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Schuld ist ein Wächter und eine Waffe. Zum einen lässt sie Menschen innehalten „ich will nicht Schuld daran haben, dass…“ Sie wollen also ihren Platz in einer Gemeinschaft nicht verlieren und ausgegrenzt werden. Dadurch, dass sie etwas Verbotenes tun.
Schon von Anbeginn des „christlichen“ Lebens kommt der Begriff der Schuld ins Spiel. Die Urschuld. Weil irgendwann einmal in einem ominösen Garten Eden die neugierige Eva den Verlockungen eines Apfels nicht widerstehen konnte. Und danach dann der Adam den Verlockungen von Evas „Äpfelchen“ auch nicht. Denn sie erkannten, dass sie nackt waren…. ;-)
Das war ja auch gut so. Denn wie sonst hätten sie sich vermehren sollen? Und kein Pfarrer könnte heutzutage über dem Taufbecken etwas wegwaschen, wovon der unschuldige Täufling gar keine Ahnung hat. Jedoch in Sippenhaft genommen wird. Der menschlichen.
„Schuld“ ist ein mächtiges psychisches Instrument der Erpressung. Installieren eines Schuldkomplexes. Wie es z.B. seitens israelischer Politiker immer wieder via Deutschland in Erinnerung gebracht wird. „Mea culpa“. Das macht den Schuldner gegenüber dem Dauergläubiger „spendabel“. Da leistet man dann Abbitte durch Einlassen auf Wünsche der Solidarität ohne nach anderer Schuld zu schauen… Ohne abzuwägen.
Ein Schuldkomplex verbaut einen klaren Blick. Denn Schuldige, oder auch nur vermeintlich Schuldige, kreisen um sich selbst. So sie Einflüsterungen erliegen. Weil ja überall ein Schuldiger gefunden werden muss. Damit die Welt wieder ihre Ordnung erhält/behält?
Pontius Pilatus resignierte: Wahrheit, was ist Wahrheit… Und auch diese Fragestellung war berechtigt. Denn wer hatte Schuld?
Ist es der Henker, der jemanden vom Leben zum Tod befördert? Sind es diejenigen, die den Tod eines Menschen fordern? Ist es derjenige, der den Knopf zum Abflug einer tödlichen Drohne drückt? Oder der demjenigen den Auftrag erteilte? Wo ist die „Ur-Verantwortung“ für Schuld?
Und so waschen dann alle ihre Hände in andauernder Unschuld.
Über eigene Schuld nachzudenken oder zu sprechen ist sinnvoll. Bei einer direkten Schuldzuweisung an einen „Ausgeguckten“ wird eine Klärung schwierig bis unmöglich.
Ist es überhaupt möglich, jemals einen wirklich Schuldigen aus allen Verstrickungen herauskristallisieren zu können? „Wie alles sich zum Ganzen webt, eins in dem andern wirkt und lebt…“ ließ Goethe seinen Faust sprechen.
<<Keine Religion als die christliche hat gelehrt, dass der Mensch als Sünder geboren wird.<< Blaise Pascal
Geben und nehmen. Ist nicht das gesamte Leben eine subtile Erpressung der Art: „Das bist du mir schuldig“?