Und warum eigentlich? Vor weiterem „Bildungsverlust“ sollte man sich allerdings fürchten. Deutschland war einmal das Land der „Dichter und Denker“. So kann man es heute nicht mehr nennen!
Nun ist der Begriff der „Kultur“ natürlich umfassender zu sehen. Und abhängig vom „Geist der Zeit“. Ist der jetzige ein „Ungeist“? So man sich die rechtspopulistischen Gesellen betrachtet, soll dies angeblich so sein. Selbstverständlich dann verursacht durch „andere“, die „deutsche Kultur“ den Bach runtergehen lassen.
Hier einmal der Versuch einer Zusammenfassung, was Kultur ausmacht und die Frage, warum die unsrige denn eigentlich gefährdet sein sollte.
Rechtswesen. Hiermit meine ich nicht die Summe unserer Gesetze. Diese ändern sich oftmals täglich, und vieles ist überholt. Ich meine einige Grundsätze unserer Rechtsprechung wie z.B. "in dubio pro reo", "nulla poena sine lege", "nulla poena sine culpa", Strafe als Resozialisierung statt Rache, Trennung von Recht und Moral. Es gibt Menschen bei uns, die diese Grundsätze bekämpfen und vom Verfassungsschutz beobachtet werden; diese beschränken sich jedoch nicht auf Muslime. Ich würde solche Bestrebungen auch nicht als "kulturell" bezeichnen. Daneben gibt es den deutschen Stammtisch, der gerne die Grundsätze "kurzer Prozess, Rache, Moral" (und im Extremfall die Todesstrafe) im Strafrecht verankert sähe.
Sprache. Von Einwanderern, die in Deutschland ihren Lebensmittelpunkt haben, kann man verlangen, dass sie unsere Sprache erlernen. (Deutsche im Ausland halten sich vielfach nicht daran; warum auch, sie haben ja Geld.) Man darf aber nicht erwarten, dass sie ihre eigene Sprache verleugnen, und dass Einwanderer der ersten Generation häufig Probleme mit der Sprache des Gastlandes haben, ist völlig normal.
Andererseits sehe ich nicht, dass unser Kulturgut "Sprache" ausgerechnet durch muslimische Ausländer gefährdet ist. Dazu trägt eher die Vielzahl von Anglizismen bei. Deutsch ist im Grunde eine tote Sprache; die Rechtschreibreform, die zeitgemäßere und stärker deutschem Sprachgefühl entsprechende Schreibweisen vorschlug, wurde erbittert bekämpft, und man erfindet lieber Pseudo-Anglizismen statt deutsche Begriffe für neue Erscheinungen!
Architektur. Abgesehen von ein paar Moscheen, die mit ihrer Exotik eher unser Stadtbild bereichern, kann ich nicht erkennen, wo muslimische Ausländer auf die Architektur unserer Städte Einfluss nehmen. Architektonische Kultur haben wir selbst aus unseren Städten verbannt, nachdem fast alle Großstädte im von Deutschland entfesselten Krieg zerstört wurden und durch gesichtslose funktionelle Bauten ersetzt wurde (auch vieles, was der Krieg verschonte). Da wurden schon mal Hochhausklötze in ein Stadtbild gerammt ohne Rücksicht auf gewachsene Strukturen oder historische Silhouetten. Der Einfluss auf unsere Architektur ist amerikanisch-internationalistisch; erst in jüngerer Zeit besinnt man sich wieder etwas mehr auf traditionelle Werte und Ästhetik.
Kunst. Abgesehen von dem einen oder anderen Popmusikstück aus dem arabischen Raum, das über Frankreich zu uns gelangte, oder einem türkischen Grand Prix-Gewinner, der mal in unserem Radio zu hören war, kann ich keinen muslimischen Einfluss auf unsere E-, U- oder Popmusik erkennen. Wir haben statt Beethoven heute nur noch Bohlen zu bieten; das ist aber nicht die Schuld der Muslime. Auch bei Literatur oder bildender Kunst sehe ich keinen muslimischen Einfluss. Beim Film sind gerade junge (deutsch-)türkische Filmemacher eine Bereicherung.
