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Dies ist eine Replik auf "Thor, Odin und die Nibelungen"
Fragt man die heutigen Kinder, was ihre Lieblingsgeschichten sind, dann wird man da kaum was Deutsches finden. Ganz oben auf der Liste steht Harry Potter, was es inzwischen auch als Playstation-Spiel gibt. Danach kommt schon "Herr der Ringe", was es ebenfalls schon als MMO gibt. Ich würde mich ja schon freuen, wenn sich wenigstens Michael Endes "Unendliche Geschichte" in die Bücherregale der Kids verirren würde - und sei es nur, um dazustehen und zu zeigen, dass noch nicht alles Deutsche verloren ist.
Die etwas Erwachseneren konsumieren dann eher "Game of Thrones", und der ganz harte Kern vielleicht "Vikings". Und es erscheint wie ein Offenbahrungseid, wenn das Magazin "Compact" ausgerechnet diese Serie jetzt zu den germanischen Sagen zählt. Noch ein bisschen weiter, und König Arthurs Hof würde dann auch als "germanisch" gelten. Noch ein bisschen mehr Toleranz, und das Heilige Römische Reich, welches ja immerhin bis Sizilien reichte, wäre damit auch schon immer germanisch gewesen.
Ein gewisses Verständnis kann ich für diese Zusammenschusterung schon aufbringen: echte deutsche Sagen, wie eben die Nibelungen-Sage, sind für Hollywood einfach unbrauchbar. König Arthurs Hof ist eine lineare Geschichte, mit einen König, der nie infrage gestellt wird, Ritter, die für feste Werte stehen, und einer Story, die an Zusammenhalt und das Neu-Entdecken und Insichgehen appeliert. Da stört dann das eher finstere Ende der Geschichte weniger.
Verglichen damit ist die Nibelungen-Sage eine Ohrfeige. Es gibt einen schwachen König, eine starke Königin, deren Gunst er mithilfe eines kompletten, alles immer gelingenden Supermans erlangen muss, es gibt viel Tratsch, Missgunst, Intrigen, und einen geradezu brutalen, tödlichen Verrat an eben diesen Superman, begangen von jemanden, der grösstenteils neidisch auf ihn ist. Nach Siegfrieds Tod ist die Geschichte im Grunde uninteressant, denn Siegfried, die einzige positive Figur dieser Geschichte, wird nicht mehr zurückkommen, und am Ende der Geschichte werden viele Personen tot sein. Man steht bisweilen fassungslos da und fragt sich, was man aus dieser Geschichte überhaupt an positiven herausziehen kann. Doch es scheint, als sei gerade das besonders deutsch: alle bleiben immer so, wie sie sind, es gibt kein Vergeben, kein Mensch kann sich ändern, die Welt ist schlecht, und das Ende muss böse sein.
Irgednjemand sollte es den Leuten mal sagen: diese Sorte Geschichte konsumiert sich in der Regel schlecht. Im Falle der Nibelungen-Sage führt sie sogar zur Deformation von Werten: weil man gewissen Leute, die fast die ganze Zeit der Geschichte einnehmen, doch am Ende etwas Sympathie entgegen bringen möchte, steht am Ende Hagen von Tronje irgendwie als Identifikationsfigur da. Man sieht hier nicht den Verräter und niederträchtigen Mörder, sondern den Söldner, der hier irgendwen die Treue hält - es ist der Teil der Geschichte, den ich bis heute nicht verstanden habe.
Wenn gute Menschen umgebracht werden, und schlechte Menschen Identifikationsfiguren werden - wie nennt man das dann wohl?
Unter solchen Umständen ist selbst die World-of-Warcraft-Sage noch irgendwie brauchbar und halbwegs mit nachvollziehbaren Werten ausgestattet. Hollywood dürstet eigentlich nach alten deutschen Geschichten, selbst die Geschichte von Arminius und der Schlacht im Teutoburger Wald würde man gern hochkostümiert ausschlachten. Das Problem ist, dass diese Geschichte doch nur wieder eine Geschichte voller Verrat ist - erst an den Römern, später dann an Arminius selbst. Zudem bleibt die Frage der Identifikation: weder die Römer noch die Germanen taugen so richtig als Vorbilder.
Es ist da ein Stück weit schon schade, dass es keine besseren spezifisch germanischen Geschichten gibt.
