Der alljährliche Klimagipfel findet ab Sonntag in Glasgow statt. Er wird wie immer (Foto Bild-Cover von 2007) begleitet werden von einer medialen Jahresendrallye in Sachen Weltuntergang: Wer bietet die schärfsten Katastrophen? Hier ein Führer durch die allfälligen Verdrehungen.
BLÖD vor mehr als 13 Jahren!
Der Zeitenschwindel
Allzugern werden Projektionen von Entwicklungen, die sich bisher allein in den Rechnern wissenschaftlicher Institute abspielen, Computersimulationen, errechnete Szenarien, in den Medien mal eben als bereits aktuelles Geschehen „verkauft“. Insbesondere in den Überschriften der Zeitungen wird hier gern geschummelt. Etwa wenn es dort heißt: „Nordpol ohne Eis“, oder „Millionen Klimaflüchtlinge kommen nach Europa“, oder, auch mal im Detail: „Forschungsinstitut: Brandenburg trocknet aus“. Sollte jemand durch solche Überschriften beunruhigt werden, so empfiehlt es sich, den Beitrag bis zum Ende zu lesen, denn dort liest er dann, dass es sich um Zukunftsvisionen handelt, erwartet 2030, oder 2050 oder 2100. Auszuschließen ist es freilich nicht, dass solche Hinweise auch mal „vergessen“ werden. Eine ganz andere Frage bleibt so oder so: Ob aus den Prognosen überhaupt einmal Fakten werden.
Jedenfalls gibt es heute am Nordpol noch viel Eis. Es gibt bisher keinerlei wissenschaftlich belastbare Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und der Migration auch nur Einzelner. Und in Brandenburg hat – auch wenn durch eben solche Überschriften im Stakkato längst ein falscher Eindruck herrscht – die durchschnittliche jährliche Regenmenge laut Landesumweltamt überhaupt nicht abgenommen. Solche zeitlichen Vermanschungen dienen oft dem „Cetero Censeo“ der Berichterstattung: „Seht ihr, wir sind also schon mitten drin im Klimawandel“.
Der Beschleunigungsfaktor
Kein gedruckter oder gesendeter Beitrag über 150 Zeilen oder fünf Minuten, in dem es nicht heißt: Die Erderwärmung beschleunigt sich immer stärker. Würde dies stimmen, so hätten wir nach aller Logik schon länger ein Rekordjahr nach dem anderen erleben müssen. Das ist aber nicht der Fall, und als Ausweichargument verfällt man dann auf solche Argumente: Neun der zehn wärmsten Jahre lägen im vergangenen Jahrzehnt. Dies drückt jedoch nur ein hohes Plateau aus, keine Dynamik. Tatsächlich geht das US-amerikanische NOAA-Institut davon aus, dass 2016 das wärmste Jahr war, 2020 lag knapp dahinter, 2019 schon deutlicher und der Rest des Jahrzehnts lag bei den Temperaturen recht deutlich unter dem Rekordjahr 2016. Das laufende Jahr wird als eines der durchschnittlich kälteren der letzten zehn Jahre in die Statistik eingehen. Das zeigen die Temperaturen der Monate bis September deutlich. Hoffnungen auf einen „Spitzenjahrgang“ werden sich nicht erfüllen.
Was stimmt: Das Jahr 2015 markiert eine Zäsur, in den Jahren davor lag das Plateau deutlich niedriger, seither verläuft die Kurve auf höherem Niveau. Der Grund dürfte ein sehr starker „El Niño“ 2015/16 gewesen sein, eine Anomalie in den Meeresströmungen des Pazifik, die die Temperaturen rund um den Globus deutlich anheben und globale Wetterturbulenzen verursachen. Derzeit läuft im Pazifik – seit vielen Monaten – der gegenteilige Effekt: „La Nina“, der sich wie El Niño auch auf die Temperaturen in den nächsten Jahren auswirken dürfte, in gegenläufiger Richtung.
