Vorurteile sind - als vorgefasste Meinungen und ungeprüfte Ablehnungen - soziale Einstellungen, die sich auf soziale Gruppen bzw. Individuen beziehen.
Sie sind oft aus Vorausurteilen entstanden, die ohne eingehendere Prüfung zu falschen Verallgemeinerungen werden. "Ein Vorurteil ist eine dem Stereotyp nahestehende Einstellung (Meinungsbildung), die kaum auf Erfahrung (Information, Sachkenntnis), um so mehr auf subjektiver Eigenbildung bzw. Generalisierung von Ansichten usw. beruht.
Kennzeichnend für das Vorurteil ist auch die zähe, unflexible, unreflektierte Fortdauer und die meist zerstörerische (selten förderliche) Wirkung, die es im Gemeinschaftsleben entfalten kann.
Vorurteile erleichtern uns das Leben ähnlich einem Reiseführer durch eine uns fremde Region.
Sie können in Gruppen einen gewissen Zusammenhalt schaffen und verstärken die Bereitschaft zu gemeinsamen Aktivitäten.
Dieser soziale Vorteil kann sich sowohl auf den privaten wie auf den öffentlichen Bereich beziehen.
Man unterscheidet negative und positive Vorurteile. Beide basieren kaum auf objektiv gesicherten Informationen, sondern vor allem auf subjektiven Einstellungen, Gefühlen und Wertungen .
Positive Vorurteile entstehen z. B. schnell in der Phase der Verliebtheit zwischen zwei Menschen.
Als Beispiel für negative Vorurteile seien hier die ethnischen Gruppen der "Sinti und Roma" genannt:
Ihnen werden häufig folgende Charakteristika zugeschrieben:
Ihre moralischen Eigenschaften zeigen eine sonderbare Mischung von Eitelkeit und Gemeinheit, Ziererei, Ernst und wirklicher Leichtfertigkeit, fast einen gänzlichen Mangel männlichen Urteils und Verstandes, welcher von harmloser List und Verschlagenheit, den gewöhnlichen Beigaben gemeiner Unwissenheit, begleitet ist; dabei zeigen sie noch entwürdigende Kriecherei in Tun und Wesen, darauf berechnet, andere durch List zu übervorteilen; sie haben nicht die geringste Rücksicht auf Wahrheit und behaupten und lügen mit einer nie errötenden Frechheit ..."
Fragen Sie sich selbst: Was verbinden Sie mit "Zigeunern"? Was fällt Ihnen spontan und als erstes ein? Sind Sie nicht auch in irgendeiner Weise von solchen Vorurteilen geprägt?
Vorurteile werden, abhängig vom Inhalt, mitunter auch als "interessenbestimmte Lügen" definiert.
Wir Menschen haben die Tendenz, das herauszugreifen, was wir sehen wollen und blenden das aus, was uns nicht gefällt. Damit belügen wir - bewusst oder unbewusst - uns selbst und andere. In der Regel werden Vorurteile anderer schneller erkannt als die eigenen. Wie auch immer: Der Kontakt mit Menschen, gegen die wir Vorurteile hegen, wird gemieden, die Kommunikation mit ihnen reduziert.
Vorurteile und diskriminierendes Verhalten stehen oft in engem Zusammenhang. Ist beispielsweise der Personalchef einer Firma der Ansicht, dass Frauen "an den Küchenherd" gehören, so wird er Frau P., die sich um eine hausinterne Führungsposition bewirbt, bei der Vergabe der Stelle übergehen .
Diskriminierendes Verhalten als Folge von Vorurteilen ist auch sonst in unserem Alltag sehr häufig zu beobachten, z. B. auf Spielplätzen, wenn Eltern bewusst ihre Kinder von bestimmten Ausländergruppen fernhalten, oder bei der Wohnungssuche, wo eine leerstehende Wohnung nicht an Personengruppen bestimmter Nationalitäten vermietet wird .
Zum Beispiel haben Kölner Schüler folgendes Experiment durchgeführt:
",Heh, Ali, du nix anfasse', sagt die deutsche Verkäuferin im Spielwarengeschäft in der Kölner Innenstadt barsch zu dem Jungen und zieht den Stecker zu den Telespielen heraus, die dort zum Ausprobieren aufgestellt sind.
Der Junge hat schwarze Haare, trägt einen abgewetzten Parka und spricht das gebrochene Deutsch der Türken.
Vor der Ladentür sagt der 13jährige in akzentfreiem Deutsch: :
Unverschämt! Die deutschen Kinder durften an den Vorführgeräten rumfummeln. Ich aber nicht - nur weil mich die Verkäuferin für einen Türken gehalten hat.
Der schwarzhaarige Junge ist in Wirklichkeit blond. Sein Name ist nicht Ali, sondern Jan. Und er ist kein Türke, sondern ein Deutscher. Zusammen mit anderen Schülern aus der siebten Klasse der integrierten Gesamtschule KölnHolweide hatte sich Jan als Türke verkleidet. ...
Dieser Anschauungsunterricht', so sagt Jan, ‚ist allen in der Klasse unheimlich unter die Haut gegangen, weil die Deutschen plötzlich anders zu einem sind.'