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Wohin mit dem Wahlrecht?

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Bitte hier Übersetzung einstellen und zukünftig Sprachengrundsätze dieses Forums achten.

Danke
Die Redaktion

Liebe Redaktion,

es handelt sich um die Marseillaise, die Nationalhymne Frankreichs - muss die wirklich übersetzt werden?
Das scheint mir denn doch päpstlicher als der Papst.

Bakunin
 

Psw - Redaktion

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Liebe Redaktion,

es handelt sich um die Marseillaise, die Nationalhymne Frankreichs - muss die wirklich übersetzt werden?
Das scheint mir denn doch päpstlicher als der Papst.

Bakunin
Beste Dank.
Wir freuen uns über Deine historischen, nationalsouveränen und Sprachkenntnisse.
Inhaltliche Ausführungen haben sich aber an den Forenregeln auszurichten.

Die Redaktion
 
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..... Max Webers Herrschaftssoziologie, Robert Michels bietet auch einiges usw. usf., oder anders formuliert: die meisten Kritiker der Parteien scheinen genau zu wissen, wie es idealiter alles zu funktionieren hat, bei genauer Lektüre ist aber leider festzustellen, dass sie noch nicht einmal die Grundfunktionen von Parteien zu reflektieren in der Lage sind. Das hier scheint so ein Text zu sein. Also mal ganz einfach:
Jawohl, Herr Oberlehrer! Früher oder später fallen alle von ihrem hohen Ross herunter!
Und daran anschließend: was strebt dein "unabhängiger Wahlkreisvertreter an? Die Abgeordnetenvergütung?)
Der parteiunabhängige Kandidat wird ebenso wenig wie der parteigebundene Kandidat darum herum kommen, ein "Wahlprogramm" mit bestimmten inhaltlichen Aussagen und Zielvorstellungen zu erstellen; nur haben es die parteigebundenen Kandidaten leichter, weil das Wahlprogramm ja schon von ihrer Partei vorgegeben wird.
b.) Wir befinden uns auf dem Weg ins vereinte Europa und dein Vorschlag empfiehlt die Rückkehr zur Kirchturmperspektive
Tut er das? Ich glaube eher, dass es ein Fortschritt für die Unmittelbarkeit der Wahl wäre, wenn zwischen das, was der Kandidat anstrebt und wofür er vielleicht gewählt wird, kein Parteiprogramm und dann im Bundestag eine Fraktionsdisziplin tritt!
c.) Ein Berlusconi ist spendentechnisch autark. Auch ein Romney bräuchte in einem Land wie der BRD keine Spenden. Beide wären aber leicht in der Lage, hinter den Kulissen weitere Wahlkreiskandidaten zu "kaufen", finanziell auszustatten ...
Im letzten Beitrag hatte ich zur Diskussion gestellt, dass ebenso wie bei Parteien auch bei parteiunabhängigen Kandidaten Spendenverbot gelten könnte. Das ließe sich ins Wahlgesetz hinein schreiben, ebenso z.B. eine strafbewerte Verpflichtungerklärung parteiunabhängiger Kandidaten, sich ihren Wahlkampf nicht aus Drittmitteln finanzieren zu lassen, u. a. Außerdem: Was würde es einem Berlusconi oder einem Romney nützen, wenn er großartige Fernsehauftritte organisiert und zelebriert, wo er doch einzig und allein für seinen Wahlkreis kandidieren kann?
d.) Was wird gestärkt, wenn ich die 5%-Quote abschaffe?
Ganz einfach die Gleichheit der Wahl, dass nämlich nicht 5 % von angenommenen 50 Millionen Wählerstimmen = 2,5 Millionen Wählerstimmen unter den Tisch fallen und nicht die anderen 95% Wählerstimmen ein um 5 % erhöhtes Stimmgewicht bekommen.
e.) Parteien sind Organisationen mit dem Recht der inneren Organisation, die in einem Statut fixiert wird. Sie können parteiinterne Vorwahlen in diese Statuten reinschreiben oder es lassen. Warum sollte der Staat da eingreifen? Es liegt in der Verantwortung der Parteien, wie sie sich nach aussen darstellen. Ich weiß bspw. dass bei mir in der Region die SPD vor 2 oder 3 Jahren bei der internen Bestimmung von Kandidaten zum Bu- bzw. LaTa das Delegiertenprinzip abgschafft hat. Damit hast du auf Wahlkreisebene bereits eine offene Wahl. Vorwahlen haben einen funktionalen Sinn in Präsidialsystemen, in einem repräsentaiven parlamentarischen System haben parteiinterne Vorwahlen für den Kanzlerkanidadaten /-in, nur einen symbolischen Charakter.
Es wäre halt vielleicht (unmittelbar-) demokratischer, wenn das Parteivolk seinen Parteikandidaten bestimmt?!
f.) Wer andere Parteien will, sollte darüber nachdenken, einer von ihnen beizutreten.
Ich will keine anderen Parteien, sondern das Zurückführen aller Parteien auf das, was von den Vätern (und wenigen Müttern) des Grundgesetzes für sie in Art. 21 GG vorgesehen war - alles andere, was die Parteien seither in schönem Einvernehmen auf der einfachgesetzlichen Ebene hinzugefügt und aufgebaut haben, ist nichts anderes als wuchernder Wildwuchs!
 
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Ganz einfach die Gleichheit der Wahl, dass nämlich nicht 5 % von angenommenen 50 Millionen Wählerstimmen = 2,5 Millionen Wählerstimmen unter den Tisch fallen und nicht die anderen 95% Wählerstimmen ein um 5 % erhöhtes Stimmgewicht bekommen.
Die 5 % Hürde hat aber einen ganz nachvollziehbaren Sinn. Bei 620 Sitzen muss logischerweise irgendwo ein Schnitt gemacht werden. Außerdem wäre es ja wohl völlig chaotisch wenn jede Kleinstpartei im Bundestag sitzen würde.

