Fortsetzung 1 (von „Solange man nicht die Ursachen kennt.“)
Woher ich meine heutigen Kenntnisse besitze.
Ich hatte euch berichtet, dass ich in meiner Jugend, durch die immer wieder, plötzlich auftretende Aufmerksamkeit und den neu aufkommenden Interessen und Hobbys, die unterschiedlichsten Lernerfolge erzielte.
Das Interesse zur Elektrizität kam sehr früh. Dazu kam das Interesse zur Fotografie und dem Schachspielen. Mein erster Fotoapparat war eine „Pouva Start“, mit der ich sogar einige erfolgreiche unterschiedliche Testaufnahmen tat. Dazu gehörte der einfache Nachweis der Rotation der Erde, was man an den sich abzeichnenden Sternenspuren bei Dauerbelichtung erkennen kann (Damals war der Himmel noch dunkler.). Dann hatte ich mir eine einseitige Pappscheibe für das Objektiv gebastelt, wodurch ich mich, an ein und demselben Ort, nebeneinander stehend, mit einem Selbstauslöser fotografieren konnte. Das waren Aufnahmen, die ich nur für mich selbst tat, ohne damit in der Weltgeschichte auffallen zu wollen. Ich wollte nur sehen, ob das funktioniert.
In meiner dreijährigen Armeezeit gelang es mir, nur durch logische Überlegungen, den Dieb ausfindig zu machen, der eine an mich, im Regiment, gerichtete Geldüberweisung abgefangen hatte. Das war einer, der denselben Vor- und Nachnamen hatte wie ich. Als sich danach der Militärstaatsanwalt bei mir meldete, erkannte ich, dass es in dem Regiment noch einen Soldaten gab, mit demselben kompletten Namen, der ebenfalls von dem Dieb bestohlen wurde. (Heute kann ich davon ausgehen, dass dieser damalige Dieb sogar der unangenehme Doppelgänger sein kann, für den mich viele Menschen halten. Das ist umso schlimmer, weil der denselben Namen hat.)
Damals dachte ich, diese Fähigkeit, richtige logische Schlüsse zu ziehen, hätte ich durch das Schachspielen gewonnen. Mit dem Interesse für logischen Verbindungen folgte später das Bestreben unterschiedliche Berechnungen auszuführen. Mein Hobby begann sich mit dem Kauf eines Stereo-Tonbandgerätes, auf die Tontechnik zu verlegen. (Stereo-Tonbandgeräte waren damals ganz neu in der DDR für Privatpersonen im Angebot. Die meisten der Altersgruppe hatten damals nur Monogeräte.) Damit begann das Interesse für die Akustik. Ich lernte persönlich die Unterschiede kennen, von Mono, Stereo und Kunstkopfübertragungen.
Das elektrische Hobby wechselte in die Elektronik, so dass ich mir selber elektronische Schaltungen entwarf und baute. Ich lernte den Umgang mit Transistoren, Widerständen, Induktivitäten und elektrischen Kapazitäten. So bastelte ich mir mit Hilfe eines alten Selengleichrichters, als Fotoelement, einen Dämmerungsschalter für eine Fensterbeleuchtung. Das tat ich alles immer wieder allein. Das war etwa 20 Jahre vor dem Internet. Gerade mal beim Schachspielen benötigte ich einen Gegenspieler. Aber auch das tat ich nur in meinem normalen Umfeld. Ich ging damit nicht in einen Schachverein.
Mit den Bemühungen verschiedene Berechnungen ausführen zu können, kam ich zu der Überzeugung ein Ingenieur-Fernstudium machen zu wollen. Ich wollte mehr können.
In der Folgezeit lernte ich meine zweite Frau kennen und begann für ihren Sohn, nach und nach, eine elektrische Eisenbahnanlage zu bauen, in der ich alle meine bisherigen Kenntnisse integrierte. Dazu gehörte die Unterdrückung der Fahrgeräusche der Loks und Hänger. Das realisierte ich über die mechanische Trennung der einzelnen Gleisbetten. Dann hatte ich von Anfang an die Absicht, auf dieser relativ kleinen Anlage, später mal mit zwei Fahr-Trafos zwei Züge gleichzeitig und scheinbar unabhängig auf der gesamten Anlage zu anzusteuern. Die Zugehörigkeit der jeweiligen Ansteuerung auf ein und demselben Gleis wurde für jeden Zug nur über die Weichenstellung und späterer zusätzlicher Relais gesteuert. Dafür hatte ich von Anfang an Unterbrechergleise auf beiden Seiten des Gleises vorgesehen. Die eine Seite für die direkte Zugbeeinflussung durch eine blockierte Weiche, die andere Seite des Gleises für die automatisch zugewiesene Fahr-Trafo-Ansteuerung. Bis die letzte Bauphase abgeschlossen war, wurden die Unterbrechergleise überbrückt. Somit konnte der Junge während der Bauphasen auf der Anlage spielen und den landschaftlichen Aufbau selbst gestalten.