Fragt man die heutigen Kinder, was ihre Lieblingsgeschichten sind, dann wird man da kaum was Deutsches finden. Ganz oben auf der Liste steht Harry Potter, was es inzwischen auch als Playstation-Spiel gibt. Danach kommt schon "Herr der Ringe", was es ebenfalls schon als MMO gibt. Ich würde mich ja schon freuen, wenn sich wenigstens Michael Endes "Unendliche Geschichte" in die Bücherregale der Kids verirren würde - und sei es nur, um dazustehen und zu zeigen, dass noch nicht alles Deutsche verloren ist.
Die etwas Erwachseneren konsumieren dann eher "Game of Thrones", und der ganz harte Kern vielleicht "Vikings". Und es erscheint wie ein Offenbahrungseid, wenn das Magazin "Compact" ausgerechnet diese Serie jetzt zu den germanischen Sagen zählt. Noch ein bisschen weiter, und König Arthurs Hof würde dann auch als "germanisch" gelten. Noch ein bisschen mehr Toleranz, und das Heilige Römische Reich, welches ja immerhin bis Sizilien reichte, wäre damit auch schon immer germanisch gewesen.
Ein gewisses Verständnis kann ich für diese Zusammenschusterung schon aufbringen: echte deutsche Sagen, wie eben die Nibelungen-Sage, sind für Hollywood einfach unbrauchbar. König Arthurs Hof ist eine lineare Geschichte, mit einen König, der nie infrage gestellt wird, Ritter, die für feste Werte stehen, und einer Story, die an Zusammenhalt und das Neu-Entdecken und Insichgehen appeliert. Da stört dann das eher finstere Ende der Geschichte weniger.
Verglichen damit ist die Nibelungen-Sage eine Ohrfeige. Es gibt einen schwachen König, eine starke Königin, deren Gunst er mithilfe eines kompletten, alles immer gelingenden Supermans erlangen muss, es gibt viel Tratsch, Missgunst, Intrigen, und einen geradezu brutalen, tödlichen Verrat an eben diesen Superman, begangen von jemanden, der grösstenteils neidisch auf ihn ist. Nach Siegfrieds Tod ist die Geschichte im Grunde uninteressant, denn Siegfried, die einzige positive Figur dieser Geschichte, wird nicht mehr zurückkommen, und am Ende der Geschichte werden viele Personen tot sein. Man steht bisweilen fassungslos da und fragt sich, was man aus dieser Geschichte überhaupt an positiven herausziehen kann. Doch es scheint, als sei gerade das besonders deutsch: alle bleiben immer so, wie sie sind, es gibt kein Vergeben, kein Mensch kann sich ändern, die Welt ist schlecht, und das Ende muss böse sein.
Irgednjemand sollte es den Leuten mal sagen: diese Sorte Geschichte konsumiert sich in der Regel schlecht. Im Falle der Nibelungen-Sage führt sie sogar zur Deformation von Werten: weil man gewissen Leute, die fast die ganze Zeit der Geschichte einnehmen, doch am Ende etwas Sympathie entgegen bringen möchte, steht am Ende Hagen von Tronje irgendwie als Identifikationsfigur da. Man sieht hier nicht den Verräter und niederträchtigen Mörder, sondern den Söldner, der hier irgendwen die Treue hält - es ist der Teil der Geschichte, den ich bis heute nicht verstanden habe.
Wenn gute Menschen umgebracht werden, und schlechte Menschen Identifikationsfiguren werden - wie nennt man das dann wohl?
Unter solchen Umständen ist selbst die World-of-Warcraft-Sage noch irgendwie brauchbar und halbwegs mit nachvollziehbaren Werten ausgestattet. Hollywood dürstet eigentlich nach alten deutschen Geschichten, selbst die Geschichte von Arminius und der Schlacht im Teutoburger Wald würde man gern hochkostümiert ausschlachten. Das Problem ist, dass diese Geschichte doch nur wieder eine Geschichte voller Verrat ist - erst an den Römern, später dann an Arminius selbst. Zudem bleibt die Frage der Identifikation: weder die Römer noch die Germanen taugen so richtig als Vorbilder.
Es ist da ein Stück weit schon schade, dass es keine besseren spezifisch germanischen Geschichten gibt.