Ich will keine anderen Parteien, sondern das Zurückführen aller Parteien auf das, was von den Vätern (und wenigen Müttern) des Grundgesetzes für sie in Art. 21 GG vorgesehen war - alles andere, was die Parteien seither in schönem Einvernehmen auf der einfachgesetzlichen Ebene hinzugefügt und aufgebaut haben, ist nichts anderes als wuchernder Wildwuchs!
Zum Teil geb ich dir recht und zum Teil muss ich dir widersprechen. Die Parteien müssen sich an ihre Wurzeln erinnern und zurückfinden zu alten Idealen.
Allerdings finde ich auf der anderen Seite, dass es z.T. Meinungen gibt die durch Parteien nicht ausreichend vertreten werden.
Beispielsweise Monarchisten.
In der angeblich freiesten Verfassung die Deutschland je hatte sind solche Parteien nicht erwünscht. Im Kaiserreich beispielsweise war Platz für solche Parteien, man erinnere sich an die SPD, auch wenn sie zugegebenermaßen nicht besonders beliebt war.
 
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Jawohl, Herr Oberlehrer! Früher oder später fallen alle von ihrem hohen Ross herunter!

Der parteiunabhängige Kandidat wird ebenso wenig wie der parteigebundene Kandidat darum herum kommen, ein "Wahlprogramm" mit bestimmten inhaltlichen Aussagen und Zielvorstellungen zu erstellen; nur haben es die parteigebundenen Kandidaten leichter, weil das Wahlprogramm ja schon von ihrer Partei vorgegeben wird.
Tut er das? Ich glaube eher, dass es ein Fortschritt für die Unmittelbarkeit der Wahl wäre, wenn zwischen das, was der Kandidat anstrebt und wofür er vielleicht gewählt wird, kein Parteiprogramm und dann im Bundestag eine Fraktionsdisziplin tritt!

Im letzten Beitrag hatte ich zur Diskussion gestellt, dass ebenso wie bei Parteien auch bei parteiunabhängigen Kandidaten Spendenverbot gelten könnte. Das ließe sich ins Wahlgesetz hinein schreiben, ebenso z.B. eine strafbewerte Verpflichtungerklärung parteiunabhängiger Kandidaten, sich ihren Wahlkampf nicht aus Drittmitteln finanzieren zu lassen, u. a. Außerdem: Was würde es einem Berlusconi oder einem Romney nützen, wenn er großartige Fernsehauftritte organisiert und zelebriert, wo er doch einzig und allein für seinen Wahlkreis kandidieren kann?

Ganz einfach die Gleichheit der Wahl, dass nämlich nicht 5 % von angenommenen 50 Millionen Wählerstimmen = 2,5 Millionen Wählerstimmen unter den Tisch fallen und nicht die anderen 95% Wählerstimmen ein um 5 % erhöhtes Stimmgewicht bekommen.

Es wäre halt vielleicht (unmittelbar-) demokratischer, wenn das Parteivolk seinen Parteikandidaten bestimmt?!
Ich will keine anderen Parteien, sondern das Zurückführen aller Parteien auf das, was von den Vätern (und wenigen Müttern) des Grundgesetzes für sie in Art. 21 GG vorgesehen war - alles andere, was die Parteien seither in schönem Einvernehmen auf der einfachgesetzlichen Ebene hinzugefügt und aufgebaut haben, ist nichts anderes als wuchernder Wildwuchs!

Du bestätigst mich in meiner Einschätzung.
Parteien haben eine Funktion: die Erringung der Macht. Das Programm ist dem vorgelagert und nachgeordnet. Vorgelagert dahingehend, dass ein Parteiprogramm die Aufgabe hat, Gleichgesinnte zu sammeln. Nachgelagert dahingehend, dass es von einer Vision kündet, auf die hingearbeitet werden soll. Es handelt sich aber eben nicht um ein konkretes Regeirungsprogramm.
Die hier vorgeschlagene Stärkung der Parteiunabhängigen bietet keine Antwort auf die Frage, wie Macht errungen und organisiert werden soll. Eine etwas genauere Kenntnis der Arbeit im Parlament würde helfen um den Wert von Fraktionen und Fraktionsdisziplin zu verstehen. Fraktionen sind kleine politische Unternehmen, die einen arbeitsteiligen Prozess organisieren, wissend, dass kein Parlamentarier alle politischen Bereiche kompetent abbilden kann. Fraktionen organisieren die Spezialisierung und die interne politische Abstimmung der Fraktionsmitglieder.

Mein Hinweis auf die Berlusconis dieser Welt besagte: eine Wahlkreisbeschränkung inklusive Spendenverbot schwächt die Demokratie, da vermögende Privatpersonen in deinem Modell ihren Wahlkampf aus der Portokasse zahlen, der arme Prol aus der Sozialsiedlung jedoch mangels Mitteln nie in der Lage wäre anzutreten. Zudem, ich verweise auf P.Bourdieu, gibt es den Aspekt des kulturellen Kapitals. darüber verfügt ein erfolgreiche Bürger, sei er Rechtsanwalt, sei er Arzt. Der arme Prol verfügt über kein kulturelles Kapital. Parteien jedoch verfügen über kulturelles Kapital, von dem ein Kandidat profitiert. Tritt mein erwähnter armer Prol aus der Sozialsiedlung als Kandidat der SPD an, dann verfügt er stellvertretend über das kulturelle Kapital der SPD und er wird wählbar. (Da gehören noch andere Eigenschaften zu, ich verknappe und vereinfache).

Dein Modell ist ein Honoratiorenmodell, das insbesondere die Partizipationschancen der einkommensarmen Schichten der Gesellschaft schwächt. Und wie insbesondere Berlusconi beweist, sind Gesetze dazu da umgangen zu werden, wenn es der eigenen Karriere dienlich ist. Und zum Thema Fernsehauftritte: auch in deinem Modell müsste am Ende irgendeiner im Bundestag zum Kanzler gewählt werden ... wie soll das organisiert werden? Mit welchen Mehrheiten soll über vier Jahre regiert werden?