Bereits in der DDR gab es sehr flache Relais für den Modellbau zu kaufen, die ich auf der Unterseite der Platte montierte. Die komplette Anlage konnte an der Wand hochgeklappt werden, wodurch sie im Kinderzimmer aus dem Sichtfeld verschwand.
Für die übersichtliche Steuerung hatte ich ein Schaltpult gebastelt, auf dem die Gleisführung mit den Weichen dargestellt war. Unter den markierten Weichen waren kleine Mini-Druckschalter montiert. Über eine kleine herausragende Niete, die man mit dem Finger antippte, wurde der verborgene Druckschalter betätigt. Daneben hatte ich Leuchtdioden angebracht, an denen man die Weichenstellung erkennen konnte.
Das Schaltpult wurde mit zwei dicken mehradrigen Kabeln (je 22 Adern) über einen selbstgebastelten Stecker mit der Anlage verbunden. Allerdings fehlten darin, für die Rückmeldung der optischen Anzeige der Weichenstellung auf dem Schaltpult, die notwendigen Drähte. Ich wollte keinen weiteren umständlichen selbstgebauten Stecker basteln. Darum entwarf und baute ich eine elektronische logische Schaltung, über die ich die Signale der Weichen-Ansteuerung im Schaltpult speicherte und das sich daraus ergebende logische Schaltbild der Weichen nachbildete. Somit hatte ich sogar den Umgang mit logischen Schaltbausteinen (And, Or, Nor, Nand) gelernt.
Später baute ich mir in meinem Keller eine kleine Holzfräsmaschine und Drechselbank. Die notwendigen Schnittgeschwindigkeiten schätzte ich teilweise ein. Viele dafür benötigten Schnittwerkzeuge konnte ich mir von einem Schrottplatz holen und für meinen Bedarf anpassen. Sämtliche Überlegungen zu Statik, Bauweise, Drehzahlen musste ich eher einschätzen, weil ich dazu keine passende Literatur fand. Ich musste ständig improvisieren. Ich baute kleine Möbelstücke und veränderte andere Möbel so, wie es gewünscht war. Der Sohn bekam somit einen kleinen Schreibtisch in seinem Zimmer. Ich baute auf der Sonnenseite ein Fenster zu einem Glaskasten als Blumenfenster um.
Später lernte ich auf fast wundersamer Weise, mit fast 40 Jahren, den Umgang mit einem Computer, an den ich mich nach Feierabend setze und das programmieren eines Lottoprogramms lernte. Dabei lernte ich, dass dies (Lottoprogramm) mit meinen Kenntnissen nicht möglich ist, aber dass ich damit meine ersten Lernerfolge mit einem Computer hatte, wo fast alle noch Angst vor einem Computer und Unverständnis für deren mögliche Anwendung hatten. Dann lernte ich das Schreiben mit 10 Finger und die Programmierung von Tabellenkalkulationen und die ersten Schritte mit einem CAD unter DOS. Erst danach wurde die heute bekannte Windows-Oberfläche entwickelt. Ich hatte mit meinen Hobbys kaum die Möglichkeit andere Personen um Rat zu fragen. Das was ich erfuhr, genügte mir nur selten.
Erst mehrere Jahre nach dem Mauerfall gelang mir der Schritt in die Arbeitswelt, über ein Praktikum. Dort arbeiteten Zeichner noch am Zeichenbrett und kaum einer kannte den Umgang mit einer Tabellenkalkulation. Für viele, die meine Arbeit sahen, galt das wie ein kleines Wunder. In der Firma automatisierte ich das gesamte Abrechnungssystem mit der Aufmaß-Erstellung bis zur Rechnungslegung beim Auftraggeber, nach meinen eigenen Gedanken. Wie bereits gesagt, das war zu einer Zeit, als die meisten Firmen noch keine Kenntnis von der Tabellenkalkulation auf einem Computer hatten. Das hatte ich damals in der Firma, in der ich anfing, eingeführt. Diese Anwendung hatte ich vorher zuhause gelernt, spezialisiert und ausprobiert.
Ich hatte den Auftrag, mir in einem CAD-Zeichenbüro die dort verwendete CAD-Technik anzuschauen und erhielt anschließend von meinem Chef den Auftrag dieselbe Technik zu kaufen, zu installieren und damit zu arbeiten. Was ich dann relativ schnell realisierte. Dafür benötigte ich keinen Lehrgang, das konnte ich mir vorstellen, wie das sein müsste, und es funktionierte.