Aber dennoch: es war schon immer so, daß die Wege, Straßen und die Mobilitätsmittel nach den gesellschaftlichen Gegebenheiten sich ausgerichtet haben.
Die Mobilitätsmittel haben auch die gesellschaftlichen Gegebenheiten verändert. Ich denke, man muss das laufend (wegen mir auch fahrend) überdenken und neu justieren. Nur so können wir allen eine Teilhabe am technischen Fortschritt gewähren. Wie gesagt, ich sehe das Auto als eine wichtige Errungenschaft - so lange man es vernünftig einsetzt.
Aber auch im Mittelalter wurden Schneisen in die Wälder geschlagen, um den von Kaiserpfalz zu Kaiserpfalz reitenden Reisekaisern das Regieren zu erleichtern.
Schneisen sind wichtig. Auch hier gilt das Maß. Brauchen wir wirklich jeweils drei Autobahnen, wenn wir von Köln nach Bonn oder Düsseldorf wollen? Eine in beiden Richtungen dreispurige Autobahntrasse ist 36 m breit. Mit den nötigen Rändern kommt man da leicht über 50 m. Und das in einem dicht besiedelten Ballungsgebiet. Der Sinn der Autobahn als Fernverkehrsstraße ist längst verlorengegangen, weil alle paar Meter eine Auffahrt ist. Schließlich will jeder, der unter ihrem Lärm und Gestank leidet, wenigstens auch von ihrem Nutzen profitieren. Staus haben wir trotzdem in kaum erträglichem Ausmaß. Durch exzessiven Gebrauch ist hier das Auto vom Segen zum Fluch geworden.
Und wenn Du Dir vergegenwärtigst, daß die wenigsten Menschen heute noch da arbeiten - und arbeiten können! -, wo sie wohnen, sondern weite Wege in Kauf nehmen müssen, um an den Ort der Erlangung ihrer Lebens-Mittel zu gelangen. wirst Du zugeben müssen, daß das Auto nur selten ein Selbstzweck ist, sondern pure Notwendigkeit
Das hat sich so entwickelt, weil es möglich war. Ob wir dadurch besser leben, wage ich zu bezweifeln. Die Politik hat diesen Trend durch steuerliche Vergünstigungen auch noch gefördert. Man muss das nicht mitmachen. Das ist so ein Punkt, an dem jeder gegensteuern kann. Ich habe es immer so gehalten, dass ich für den Weg zur Arbeit maximal ein Fahrrad brauche. Wenn ich überlege, wieviel kostbare Lebenszeit ich so gewonnen habe, dann ist das durch kein noch so hohes Einkommen auszugleichen.
Das Problem ist also eigentlich nicht so sehr das Auto als Selbstzweck - weil et so schön iss, mit´n VauWeh Käfer übern Asfaltzeschweben. Dat hammer schließlich hinter uns, da warn wer abba noch richtig jung -, sondern das Geflecht von Arbiet und Entfernung. Es ist kein Wunder, daß die Entwicklung der Transportmittel - und natürlich auch des Straßenbaus -genau in dem geschichtlichen Moment einsetzt, wo es die ökonomische Verfaßtheit der Gesellschaft erfordert.
Dazu fällt mir der Satz zu den neuen Autos ein, den ich in einem anderen Beitrag zu diesem Thread geschrieben hatte: Mit den neuen Autos fahren wir nicht, sondern wir werden in ihnen gefahren. Analog dazu gilt: In dieser modernen Welt leben wir nicht, sondern wir werden gelebt.
Ich liebe übersteuernde Autos, bei denen man gegensteuern muss, wenn man zu schnell war. Die meisten Menschen bevorzugen untersteuernde Fronttriebler, die zwar leichter zu fahren sind, mit denen man dann aber geradeaus aus der Kurve rutscht.