Kleidung. Traditionelle Trachten, die man als Teil unserer Kultur betrachten kann, werden nur noch im ländlichen Raum zu besonderen Anlässen getragen. Die Mehrheit der Deutschen trägt funktionelle westliche Einheitskleidung. Weder die Trachten noch die westliche Einheitskleidung sind muslimisch beeinflusst. Muslimische Frauen halten stärker an ihrer traditionellen Kleidung fest als Männer. Aber dies ist ein Phänomen, das man auch in nicht-muslimischen Teilen der Welt (z.B. in Teilen Afrikas oder Indien) beobachten kann.
Essen. Manche beklagen das Überhandnehmen von Döner-Buden, aber haben gegen Pizzerias oder McDonald's & Co nichts einzuwenden. Die internationale Küche bei uns wird eher von italienischen, chinesischen und Balkan-Restaurants dominiert.
Religion. Wenn man die Mitgliedschaft bei einer christlichen Religionsgemeinschaft als maßgebend für deutsche Kultur betrachtet, dann ist natürlich jeder Atheist, Buddhist, Hindu, Muslim usw. ein Fremdkörper bei uns. Für mich gehört es zur verteidigenswerteren Kultur unseres Landes, dass alle Religionen oder Nicht-Religionen bei uns nebeneinander existieren können.
Angeblich haben Muslime bei uns schon erfolgreich den heidnischen Brauch, Weihnachtsbäume aufzustellen, bekämpft; dummes Zeug. Ich habe das in meiner Gegend noch nicht erlebt. Den christlichen Sonntag als arbeitsfreien Tag mehr und mehr abzuschaffen, wird allerdings nicht von Muslimen gefordert, sondern von deutschen Arbeitgebern!
Menschen mit völlig unterschiedlichen Interessen, die sich voneinander abgrenzen, gibt es jede Menge; so gesehen haben wir beliebig viele Parallelgesellschaften. Nur bei Muslimen wird das ständig angeprangert.
Es gibt keine muslimischen Gerichte in Deutschland, die nach dem Recht der Scharia urteilen. Es gibt vereinzelt islamische Schiedsgerichte, die im Vorfeld eines Gerichtsverfahrens eine Schlichtung herbeizuführen versuchen, wie überall in Deutschland.
Wenn sie allerdings nach ausländischem Recht heiraten, dann gilt auch im Scheidungsfall gegebenenfalls dieses ausländische Recht. Das betrifft nicht nur Muslime und gilt in Deutschland schon seit der Kaiserzeit!
Die Polizei hat übrigens überall in sozialen Brennpunkten manchmal Probleme, das Gewaltmonopol durchzusetzen; das hat nichts mit dem Islam zu tun.
Es gibt deutsche Rentner, die ihren Lebensabend in Spanien oder der Türkei verbringen und allenfalls das Allernotwendigste der Sprache des Gastlandes beherrschen.
Muslime sind die einzigen, die sich das Recht herausnehmen (allein diese Formulierung muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen ;-( ), eine eigene Religion, eigene Gebetsstätten, eigene Essensvorschriften, eine eigene Kultur zu haben? Lächerlich.
Apropos Schächten und Tierschutz: Schächten ist die zweitbeste Methode, Tiere vom Leben zum Tode zu befördern. Schauen Sie sich mal in unseren Schlachthöfen um, dann sehen Sie, wie gut die beste Methode des Schlachtens funktioniert. Beispiel Hähnchen: Die werden an den Füßen an einer Art Förderband aufgehängt, werden über rotierende Messer geführt, die ihnen die Köpfe abschneiden, kommen dann in siedendes Wasser, so dass sie leichter gerupft werden können usw. Nun kommt es vor, dass die Hähnchen zappeln, von den Messern verfehlt werden und dann lebendig ins siedende Wasser getaucht werden. Oder Sie können sehen, wie Rinder leiden, wenn der Bolzenschuss nicht richtig ausgeführt wurde.
Zu deutschem Beitrag zum Tierschutz kann ich Ihnen noch ein paar Dinge aufzählen:
- Massentierhaltung.
- Transport lebender Tiere auf engstem Raum über tausende Kilometer ohne
ausreichende Versorgung.
- Qualzucht.
- Nicht artgerechte Haltung in kleinen Zirkussen oder Zoos.
- Haustiere als Spielzeug, die ausgesetzt werden oder in der Mülltonne
landen, wenn man ihrer überdrüssig ist.
- Einschränkung des Lebensraums wild lebender Tiere.
- Tierversuche über das notwendige Maß hinaus.
- Tiere aufpäppeln, aussetzen und jagen.
Vielleicht sind diese Fakten ein wenig nachdenklich stimmend.