Drakonische Strafen werden mehrheitlich abgelehnt
Im Gegensatz dazu stünden einige Länder, in denen Muslime zwar mehr als 90 Prozent der Bevölkerung ausmachen, von denen aber relativ wenige wollen, dass ihre Regierung zum islamischen Recht übergehe. In der Türkei etwa, würden zwölf Prozent der Menschen die Scharia als nationales Recht befürworten. Auch in Tadschikistan und Aserbaidschan lagen die Quoten bei 27 Prozent bzw. acht Prozent Unterstützung.
Princeton-Professorin Amaney Jamal, ein Sonderberater des in Washington ansässigen Pew Research Centers, stellte zudem heraus, dass es unter den Befragten kein gemeinsames Verständnis der Scharia gebe. „Die Scharia hat unterschiedliche Bedeutungen, Definitionen und wird unterschiedlich verstanden. Dies basiert auf den tatsächlichen Erfahrungen von Ländern mit oder ohne Scharia.“
Zudem zeigte die Studie auch, dass viele Muslime die Anwendung der Scharia in der privaten Sphäre der Familie oder im Falle von Eigentumsstreitigkeiten bevorzugten. In den meisten Ländern gebe es jedoch wenig Unterstützung für drakonische Strafen wie etwa das Amputieren der Hände von Dieben oder das Töten von Personen, die vom Islam zu einer anderen Religion konvertierten.
Muslime weltweit: Keine Gewalt im Namen des Islam
Beim Vergleich der muslimischen Haltung gegenüber der Scharia als offizielles Gesetz und seiner Anwendung im häuslichen Leben, zeigte die Studie, dass drei Länder besonders aufschlussreich sind: Die Türkei, der Libanon und Tunesien. Verwiesen wird auf die türkischen Gesetzesreformen des frühen 20. Jahrhunderts, die in eine säkulare Verfassung mündeten. Als Teil dieser Änderungen wurden Scharia-Gerichte in den 1920er Jahren beseitigt. Heute, würde nur noch eine Minderheit der türkischen Muslime die Scharia als offizielles Gesetz (12 Prozent) wünschen oder religiöse Richter bei Familien- und Eigentumstreitigkeiten entscheiden lassen (14 Prozent).
Insgesamt zeigte die Untersuchung, dass Muslime Gewalt im Namen des Islams strikt ablehnen.