Deshalb, auch wenn es dir nicht passt, das lesen zu müssen: es lohnt sich, bevor man in die Kritik einsteigt, Parteien / Fraktionen in ihrer Funktionsweise innerhalb einer parlamentarischen Demokratie verstanden zu haben. Du hast es nicht.

Bakunin
 
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Du bestätigst mich in meiner Einschätzung.

Deshalb, auch wenn es dir nicht passt, das lesen zu müssen: es lohnt sich, bevor man in die Kritik einsteigt, Parteien / Fraktionen in ihrer Funktionsweise innerhalb einer parlamentarischen Demokratie verstanden zu haben. Du hast es nicht.
Ja ja, nur immer schön weiter so; immer zuerst hohe Zugangshürden errichten und dafür sorgen, dass diese Hürden nur von denen überspringen werden können, die stark belesen sind und dann auch noch die selben Schlussfolgerungen ziehen wie Deinesgleichen - aber bloß keine in Euren Augen "unqualifizierten", "unreflektierten" Vorschläge oder gar ursprüngliche, vielleicht noch unausgegorene Ideen.
Ich verstehe langsam, warum unser heutiges Wahlrecht nach und nach so kompliziert geworden ist, dass es selbst Experten kaum noch verstehen, geschweige denn den einfachen Leuten erklären können. Das ist ja eine schon lang aus dem Ruder gelaufene Entwicklung nicht nur beim Wahlrecht - sich dann aber wundern und sein "Befremden", seine "Empörung" und seine "Erschütterung" zum Ausdruck bringen, wenn sich Teile der Bevölkerung aus Verzweiflung über die immer größer werdende Distanz von den etablierten Parteien und Politikern insgesamt abwenden und sich Rattenfängern zuwenden!

Deshalb: Von solchen Abgrenzungsstrategien darf man sich nicht einschüchtern lassen, sondern Bestätigung und Antrieb daraus beziehen für den eigenen Weg!

Dein Modell ist ein Honoratiorenmodell, das insbesondere die Partizipationschancen der einkommensarmen Schichten der Gesellschaft schwächt. Und wie insbesondere Berlusconi beweist, sind Gesetze dazu da umgangen zu werden, wenn es der eigenen Karriere dienlich ist.
Ist das eigentlich alles, was Du zu bieten hast? Fühlst Du Dich denn schon so hilflos, dass Du ständig versuchen musst, Berlusconi (den auch ich für das ideale Schreckgespenst halte!) ins Spiel zu bringen, anstatt sich mit konkreten Vorschlägen zu befassen, wie man einen "deutschen Berlusconi im Bundestag" verhindern könnte?

..... Und zum Thema Fernsehauftritte: auch in deinem Modell müsste am Ende irgendeiner im Bundestag zum Kanzler gewählt werden ... wie soll das organisiert werden? Mit welchen Mehrheiten soll über vier Jahre regiert werden?
Schon mal was davon gehört, dass auch Minderheitsregierungen möglich sein könnten, die je nach Entscheidungsthema mit wechselnden Mehrheiten regieren? Offensichtlich nicht! Das wäre viel anstrengender - für die Regierung; es geht aber nicht darum, wie bequem sie regieren kann, sondern darum, wie nah sie jeweils "am Puls des Volkes" ist, sei es, dass sie sich eine repräsentative Abgeordnetenmehrheit suchen muss, sei es, dass ihr durch verschiedene Formen unmittelbarer Einflussnahme des Volkes deutlich gemacht wird, welchen Weg sie zu gehen hat!
 
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Ja ja, nur immer schön weiter so; immer zuerst hohe Zugangshürden errichten und dafür sorgen, dass diese Hürden nur von denen überspringen werden können, die stark belesen sind und dann auch noch die selben Schlussfolgerungen ziehen wie Deinesgleichen - aber bloß keine in Euren Augen "unqualifizierten", "unreflektierten" Vorschläge oder gar ursprüngliche, vielleicht noch unausgegorene Ideen.
Ich verstehe langsam, warum unser heutiges Wahlrecht nach und nach so kompliziert geworden ist, dass es selbst Experten kaum noch verstehen, geschweige denn den einfachen Leuten erklären können. Das ist ja eine schon lang aus dem Ruder gelaufene Entwicklung nicht nur beim Wahlrecht - sich dann aber wundern und sein "Befremden", seine "Empörung" und seine "Erschütterung" zum Ausdruck bringen, wenn sich Teile der Bevölkerung aus Verzweiflung über die immer größer werdende Distanz von den etablierten Parteien und Politikern insgesamt abwenden und sich Rattenfängern zuwenden!

Deshalb: Von solchen Abgrenzungsstrategien darf man sich nicht einschüchtern lassen, sondern Bestätigung und Antrieb daraus beziehen für den eigenen Weg!


Ist das eigentlich alles, was Du zu bieten hast? Fühlst Du Dich denn schon so hilflos, dass Du ständig versuchen musst, Berlusconi (den auch ich für das ideale Schreckgespenst halte!) ins Spiel zu bringen, anstatt sich mit konkreten Vorschlägen zu befassen, wie man einen "deutschen Berlusconi im Bundestag" verhindern könnte?

Schon mal was davon gehört, dass auch Minderheitsregierungen möglich sein könnten, die je nach Entscheidungsthema mit wechselnden Mehrheiten regieren? Offensichtlich nicht! Das wäre viel anstrengender - für die Regierung; es geht aber nicht darum, wie bequem sie regieren kann, sondern darum, wie nah sie jeweils "am Puls des Volkes" ist, sei es, dass sie sich eine repräsentative Abgeordnetenmehrheit suchen muss, sei es, dass ihr durch verschiedene Formen unmittelbarer Einflussnahme des Volkes deutlich gemacht wird, welchen Weg sie zu gehen hat!

