Helmut Kohl wird nicht an der Seite seiner ersten Frau Hannelore in Ludwigshafen-Friesenheim beigesetzt, sondern seine letzte Ruhe in Speyer finden. Diese Nachricht verstörte viele Menschen in Deutschland. Was wollte der Kanzler damit der Öffentlichkeit sagen?
Beruht die Entscheidung auf dem Wunsch der Witwe Maike Kohl Richter, der zweiten Frau des CDU-Politikers, die damit auf ihre Weise ein Zeichen setzten wollte? Stephan Holthoff-Pförtner, einer der engsten Freunde Kohls, zeigt sich angesichts solcher Interpretationen geradezu entsetzt. „Kohl wollte keinen Ärger, sondern er wollte für sich die letzte Ruhe", betont Holthoff-Pförtner. Seit Helmut Kohl sich mit seinem eigenen Tod beschäftigt habe, sei "völlig klar" gewesen, dass es auf Speyer als Ort der Beisetzung hinauslaufen würde. "Das hat er mir selbst schon vor einiger Zeit gesagt", betont Holthoff-Pförtner.
Der Anwalt hat sich persönlich ein Bild von der möglichen Grabstätte gemacht, und dieses Bild auch dem früheren Kanzler gezeigt. "Ich selbst habe Helmut Kohl ein Foto von diesem Friedhof gezeigt", erzählt Holthoff-Pförtner. "Diese Entscheidung hatte nichts mit irgendwelchen Familienangelegenheiten zu tun, sondern war ganz ausdrücklich der persönliche Wunsch Helmut Kohls." Dessen Verbindung zu Speyer sei "unglaublich eng" gewesen. Kohls Vertraute hatten daraufhin schon vor längerer Zeit Kontakt mit dem Bürgermeister und dem Bischof in Speyer aufgenommen. Ihnen wurde dann die Möglichkeit eingeräumt, dass der langjährige Kanzler der Bundesrepublik auf dem wunderschönen Friedhof am Platz der Einheit beigesetzt werden kann, "und zwar auf dem Teil, auf dem das Domkapitel beigesetzt ist", berichtet der Vertraute des verstorbenen CDU-Politikers.
"Der Sohn aber ging nicht ans Telefon"
Holthoff-Pförtner gehört zum allerengsten Kreis um Kohl. Zunächst war der Kontakt beruflich, mit den Jahren wurde er immer persönlicher. Der Anwalt hat Kohl zunächst um die Jahrtausendwende bei der Aufarbeitung der Spendenaffäre beraten und in die endlos langen Sitzungen des Untersuchungsausschusses begleitet. Später wurden beide so enge Freunde, dass Kohl – zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Guido Westerwelle – 2013 "Trauzeuge" war, als Holthoff-Pförtner seine Lebenspartnerschaft eintragen ließ. Wer dem Anwalt zuhört, merkt sofort: Hier spricht jemand, der den langjährigen Regierungschef und Architekten der deutschen und europäischen Einigung durch und durch mochte. "Er war ganz anders, als es die veröffentlichte Meinung oftmals vermittelt hat. Er liebte Menschen", erzählt Holthoff-Pförtner über den toten Freund. „Mit normalen Leuten ging er unglaublich locker und normal um."