicher Aufbau ist immer noch ein vernünftiges Motto und nimmt in vielen Regionen Terrorzellen den Rückhalt in der Bevölkerung. Es läuft allerdings schleppend an und die Terroristen warten nicht. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" hat sich bereits auf die Fahnen geschrieben, die Muslime in der Provinz Xinjiang zu befreien. China steht also erst am Anfang dessen, worunter der Westen, allen voran die USA, schon lange leiden.