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Die Entwicklungen vom 2. und 3. April
Newsblog zum Coronavirus - +++ Die Entwicklungen vom 2. und 3. April +++ | https://www.deutschlandfunk.de/newsblog-zum-coronavirus-die-entwicklungen-vom-2-und-3-april.2852.de.html?dram:article_id=495214
Samstag, 3. April
+++ In Deutschland haben inzwischen
mehr als zehn Millionen Menschen mindestens eine Erstimpfung gegen das Corona-Virus erhalten. Wie das Robert Koch-Institut meldet, wurden am
Karfreitag fast 217.000 Immunisierungen durchgeführt. Rund 146.500 Menschen erhielten erstmals das Vakzin, mehr als 70.000 Menschen ihre zweite Dosis. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums liegt die Quote bei der Erstimpfung damit bei 12,1 Prozent.
+++ Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut 18.129 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Das sind gut 2.340 weniger als eine Woche zuvor. Die 7-Tage-Inzidenz sank im Vergleich zum Vortag von 134 auf 131,4. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Ansteckung lag bei 120.
+++ Bundesbildungsministerin Karliczek betrachtet die Fortführung des Präsenzunterrichts an Schulen nach den Osterfeiertagen mit Skepsis. Es werde überall eine Gratwanderung sein und sehr vom regionalen Infektionsverlauf abhängen, sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Sie sprach sich für Wechselunterricht mit Test- und Hygienekonzepten bei Inzidenzen bis 100 aus.
Nach Ostern müssten Schüler zwei Mal pro Woche getestet werden. In einigen Bundesländern sind entsprechende Testpflichten geplant.
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Der frühere Bundesinnenminister de Maizière schlägt vor, in Deutschland die verfassungsrechtliche Möglichkeit eines Ausnahmezustands einzuführen. Der CDU-Politiker sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, das Grundgesetz sollte entsprechend geändert werden, um bei künftigen Krisen rascher handeln zu können. Das derzeitige Entscheidungsverfahren – zum Beispiel im Rahmen von Ministerpräsidenten-Konferenzen – verlange zu viel Zeit, erklärte de Maizière. Ihm schwebe ein „befristeter Ausnahmezustand“ vor, mit einem ressortübergreifenden Krisenstab, der Weisungsrecht gegenüber Ländern und Kommunen habe.
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Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Harbarth, sieht die Corona-Krise als Belastungsprobe. Die Pandemie sei in allen freiheitlichen Ordnungen ein Stresstest für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, auch in Deutschland, sagte Harbarth den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Zugleich erklärte er, dass sich die Bekämpfung des Coronavirus in den Bahnen des Rechts vollziehe.
Die Justiz komme ihrer Aufgabe uneingeschränkt nach. Er halte nichts von alarmistischen Abgesängen auf den Rechtsstaat, betonte der Verfassungsgerichtspräsident.
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Für mehr als jeden dritten Solo-Selbstständigen in freien Berufen (37,7 Prozent) ist das Jahr 2020 in Deutschland schlecht oder sehr schlecht verlaufen. Für fast jeden Fünften (19 Prozent) ist der bisher entstandene wirtschaftliche Schaden sogar existenzbedrohend. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Freie Berufe, die den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Vorabbericht vorliegt. Dem Bericht zufolge haben vier von zehn Freiberuflern im vergangenen Jahr Corona-Hilfen beantragt.
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Bundespräsident Steinmeier hat die Menschen in Deutschland zum Zusammenhalt im Kampf gegen die Corona-Pandemie aufgerufen. In seiner Osteransprache sagte Steinmeier wörtlich „Raufen wir uns alle zusammen!“ und „Holen wir raus, was in uns steckt!“. Es gehe nicht darum, sich über andere oder „die da oben“ zu empören, sondern zu zeigen, dass „es geht, wenn alle ihren Teil tun“. Zugleich zeigte der Bundespräsident Verständnis für Enttäuschung und Ohnmacht vieler Bürgerinnen und Bürger. Bei manchen gehe es im Lockdown längst nicht nur um verlorenes Einkommen, sondern um die blanke Existenz.