Nein, du darfst schlussfolgern was du willst, du musst nur nicht erwarten, dass dir nicht widersrpochen wird.
Dabei gilt: wer lesen kann ist klar im Vorteil, denn nicht jede Idee, die du, ich, ein Dritter haben mag ist neu. Das Leben wird in solchen Fällen einfacher, wenn man das zu dieser Idee geschriebene reflektiert, bvor man damit hausieren geht.

Um ehrlich zu sein, Berlusconi ist aufgrund von Wahlrecht und Parteienstruktur in der BRD nicht zu erwarten.
Ich nutze ihn als ein wohlfeiles Beispiel, um Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb deiner "Reformvorschläge" aufzuzeigen. Politische Rattenfänger werden in deinem Modell zum Problem, nicht im aktuell Herrschenden.

Natürlich gibt es Minderheitsregierungen. Nur basiert eine Regierung im Rahmen eines parlamentarischen Systems à la BRD auf einer stabilen Mehrheiten im Parlament. Wie soll eine Minderheitsregierung denn ins Amt kommen? Mit welcher Legitimität soll sie als Exekutive gegenüber der Bevölkerung auftreten?

Spiel' mal in deinem System ein "konstruktives Misstrauensvotum" durch. Wie sollen strittige Fragen durch's Parlament? Mit der Vertrauensfrage? Und wenn der Kanzler keine Mehrheit findet? Dann bleibt er geschäftsführend im Amt. Und wo ist die konstruktive Mehrheit, um seine Regierung abzulösen? Mit anderen Worten: du baust ein Modell, das strukturell anfällig ist für "negative Mehrheiten" - das hatten wir schon. Parteien, die sich scheuten die parlamentarische Verantwortung zu übernehmen. Das mag eine gewisse Zeit in einem Präsidialsystem funktionieren, da es eine zweite Säule gibt, die die Schwäche des Parlaments auffängt, aber langfristig ist das Scheitern angelegt.
Und das Präsidialregime in der Endphase der Weimarer Republik war auf die Nutzung des Notstandspharagraphen 48 angewiesen. Wir haben für solche Spielereien weder einen mit entsprechender Machtfülle ausgestatteten Präsidenten, noch die entsprechenden Notstandsparagraphen. Zum Glück.

Bakunin
 
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..... Dabei gilt: wer lesen kann ist klar im Vorteil, .....

Wie soll eine Minderheitsregierung denn ins Amt kommen?
Du hast völlig recht: „Wer lesen kann ist klar im Vorteil“. Na dann lies Dir doch mal Art. 63 Abs. 2 - 4 GG durch, und schon ist Deine Frage vollständig beantwortet!

..... Politische Rattenfänger werden in deinem Modell zum Problem, nicht im aktuell Herrschenden.
Und wie ist es mit den politischen Rattenfängern, die die Strukturen und Ressourcen einer Partei dazu benutzen, ihre Ziele zu erreichen? Berlusconi ist genau dafür ein Paradebeispiel. Nicht als Rattenfänger, sondern als ausgeprägte „Alpha-Tiere“ haben sich Helmut Kohl und Gerhard Schröder in Grundsatz und Methodik genau so verhalten, prägten ihrer Partei den Stempel auf
und machten sie zum bloßen Kanzlerwahlverein; der einzige Unterschied war, dass sich die SPD-Abgeordneten länger dagegen gesträubt haben. Also: Nicht in meinem Modell, sondern im aktuell herrschenden werden politische Rattenfänger zum Problem, gerade weil sie sich auf einen Parteiapparat stützen können - eine Möglichkeit, die der parteiunabhängige Abgeordnete gar nicht hat!
Wenn man dann noch die immer größere Teile der Bevölkerung zunehmend anwidernde und anödende Parteitaktik betrachtet, die viele Abgeordneten dazu zwingt, öffentliche Stellungnahmen abzugeben, hinter der sie persönlich gar nicht stehen, die aber ihrer Parteizugehörigkeit geschuldet sind, wird klar, dass im bestehenden System irrsinnige Zeit und Energie nur dadurch verschwendet wird, dass jede Partei eine sich möglichst von der der anderen unterscheidende Position vertreten muss, oft genug entgegen dem, wofür sie sich haben wählen lassen - fast immer nach dem Motto: „Wir müssen Profil zeigen“ oder „Wir sind die Guten oder die Besseren, und die anderen die Schlechten“. Das ist doch ekelhaft!

Ich will andererseits Deine Befürchtungen hinsichtlich solcher Kandidaten und Abgeordneten auch nicht in den Wind schlagen; sie sind sehr berechtigt, aber es geht darum, zu erkennen, dass dieses Problem in jedem System auftreten kann und eben nichts damit zu tun hat, ob ein politisches Alpha-Tier partei-„gebunden“ oder parteiunabhängig ist.

..... Mit welcher Legitimität soll sie als Exekutive gegenüber der Bevölkerung auftreten?

Spiel' mal in deinem System ein "konstruktives Misstrauensvotum" durch. Wie sollen strittige Fragen durch's Parlament? Mit der Vertrauensfrage? Und wenn der Kanzler keine Mehrheit findet?

