Glaube vs. Überzeugung
Ich bleibe dabei, daß Islam und Kommunismus gleichermaßen religiöse wie ideologische Facetten aufweisen.
Selbstverständlich weist der Islam religiöse Facetten auf, er ist eine Religion; und selbstverständlich sind dem Kommunismus ideologische Facetten eigen, er ist eine Ideologie. Dein Versuch der Gleichsetzung …
Der Islam ist eine Herrschafts-Idee, so wie der Kommunismus eine Herrschafts-Idee ist.
… funktioniert nicht. Wie bereits ausgeführt, muss sich jedwede Ideologie an der Realität messen lassen, die Religion nicht. Das Judentum ist rund 5000 Jahre alt, das Christentum 2000 Jahre. Keine irdische Macht reicht da heran. Das Tausendjährige Reich war nach zwölf Jahren am Ende. Der Kommunismus, exakt: der Sozialismus, hat es auf gerade mal 70 Jahre gebracht, bevor er grandios scheiterte. Die Restposten in China und Nordkorea können wir ignorieren, die haben mit Marx und Engels nichts zu tun.
Aus dem richtigen Ansatz:
In beiden Ideologien geht es jedenfalls um die Verheißung eines entweder ins Jenseits oder in die ferne Zukunft verlegten Paradieses …
… ziehst Du die falschen Schlüsse. Die Religion bedient sich des Glaubens, die Ideologie der Überzeugung. Der irrationale Glaube an das Paradies im Jenseits ist der rationalen Überzeugung vom Paradies auf Erden klar überlegen.
welches kommunistische System wurde eigentlich nicht als gottgegeben hingenommen und nicht hinterfragt
Gott und der atheistische Kommunismus schließen sich aus. Daher wurde wohl kein kommunistisches System als gottgegeben hingenommen. Dass diese Systeme zudem sehr wohl hinterfragt wurden, zeigte sich doch allein in der Tatsache, dass die jeweilige Staatsmacht sich gezwungen sah, das Volk hinter Mauern und Stacheldraht zu halten. Religionen haben das nicht nötig. Dort wo unter dem Deckmantel der Religion Zwang ausgeübt wird, zum Beispiel in Gruppierungen wie dem sogenannten IS oder Boko Haram, handelt es sich nicht um Religionsgemeinschaften, sondern um schnöde Verbrecherorganisationen.
… dies ist nicht die Zeit der islamischen Aufklärung sondern der islamischen Radikalisierung. Auf die Säkularisierung dieser gemeingefährlichen Massenpsychose wirst du jedenfalls noch einige Generationen warten müssen. Im Moment zeichnet sich erst einmal ein (diesmal islamischer) 30jähriger Krieg ab, von dem sich noch nicht sagen lässt, ob er nicht doch eher 300 Jahre andauern wird.
Stimme Dir im Prinzip zu, habe aber nicht behauptet und nehme auch nicht an, dass diese Säkularisierung zügig vonstattengeht. Ob wir uns nun am Beginn dieses Wandels befinden, mittendrin sind oder noch darauf warten müssen: Wer wollte das schon sagen? Habe an dieser Stelle nur den Gedanken geäußert, dass der Islam einer Reformation bedarf und die gegenwärtige Eskalation gewissermaßen dem Prager Fenstersturz gleichkommen könnte.