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Bei einer Zunahme der Impfstoffliefermenge wirbt der Deutsche Hausärzteverband für eine allmähliche Aufgabe der Impfreihenfolge gegen das Coronavirus. Der Vorsitzende der Organisation, Weigeldt, sagte der "Rheinischen Post„, die Priorisierung bedeute eine gute Leitlinie für die Ärztinnen und Ärzte, solange der Impfstoff noch in geringen Mengen verfügbar sei. Bald müsse sich der Blick aber stärker auf die Gesundheit der einzelnen Menschen richten.
Ein Mann von 69 Jahren mit Hypertonus und Diabetes sollte vielleicht eher die Impfung erhalten als eine 72-jährige Triathletin, betonte Weigeldt.
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Wegen steigender Corona-Infektionszahlen gilt in Hamburg eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 21 Uhr abends und 5 Uhr früh. In dieser Zeit darf niemand mehr ohne triftigen Grund sein Haus oder seine Wohnung verlassen. Die Regelung
gilt zunächst bis zum 18. April. Das hatte der Hamburger Senat am Mittwoch beschlossen. Auch das Land Berlin verhängt für die Ostertage eine teilweise Ausgangssperre. Von 21 Uhr bis 5 Uhr früh dürfen nur zwei Menschen gemeinsam draußen unterwegs sein.
Freitag, 2. April
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Der Virologe Drosten hält angesichts steigender Corona-Zahlen einen „ernsthaften Lockdown“ für unausweichlich. Darum werde man nicht herumkommen, sagte der Chefvirologe der Berliner Charité dem Magazin „Spiegel“. In Städten wie Paris oder London habe man gesehen, dass ein Teil-Lockdown mit abgestuftem Maßnahmenkatalog gegen die agressivere Virus-Variante nicht durchgreife.
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Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gaß, erwartet trotz der hohen Zahl von Corona-Neuinfektionen keine Versorgungsengpässe in den Kliniken. Eine totale Überlastung des Gesundheitssystems oder gar Triage werde es in den kommenden Wochen absehbar nicht geben, sagte er der „Bild“-Zeitung. Jeder Schwerkranke werde eine angemessene Versorgung erhalten. De facto habe man mehr Kapazitäten auf den Intensivstationen als in der zweiten Welle, betonte Gaß.
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Bundesgesundheitsminister Spahn will am kommenden Mittwoch mit den Gesundheitsministern der Länder über das Thema Zweitimpfung sprechen. Das kündigte der CDU-Politiker per Twitter an. Nach einer neuen Empfehlung der Ständigen Impfkommission
sollen Menschen unter 60 Jahren, die bei der ersten Corona-Impfung den Astrazeneca-Impfstoff bekommen haben, für die Zweitimpfung auf einen anderen Wirkstoff umsteigen.
+++ Wie geht es weiter mit unter 60-Jährigen, die bereits mit dem Astrazeneca-Vakzin eine erste Impfdosis erhalten haben? Bundesgesundheitsminister Spahn plant, am kommenden Mittwoch mit den Gesundheitsministern der Länder über die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu Zweitimpfungen sprechen.
Das kündigte der CDU-Politiker bei Twitter an.
Die ergänzte Empfehlung der Stiko zu Zweitimpfungen schaffe Klarheit
für die etwa 2,2 Mio Bürgerinnen und Bürger unter 60 Jahren, die in den vergangenen Wochen eine Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten hätten, erklärte Spahn.
Nach individueller Aufklärung im ärztlichen Ermessen sei auch eine zweite Dosis des Astrazeneca-Präparats möglich, ergänzte Spahn. Wie der Gesundheitsminister weiter erklärte, stehen diese Zweitimpfungen frühestens ab Mitte April an.