Dann findet er keine! Auch ein solcher Fall ist im Grundgesetz geregelt, und auch hier ist wieder im Vorteil, wer lesen kann:
Art. 68 Abs. 1 GG. Die Legitimität wird nicht geringsten beeinträchtigt; entweder sucht sich der Kanzler parteiübergreifend für das jeweilige Beschlussthema eine Mehrheit, dann braucht er die Vertrauensfrage gar nicht zu stellen, oder er muss eben diesen Weg gehen. Vielleicht sollten wir uns mal langsam daran gewöhnen, dass in Zukunft ein Kanzler sich nicht mehr stets auf festgefügte Parteienblöcke oder festgezurrte Koalitionsvereinbarungen stützen kann, sondern für jedes Beschlussthema eine dann wahrscheinlich auch jedes Mal anders zusammengesetzte Mehrheit finden muss. Genau daran sehen wir nämlich, dass dann ein nicht so kategorisch auf die Parteien zugeschnittenes System mehr Stabilität mit sich bringen kann als ein parteizentriertes System, weil in einem solchen die meisten Probleme im Zusammenhang mit Misstrauens- und Vertrauensvotum eben gerade durch die Parteigebundenheit und die meiner Ansicht nach sowieso verfassungswidrige Fraktionsdisziplin der Abgeordneten entstehen. Was hat genau dieses heutige System denn mit Legitimität zu tun? Wenn der Kanzler sich auch jenseits der Parteigrenzen Mehrheiten suchen könnte und müsste, wäre das für ihn sehr viel anstrenger - aber darum geht es nicht! Er müsste vielleicht auch seine Politik ändern und Lösungen finden, für die es im Parlament eine Mehrheit gibt - hier wäre die Legitimationskette aber sehr viel kürzer und daher stärker als bei den heutigen parteitaktischen Machtspielchen, wie wir sie im Bundestag schon öfter erlebt haben.

..... Dann bleibt er geschäftsführend im Amt. Und wo ist die konstruktive Mehrheit, um seine Regierung abzulösen? Mit anderen Worten: du baust ein Modell, das strukturell anfällig ist für "negative Mehrheiten" - das hatten wir schon. Parteien, die sich scheuten die parlamentarische Verantwortung zu übernehmen.
.....

Nein, eben nicht. Wenn der Kanzler weder eine ausreichende parteigebundene noch eine sich über die Parteigrenzen hinaus erstreckende Mehrheit hat und die Vertrauensfrage stellt und verliert, kommt es zu Neuwahlen, in denen der Wähler klare Verhältnisse schaffen kann - wenn er die Vertrauensfrage nicht stellt, kann das Parlament jederzeit durch konstruktives Misstrauensvotum einen anderen Kanzler wählen. Wenn kein konstruktives Misstrauensvotum stattfindet, ist der Kanzler spätestens mit der nächsten regulären Bundestagswahl am Ende. Das derzeitige System hat ja auch nicht immer funktioniert, wie bei Willy Brandt 1972 und bei Gerhard Schröder 2005 ersichtlich. Dass die Wähler meisten klare Mehrheiten ermöglicht haben, lag nicht an diesem System und würde auch nicht durch ein anderes System verhindert.

..... Das mag eine gewisse Zeit in einem Präsidialsystem funktionieren, da es eine zweite Säule gibt, die die Schwäche des Parlaments auffängt, aber langfristig ist das Scheitern angelegt.

Das hat nichts damit zu tun, ob es sich um ein Präsidialsystem oder eine „Kanzlerdemokratie“ wie unsere handelt. Schau mal in die USA, ein Paradebeispiel für ein Präsidialsystem: Da muss der Präsident auch Kompromisse machen und sich nicht selten über die Partei hinaus, aus der er stammt, Mehrheiten suchen. Das ist überhaupt nichts anderes wie in einem System, in dem sich nicht der Präsident, sondern der Kanzler vielleicht auch mal oder eben häufiger wechselnde Mehrheiten suchen muss. Es ist doch gerade der eigentliche Sinn der Demokratie, dass der Regierungschef, wer immer das auch sein mag, sich eine Mehrheit für seine Politik suchen muss, und das kann er entweder durch eine stabile und festgefügte parteigebundene Mehrheit mit Koalitionsvertrag oder eben durch wechselnde Mehrheiten. Sollte es in Zukunft Volksentscheide auch auf Bundesebene geben, würde es sowieso öfter zu regierungskonträren Entscheidungen kommen, dann müssten der Kanzler und seine Minister sich sowieso daran gewöhnen, dass nicht vier Jahre lang nach einem abzuarbeitenden Koalitionsvertrag „durchregiert“ werden kann.

Und das Präsidialregime in der Endphase der Weimarer Republik war auf die Nutzung des Notstandspharagraphen 48 angewiesen. Wir haben für solche Spielereien weder einen mit entsprechender Machtfülle ausgestatteten Präsidenten, noch die entsprechenden Notstandsparagraphen. Zum Glück.

Der Artikel 48 der Weimarer Reichsverfassung (WRV) war aber nicht die Ursache für die Machtübernahme des Braunauers und für die Instabilität der Weimarer Republik, sondern konnte sie eben nur nicht verhindern. Auch unser derzeitiges System - in die Dreißiger Jahre versetzt - hätte das nicht verhindern können. Spielen wir jetzt mal etwas anderes durch und nehmen an, dass die NPD oder die DVU es in mehreren Landesparlamenten und auch im Bund zu deutlich mehr als 5% Stimmen gebracht hätten - in mehreren Landesparlamenten war das ja schon der Fall (so viel auch zum Nutzen der 5%-Klausel!), und im Bund kam die NPD 1969 immerhin auf 4,3%. Mit nichts, aber auch gar nichts könnte mit unseren System verhindert werden, dass wieder eine rechte Diktatur entsteht, wenn zwei oder drei rechte Parteien zusammen so viel Stimmen bekommen würden wie die Koalition von 1933!
Dann noch etwas: Du siehst Gefahren für die Stabilität und die Demokratie durch ein Wahlsystem, das parteiunabhängigen Kandidaten mehr Chancen einräumt. Wir kommen wieder zum Nutzen des Lesens zurück: Lies mal Art. 22 WRV, und was findest Du zum Wahlsystem? Art. 22 Abs. 1 WRV: ….allgemeine, unmittelbare, gleiche und geheime Wahl ….. Alles andere regelte ein Reichsgesetz - das tat es durch das Einrichten eines reinen Verhältniswahlrechts! Dieses hat also schon den (negativen) Beweis dafür erbracht, dass es ein Tausendjähriges Reich nicht verhindern kann.
In diesem Zusammenhang dann auch folgendes: Du hast kürzlich die Auffassung vertreten, dass das konkrete Wahlsystem nichts im Grundgesetz zu suchen habe und dieses dadurch überladen würde. Nun haben wir im Grundgesetz zum Wahlsystem kaum mehr drinstehen als in der WRV, und fast alles ist auch jetzt im einfachen Wahlgesetz geregelt …… so viel zu diesem Nebenthema!