Etikettenschwindel des Deutschen Wetterdienstes
Die Klima- bzw. Wetterbeobachtung vergleicht nicht nur die Temperaturen heute mit denen vor 150 Jahren. Um kurzfristige Dynamiken aufzuspüren, Ausreißer-Jahre nach oben oder unten festzustellen, legt man die aktuellen Daten darüber hinaus auch neben diejenigen aus den umgebenden Jahren. Dafür wurde das „langjährige Mittel“ erdacht. Natürlich kann der Vergleich nur mit zurückliegenden Jahren vorgenommen werden, zukünftige Wetter- und Klimadaten feststellen zu können, behauptet – derzeit noch – niemand. Also zieht man jeweils die letzten 30 Jahre heran. Damit nicht jedes Jahr zum Vergleich ein neuer Durchschnitt aus 30 Jahren errechnet werden muss, behält man diesen 30-Jahres-Zeitraum jeweils 30 Jahre bei, und lässt ihn in diesem Rhythmus verzögert nachlaufen. Natürlich weichen bei einer allgemeinen Temperaturerhöhung die Daten der einzelnen Jahre immer stärker von den Vergleichsjahren ab, je weiter diese zurück liegen. Bis zum vergangenen Jahr lag er extrem weit zurück (1961–1990).
Im Rahmen der „World Meterological Organization“ (WMO) wurde zu Beginn des Jahres dieser Referenzzeitraum, wie allgemein vereinbart, weltweit wieder mal einen den neuen ersetzt: 1991–2020. Der Deutsche Wetterdienst allerdings weigert sich, den jetzt offiziellen anzuerkennen und erklärt einfach den alten nach wie vor zu dem entscheidenden, und schreibt so zum Beispiel über die Werte vom September 2021: „Das Temperaturmittel lag im September 2021 mit 15,2 Grad Celsius (°C) um 1,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +1,4 Grad.“ Den Grund darf man sich denken: So wird auch in den kurzfristigen Vergleichen eine deutlich größere Temperaturdynamik nach oben „erzielt“, als dies bei den offiziellen Zahlen der Fall wäre. Zwar weist der DWD auch auf den neuen Zeitraum hin, betrachtet ihn aber nachrangig. So dass in der täglichen Kommunikation der höhere, falsche Vergleichswert verwendet werden kann. Eine langfristige Tendenz wird so einfach in eine kurzfristige Dynamik umgemünzt, in einzelne Jahre, die scheinbar alle statistische Ausreißerjahre nach oben sind. So kann man die Beschleunigung auch „herstellen“.
Bisweilen erklären Wetterdienste ganz offen, dass sie die Statistik in den Dienst der Katastrophen-Berichterstattung gestellt haben wollen, der schließlich ihr Geschäftsmodell ist. So beklagt der Wetterdienst „
wetter.com“: „Die ‚neue Klima-Zeitrechnung‘ setzt ein ganz falsches Zeichen im Kampf gegen den Klimawandel.“ Die Kollegen von „
daswetter.com“ sind noch ehrlicher: „Mit dem neuen Klimamittel haben es die Monate schlagartig deutlich schwerer, als ‚zu warm‘ eingestuft zu werden.“ Letztlich ist dies, wie gesehen, auch die Denke des offiziellen staatlichen DWD. Es fällt ja nicht auf. Wer schaut schon so genau hin?
Alarm, Alarm: „Immer mehr Treibhausgase!“
Das laufende Jahr wird, wie beschrieben, kein Rekordjahr bei den globalen Temperaturen, also musste im Vorfeld des Klimagipfels ein anderer Rekord her. Auch wenn man nur heiße Luft bieten kann. Überall lasen wir jetzt: Alarm, Alarm, Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre so hoch wie noch nie zuvor! Mal ehrlich: Hat sich irgendjemand, der auch nur fünf Sekunden nachdachte, darüber gewundert? Seit Jahr und Tag wird uns eingetrichtert: Die Treibhausgase haben eine sehr lange Halbwertzeit, sie verschwinden so schnell nicht – es sei denn eine großtechnische Innovation (die durchaus denkbar ist) holt sie wieder zurück, bindet sie oder lässt sie verschwinden. Jeder weiß aber auch: So weit sind wir noch nicht. Und jeder weiß auch dieses: Täglich werden zusätzliche Treibhausgase in die Atmosphäre geblasen. In den allermeisten Ländern mit steigender Tendenz. Natürlich ist jedes Jahr ein neues Rekordjahr in Sachen CO2-Gehalt. Was sollte eine solche nichtssagende Alarmmeldung also? Dampf machen.
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