Falsifizierbarkeit ....
ich glaube, daß ist einer der größten Irrtümer die es gibt. Um so was zu erreichen brauchte man eine wie auch immer geartete Objektivität ... die es aber dummerweise nicht gibt.
Nen Beispiel ... und da ja grad soviele M(Ph)ys(t)iker hier diskutieren ... mal eins aus dem naturwissenschaftlichen Bereich.
Nimmt man z.B. eine Parallele zu einer Graden durch einen Punkt ... und fragt, wieviel Parallelen können denn durch einen Punkt zu einer Geraden gezogen werden ... so gibt es einige, sich aber widersprechende und trotzdem richtige Aussagen ...
Dazu die Definition einer Parallele zu einer Gerade : beide haben nirgendwo einen gemeinsamen Schnittpunkt ...
daraus folgen drei Aussagen
1. durch einen Punkt kann nur eine Parallele zu einer Geraden gezogen werden
2. durch einen Punkt können unendlich viele Parallelen zu einer Geraden gezogen werden
3. durch einen Punkt kann keine Parallele gezogen werden, es gibt keine Parallelen.
Erstaunlich, daß alle drei Aussagen richtig sind und irgendwie sich widersprechen zu scheinen.
Aussage 1 ist das was "man" in der Schule lernt, eine quasi zweidimensionale Betrachtungsweise, die nur eben für diesen zweidimensionalen Bereich richtig ist ....
Aussage 2 geht von dem 3 dimensionalen Raum aus, wo ich natürlich durch einen Punkt unendlich viele Graden zeichnen kann, die sich niemals mit der Ursprungsgraden treffen, folglich per Definition parallel sind
Aussage 3 ... erweitert das Bild noch etwas, denn eine Gerade ist unendlich, d.h. nicht nur in der Längen- sondern auch in der Zeitausdehnung ... naja und wenn die Urknalltheorie stimmt und das Universum sich aus einem Punkt heraus gebildet hat, dann werden ja wohl auch alle Geraden diesen Punkt als Ausgangspunkt haben, damit also einen gemeinsamen Schnittpunkt (in dem Fall Ursprungspunkt) haben, folglich gibt es per Definition keine Parallelen zu einer Graden
Eine Falsifikation ist also abhängig von den betrachteten Randbedingungen und die sind eben unterschiedlich. Wer meint ... der spinnt ja ... noch nen anderes Beispiel ... Man male sich zwei Punkte auf nen Blatt ... und suche die kürzeste Entfernung dieser beiden Punkte. Kein Problem, man zieht nen Strich und gut ist. Wenn dieses Blatt nen Übersegler (Seekarte) des z.B. Atlantiks ist und das die Kurslinie sein soll, dann kommt derjenige zwar an, wird aber einen ziemlichen Umweg segeln. Denn mit nichten ist dies die kürzeste Strecke, es ist nur diejenige, die einen konstanten Kurswinkel bringt ... die kürzeste Strecke ist diejenige, die als Kreissegment den Mittelpunkt im Erdmittelpunkt hat, nennt man dann einen Großkreis segeln. Hat den Vorteil, daß die Strecke deutlich kürzer ist, den Nachteil, daß man permanent den Kurs ändern muß. Man sieht, die Randbedingung des Mercatorenentwurfes, also der 2 dimensionalen Abbildung eines 3 dimensionalen Raumes, funktioniert zwar um anzukommen, aber unter VErnachlässigung der kürzesten Strecke.
Die Frage der Falsifikation ist also eigentlich die Frage nach den Randbedingungen und deren Betrachtung.
Ich hab mal mit nem Bekannten (Inder) über die mindestens 3000 Götter der Hindus diskutiert und gefragt ... wie kommt das eigentlich, daß soviele Götter vorhanden sind, wer hat denn eigentlich recht? ... seine Antwort war ne ganz einfache ... jede dieser Gottheiten betrachtet die Realität aus nem ganz bestimmten Blickwinkel (für mich übersetzt Randbedingung), was dazu führt, daß es kein absolutes richtig und falsch gibt, sondern auch ein sowohl als auch, immer unter Betrachtung der verschiedenen Randbedingungen.
Klingt vielleicht "erschreckend" für den Newtonschen Mensch der Actio=Reactio, bietet allerdings unglaubliche Lösungsmöglichkeiten und zwingt dazu Randbedingungen zu betrachten und diese zu variieren. Übrigends, selbst im IT Bereich wird über mehrwertige Logiken diskutiert ... nichts anderes, als neben richtig-falsch noch sowohl als auch zuzulassen und ist natürlich Grundlage der Chaostheorie nebst Fraktalen.
Gruß
Peter