„Als Adressat und Verbindung zwischen den Gegensätzen, zwischen ‚Liberalität‘ und ‚Paternalismus‘, zwischen ‚verantwortungsvoll‘ und ‚kreativ‘, zwischen ‚Bürger‘ und ‚Konsument‘ braucht man ein positives Gesellschaftsverständnis.
Man braucht es, um eine sinnstiftende, politische Erzählung zu schaffen, die Zutrauen und Zuversicht gibt, dass Veränderungen gut sind und es sich lohnt, für sie zu streiten. Man braucht eine Erzählung, die auf Veränderung setzt, auf Gerechtigkeit und Internationalität. Dieses Engagement nenne ich einen ‚linken Patriotismus‘.
Ich schreibe das in vollem Bewusstsein, dass ich Widerspruch provozieren werde. Patriotismus, Vaterlandsliebe also, fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland nichts anzufangen und weiß es bis heute nicht.“
Die Zitate sind elf Jahre alt, aber sie sind korrekt. Entscheidend ist der Zusammenhang: Habeck nimmt das Geständnis, dass er Patriotismus zum Kotzen „fand“ (Imperfekt!), ausdrücklich als Ausgangspunkt für die These, dass sich auch Linke positiv auf die deutsche Gesellschaft beziehen müssten. Anders gesagt: Er korrigiert seine alte Position ausführlich und öffentlich.
Werbung für Verfassungspatriotismus
In dem Tenor geht es in dem Buch weiter. Auf gut 200 Seiten wirbt Habeck für Verfassungspatriotismus, für Begeisterung fürs Gemeinwohl, für gemeinsame Ideale, kurz: für einen linken Patriotismus. Er war einer der Ersten überhaupt, der der deutschen Linken diesen Gedanken schmackhaft machte. Die Stoßrichtung des Grünen ist also genau die Gegenteilige als die von Merz, Ziemiak oder der AfD unterstellte.