P.S.: Wenn ich mich recht erinnere, kommt es Dir doch stark auf Belesenheit an - wie steht es denn damit bei Dir? Die Notstandsregelung der Weimarer Verfassung war kein Paragraph, sondern ein Artikel wie alle neueren Verfassungsregelungen!
 
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Du hast völlig recht: „Wer lesen kann ist klar im Vorteil“. Na dann lies Dir doch mal Art. 63 Abs. 2 - 4 GG durch, und schon ist Deine Frage vollständig beantwortet!

Ar. 63 (4) Kommt eine Wahl innerhalb dieser Frist nicht zustande, so findet unverzüglich ein neuer Wahlgang statt, in dem gewählt ist, wer die meisten Stimmen erhält. Vereinigt der Gewählte die Stimmen der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages auf sich, so muß der Bundespräsident ihn bin-nen sieben Tagen nach der Wahl ernennen. Erreicht der Gewählte diese Mehrheit nicht, so hat der Bundespräsident binnen sieben Tagen entweder ihn zu ernennen oder den Bundestag aufzulösen.

Man liest, was man lesen will. Anhand Satz 4 des von dier erwähnten GG-Artikels kommt klar zum Ausdruck, dass die Macher des GG einen von der absoluten Mehrheit des Parlaments getragenen Kanzler wünschen. Der Kanzler soll über eine stabile Mehrheit verfügen. Satz 4 definiert die Ausnah-me, bei der sich das Parlament dem Willen des Präsidenten ausliefert, der entscheiden darf, ob er den BT auslöst, um Neuwahlen zu ermöglichen oder nicht. Die Botschaft lautet daher nicht: ein Kanzler ohne parlamentarische Mehrheit ist grundsätzlich möglich, sondern es handelt sich um einen Notna-gel, um eine staatliche Handlungsfähigkeit auch in einer politisch kritischen Situation zu ermöglichen.

Anbei eine hübsche Studienarbeit zu diesem Thema.
http://philipp-richter.net/media/Grundgesetz.pdf
Hier wurde das GG unter dem Gesichtspunkt gelesen, was der parlamentarische Rat getan hat, um Minderheitenregierungen gegen demokratiefeindliche Mehrheiten im Parlament zu schützen. Daraus ist aber nicht abzulesen, dass der pR Minderheitenregierungen als Normalform parlamentarischer Arbeit ansah. Die Vorkehrungen im GG sind eingebaut, um eine staatlichen Handlungsfähigkeit gegenüber einer demokratiefeindlichen Mehrheit im Parlament zu bewahren.
Das Modell parlamentarische Regierung ist nur dann lebensfähig, wenn die Regierung über eine stabile Mehrheit im Parlament verfügt.


Und wie ist es mit den politischen Rattenfängern, die die Strukturen und Ressourcen einer Partei dazu benutzen, ihre Ziele zu erreichen? Berlusconi ist genau dafür ein Paradebeispiel.

Eben nicht. Berlusconi hat auf den Trümmern des bürgerlichen Parteienspektrums seine „Formation“ gegründet, die eben viele Jahre bestenfalls die äußeren Formen einer Partei hatte. Das hat sich zwischenzeitlich geändert – die alten bürgerlichen Parteien haben sich unter neuen Namen reformiert, die faschistische Fini ist in der Mitte der politischen Gesellschaft angekommen, die politische Kultur ist vergiftet. Deine Gleichsetzungen hinken daher gewaltig.

Das hat nichts damit zu tun, ob es sich um ein Präsidialsystem oder eine „Kanzlerdemokratie“ wie unsere handelt. Schau mal in die USA, ein Paradebeispiel für ein Präsidialsystem: Da muss der Präsident auch Kompromisse machen und sich nicht selten über die Partei hinaus, aus der er stammt, Mehrheiten suchen. Das ist überhaupt nichts anderes wie in einem System, in dem sich nicht der Präsident, sondern der Kanzler vielleicht auch mal oder eben häufiger wechselnde Mehrheiten suchen muss.

Der eine verfügt über eine eigenständige politische Legitimität. Er wurde direkt vom Volk gewählt. Ein Kanzler wird von einer parlamentarischen Mehrheit gewählt. Seine Handlungsfähigkeit und seine Legitimität hängt an seiner parlamentarischen Mehrheit. Wechseln die Mehrheiten im Repräsentatenhaus und im Senat bleibt der Präsident weiterhin Präsident. Wechselt die Mehrheit im dt. Parlament, dann ist der Kanzler weg. Das ist der Unterscheid zwischen präsidial und parlamentarisch.

