Gut, das du darauf kommst, denn das fiel mir im Nachhinein noch ein. Das Nicht-Aggressionsprinzip ist keineswegs ein Grundsatz des Anarchokapitalismus. Der verbietet nämlich Aggression nur dann, wenn sie nicht in Ausübung des Eigentumsrechts geschieht. Wenn mir einer meine Uhr klaut und nicht wieder rausgibt, darf ich Gewalt anwenden, um sie zurück zu bekommen.
Das Nichtaggressionsprinzip richtet sich ausschließlich gegen die Initiation von Gewalt, nicht schlechthin gegen dessen Anwendung, und das schon seit seiner ersten Formulierungen durch Ayn Rand und Murray Rothbard. Es ist nicht mit Pazifismus zu verwechseln, wie du es hier offenbar tust.
Aggression wird also nicht aus Prinzip verneint sondern nur bei regelkonformem Verhalten des "Opfers" - und das ist in (fast) jeder Gesellschaft so. Den gesetzestreuen Bürger darf man fast nirgendwo aggressiv angehen.
Klar darf man es. Sieht man sehr schön in Ländern, die eine Wehrpflicht haben. Wenn das nicht die Initiation von Gewalt sein soll, dann weiß ich auch nicht weiter. Weitere Beispiele wären Enteignungen, Steuern und Untersuchungshaft. Daneben gibt es noch haufenweise illegale Verhaltensweisen von Seiten des Staates, die de facto nicht sanktioniert werden.
Achso, fast vergessen. Wie soll eine Gruppe funktionieren, wenn sie ihre Regeln, den Gesellschaftsvertrag nicht durchsetzen darf? Da funktioniert auch kein Ananarchokapitalismus.
Klar dürfen Regeln durchgesetzt werden. Die Gruppe wäre nicht daran gehindert, einem Ausreißer Privilegien zu entziehen, ihn zu stigmatisieren oder zu verbannen. Eine andere Frage ist, ob das überhaupt nötig ist. Familien und Freundschaftsbanden halten auch ohne solche Mechanismen zusammen, in aller Regel jedenfalls.
Sollte dies aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein, so käme eine Übertragung der Dispositionsbefugnis über den eigenen Körper und die eigene Freiheit des Individuums auf die Gruppe in Betracht. Inwiefern das möglich ist ist auch innerhalb anarchokapitalistischer Kreise hochumstritten.
Dann hast du die Sache nicht wirklich durchdacht.
Inwiefern?
Aber Entführungen, Vergewaltigungen, Straßenraub, Mord und all diese Dinge sind von staatlicher Seite eben selten. "Einfache" Kriminalität ist deswegen nicht weniger unangenehm als Enteignungen. Die Jungs von der Schutzgeldmafia nicht lieber gesehen als der Steuerbeamte.
In anderen Ländern gehören staatlich angeordnete Morde und Vergewaltigungen an der Tagesordnung, und selbst die zurückhaltenderen Staaten, Deutschland etwa, unterstützen Kriege, die zu genau den von dir beschriebenen Handlungen führen.
Nein. Warum denn gegen den Staat?
Weil der Staat viel mehr Macht in sich konzentriert als ein Privatmann es sich erträumen könnte.