Bakunin
 
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..... Die Botschaft lautet daher nicht: ein Kanzler ohne parlamentarische Mehrheit ist grundsätzlich möglich, sondern es handelt sich um einen Notnagel, um eine staatliche Handlungsfähigkeit auch in einer politisch kritischen Situation zu ermöglichen.
.....
Das kann ich mitunterschreiben.
..... Die Botschaft lautet daher nicht: ein Kanzler ohne parlamentarische Mehrheit ist grundsätzlich möglich, sondern es handelt sich um einen Notnagel, um eine staatliche Handlungsfähigkeit auch in einer politisch kritischen Situation zu ermöglichen.
.....
Das auch. Aber man kann sich ja Gedanken darüber machen, wie das Parteiensystem und auch das Wahlsystem insgesamt weiterentwickelt und ergänzt werden könnte, um Notfälle noch besser zu vermeiden, den Umgang mit Notfällen, wenn sie sich schon nicht verhindern ließen, zu verbessern und die Legitimationskette zu verkürzen bzw. zu stärken - auch durch den Einbau von Elementen unmittelbarer Demokratie, oder?
.....Eben nicht. Berlusconi hat auf den Trümmern des bürgerlichen Parteienspektrums seine „Formation“ gegründet, die eben viele Jahre bestenfalls die äußeren Formen einer Partei hatte.
.....
Das mag sein, aber zeigt es nicht gerade, dass ein Wolf mit oder ohne Schafspelz sich nur ein Parteiäntelchen umzuhängen braucht und damit im bestehenden System ankommt und alle seine Möglichkeiten nutzen kann. Worum es mir geht, ist, dass sowohl das Parteiensystem auf seinen ursprünglichen Sinn zurückgeführt und grundlegend reformiert wird, als auch die Möglichkeit gestärkt wird, mehr unabhängige Kandidaten ins Parlament zu bringen, weil das meiner Ansicht nach, dabei helfen könnte, die Wahlbeteiligungen wieder zu erhöhen - natürlich nicht allein! - und die Leute wieder zurück zu holen, die sich wegen Parteienverdrossenheit schon abgewandt haben und nicht mehr wählen gehen; ein großer Teil der "Verdrossenen" ist ja nicht allgemein politikverdrossen, sondern parteienverdrossen. Also: Sowohl der parteigebundene als auch der parteiunabhängige Teil "meines" Systems müssen gleichwertige Grenzen und Kontrollstrukturen haben; die Strukturen für den parteigebundenen Teil sind schon vorhanden, müssen aber grundlegend verbessert werden, während die für den parteiunabhängigen Teil größtenteils erst noch entwickelt werden müssten - das hatte ich schon mal angedeutet.
Der eine verfügt über eine eigenständige politische Legitimität. Er wurde direkt vom Volk gewählt. Ein Kanzler wird von einer parlamentarischen Mehrheit gewählt. Seine Handlungsfähigkeit und seine Legitimität hängt an seiner parlamentarischen Mehrheit. Wechseln die Mehrheiten im Repräsentatenhaus und im Senat bleibt der Präsident weiterhin Präsident. Wechselt die Mehrheit im dt. Parlament, dann ist der Kanzler weg.
Sollte man infolge dessen darüber nachdenken, entweder den Bundespräsidenten zu stärken oder den Bundeskanzler direkt wählen zu lassen oder andere Maßnahmen zu ergreifen?

Unseren Austausch halte ich für sehr fruchtbar, denn er hat mir aufgezeigt, wo vielleicht noch Lücken gefüllt oder Mängel beseitigt werden müssen; ich habe ja auch nur für die Fragen, die mich bisher beschäftigt haben, Antworten und manchmal auch nur Ansätze von Lösungen - die werden dann jeweils in meinen Grundgesetz-Entwurf eingebaut, der seit 1990 besteht und ursprünglich einfach mit dem vorhandenen Grundgesetz-Text angefangen hat.

Solltest Du interessiert sein, daran mitzuarbeiten, kritische oder vielleicht manchmal auch zustimmende Anregungen zu machen und den Austausch auf das gesamte Grundgesetz zu erweitern, wärest Du herzlich willkommen!:)
-> www.gds-zukunftsforum.de
 
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Zwichendurch mal...

ein Merci..

für den schönen Faden. Konnte noch was lernen...

echt:))
 
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Ohne das Thema Berlusconi überzustrapazieren einige randständige Anmerkungen:

1. das alte Parteiensystem ging an mafiösen Verstrickungen zugrunde. Damit wurden Millionen Wählerinnen und Wähler heimat- und eine ganze Generation Politiker arbeitslos.
2. Berlusconi bot Geld, eine damals viele überzeugende Ich-Botschaft: "Ich der Retter" und schuf eine Struktur personaler Abhängigkeiten: Mandat gegen bedingungslose Unterstützung für eine Gruppe von Politikern, die durch mani polite ins Abseits gedrängt worden waren. Hilfreich soll gewesen sein, dass Berlusconi und Mafia kein Gegensatzpaar gewesen sein sollen.
3. Alle diese Faktoren gibt es in der BRD nicht - eben auch dank unserer Parteien.

Bakunin


P.S.: die politische Schwäche des Bundespräsidenten ist gewollt und die Wahl des Kanzlers durch das Parlament ist sachlogisch. Innerhalb der parlamentarischen Demokratie kann es neben dem Parlament kein weiteres Machtzentrum geben. Sowohl in Frankreich als auch den USA sind die Parlamente dem Präsidenten an Machtfülle und Entscheidungskompetenz nachgeordnet. Auch da gibt es ein eindeutiges Machtzentrum.
Da liegt das Machtzentrum beim Präsidenten, bei uns im Parlament.
 
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Das auch. Aber man kann sich ja Gedanken darüber machen, wie das Parteiensystem und auch das Wahlsystem insgesamt weiterentwickelt und ergänzt werden könnte, um Notfälle noch besser zu vermeiden, den Umgang mit Notfällen, wenn sie sich schon nicht verhindern ließen, zu verbessern und die Legitimationskette zu verkürzen bzw. zu stärken - auch durch den Einbau von Elementen unmittelbarer Demokratie, oder?

Warum noch besser? Bisher musste in den vergangenen 63 Jahren des bundesrepublikanischen Parlamentarismus kein einziges Mal auf diese Mechanismen zurückgegriffen werden. Das ist doch eigentlich eine überzeugende Geschichte, oder?

Und: es handelt sich nicht um eine Legitimationskette. Unser Parlament ist vom Volk per Wahl legitimiert, einen Kanzler zu wählen und Gesetze zu verabschieden. Damit ist ein von diesem Parlament gewählter Kanzler Bestandteil der dem Parlament innewohnenden Legitimität. Eine stärkere und kürzere Form der Legitimität kann es in einer parlamentarischen Demokratie nicht geben.
Im Begriff der Kette dagegen steckt eine Form der Übertragung drin. Es wird aber nichts übertragen. Ebenso kann man bei einer Kette daran denken, "dickere Kettenglieder" einzufordern.
...
Das Bild der Kette trägt aber nicht.

Bakunin
 
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Warum noch besser?
Hältst Du das bestehende Wahlsystem für so gut, dass man daran überhaupt nichts zu ändern braucht? Welche Konsequenzen würdest Du aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum bisherigen Wahlrecht ziehen, im Besonderen was die Thematik der Überhangmandate angeht, durch die die Gleichheit der Wahl doch so weit verfälscht wird, dass das Gericht die bisherige einfachgesetzliche Regelung kippte?:traurig:

Na ja, ich kann mir vorstellen, dass CDU-Mitgliedern oder -Wählern die bisherige Regelungen ganz gut gefällt, aber es gab auch schon Wahlen, bei denen auch die SPD ganz kräftig davon profitierte. Ich will damit nicht zum Ausdruck bringen, dass ich Dich für einen CDU-Sympathisanten halte, sondern ich gehe davon aus, dass wir uns darin einig sind, dass es künftig ein Wahlrecht geben muss, das keine Partei bzw. kein Lager bevorzugt oder benachteiligt.
 
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Hältst Du das bestehende Wahlsystem für so gut, dass man daran überhaupt nichts zu ändern braucht? Welche Konsequenzen würdest Du aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum bisherigen Wahlrecht ziehen, im Besonderen was die Thematik der Überhangmandate angeht, durch die die Gleichheit der Wahl doch so weit verfälscht wird, dass das Gericht die bisherige einfachgesetzliche Regelung kippte?:traurig:

Na ja, ich kann mir vorstellen, dass CDU-Mitgliedern oder -Wählern die bisherige Regelungen ganz gut gefällt, aber es gab auch schon Wahlen, bei denen auch die SPD ganz kräftig davon profitierte. Ich will damit nicht zum Ausdruck bringen, dass ich Dich für einen CDU-Sympathisanten halte, sondern ich gehe davon aus, dass wir uns darin einig sind, dass es künftig ein Wahlrecht geben muss, das keine Partei bzw. kein Lager bevorzugt oder benachteiligt.

Ach als frei schwebendes Radikal ist es mir egal, ob SPD und CDU was gut oder schlecht finden.
Es gibt einen Auftrag des Bundesverfassungsgerichts, diese Unstimmigkeiten abzustellen. Dazu gab es verschiedene Lösungsmöglichkeiten. Der Bundestag hat eine Version gewählt, die zu einem größeren Parlament führt, aber alle Beteiligten gehen davon aus, dass die Zusammensetzung des Parlaments zukünftig den realen Verhältnissen entsprechen wird.
Es ist zu prüfen, ob die Lösung den Ansprüchen des Gerichts gerecht wird. Wenn dem so sein sollte, dann hat sich das Thema erledigt.

Denn, es erging kein Auftrag, ein neues Wahlrecht zu formulieren.

Bakunin
 
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Ach als frei schwebendes Radikal .....
Gutes Bild; als solches könnte ich mich auch bezeichnen, auch wenn ich bestrebt bin, so viele Unterstützer für meine Verfassungsreform- und sonstigen politischen Vorstellungen zu finden.
Denn, es erging kein Auftrag, ein neues Wahlrecht zu formulieren.
Den kann das BVerfG auch nicht erteilen. Nur in Fällen, in denen der Verfassungsverstoß gravierend ist oder es sich um ein extrem wichtiges Thema handelt, setzt es dann dem Gesetzgeber eine Frist für das Zustandebringen einer verfassungskonformen einfachgesetzlichen Regelung und macht hierzu manchmal auch Vorgaben.

Der Impuls für ein grundlegend neues Wahlrecht muss aber aus dem politischen Raum kommen; da hast Du vollkommen recht - auch damit, dass nach der Bundestagswahl 2013 wahrscheinlich kein Hahn mehr danach krähen wird. Die jetzt als vorläufig vereinbarte Neuregelung mit den Ausgleichsmandaten wird wahrscheinlich auch die engültige Regelung sein, auch wenn wir ein noch weiter aufgeblähtes Parlament bekommen werden.
 
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Wahlkampfauftritte von Politikern

These:
In Landtagswahlkämpfen sollten keine Bundespolitiker auftreten dürfen, sondern nur Landespolitiker.
Entsprechendes soll für die Wahlkämpfe auf allen anderen Ebenen gelten, z.B. bei Kommunalwahlkämpfen keine Landes- oder Bundespolitiker, und allgemein bei jedem Wahlkampf keine Politiker aus einer höherrangigen politischen Ebene.
Das Ganze soll eventuell auch umgekehrt gelten, also z.B. keine Auftritte von Bundespolitikern in Wahlkämpfen zum Europaparlament.
 
OP
Timirjasevez

Timirjasevez

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These:
In Landtagswahlkämpfen sollten keine Bundespolitiker auftreten dürfen, sondern nur Landespolitiker.
Entsprechendes soll für die Wahlkämpfe auf allen anderen Ebenen gelten, z.B. bei Kommunalwahlkämpfen keine Landes- oder Bundespolitiker, und allgemein bei jedem Wahlkampf keine Politiker aus einer höherrangigen politischen Ebene.
Das Ganze soll eventuell auch umgekehrt gelten, also z.B. keine Auftritte von Bundespolitikern in Wahlkämpfen zum Europaparlament.
Wäre es nicht im Sinne der These zutreffender, statt von "*politiker" von "Kandidat für ein "*mandat" zu sprechen? Oder so ähnlich. Hoffentlich war verständlich, was ich meine.:(
 

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