Ein radikaler Neoliberaler, der neoliberaler gar nicht sein kann, Mark, fleht die letzte linke Ikone Deutschlands an, endlich aktiv zu werden.
Da hast du anscheinend etwas grundsätzlich missverstanden.
Klar haben Linke und Crashpropheten etwas gemeinsam, nämlich die Vorhersage, dass wenn wir so weiter machen wie gehabt ein böses Ende kommen wird, nur ist die Schlussfolgerung was getan werden kann oder soll um das böse Ende zu verhindern genau gegensätzlich.
Neoliberale wollen nämlich nicht wirklich etwas ändern, vielmehr wollen sie auf demselben Weg den wir eh schon gehen noch schneller vorwärts kommen, sprich der Industrie NOCH mehr Subventionen hinten rein schieben, den Reichen die Steuern NOCH weiter senken, usw.
Linke wollen dagegen den Sozialstaat ausbauen, oder wenigstens auf den Level zurück bringen den er in den 70ern mal hatte und damit mehr Kaufkraft bei den Normalverbrauchern schaffen, wodurch die Industrie auch ganz ohne Subventionen genug Anreize hätte mehr Zeug zu produzieren und dabei mehr gut bezahlte Jobs zu schaffen.
Neoliberale haben nun einen "Trick" übernommen, der schon bei den alten Römern bekannt war als "teile und herrsche".
Will man rechts-autoritäre Politik mehrheitsfähig machen, geht das am Besten indem man linke Kräfte in so viele winzig kleine Gruppen splittet wie irgend möglich und diesen Gruppen einredet, sie hätten derartig grosse Meinungsverschiedenheiten, dass die Linken am Ende nur noch untereinander streiten, während die Rechten die Wahlen gewinnen.
Der Versuch Wagenknecht zur Gründung einer neuen Partei zu bewegen ist nichts weiter als der Versuch die knapp 5% Wählerstimmen die die Linke noch hat NOCH weiter aufzusplitten, so dass überhaupt keine linke Kraft mehr eine Chance hat über die 5%-Hürde zu kommen.
Wenn ich Wagenknecht wäre oder ihr eine Empfehlung geben sollte würde ich vorschlagen dem Teil der Linken die sie nicht mögen eine simple Frage zu stellen:
Was meint ihr warum die Linke von Wahlergebnissen um die 12% 2009 auf unter 5% 2021 abgerutscht ist? Ist das weil wir zu weit links stehen, oder ist das weil wir von unserer Position unten links in die Mitte gerückt sind?
2013 unten links:
The Political Compass | https://www.politicalcompass.org/germany2013
2021 Mitte:
The Political Compass | https://www.politicalcompass.org/germany2021
Wenn man es ganz grob vereinfacht, kann man sagen, dass die Teilung linker Kräfte in den 80ern begonnen hat, mit der Gründung der Grünen 1980.
Damals waren SPD und Grüne beide links-liberal, sprich die mussten sich dann die Wählerstimmen der Links-Wähler teilen, logisch hat die SPD dabei satt verloren und das Ergebnis war, dass Kohl 1982 die Wahl gewonnen hat.
In der Folge ist die SPD dann immer weiter nach rechts gerückt, in dem Irrglauben dort ihre verlorenen Wähler wiederzufinden, die aber tatsächlich bei den Grünen und damit immer noch links-unten waren.
Das Nächste war die Gründung der Linken, bzw. der Zusammenschluss von WASG und PDS 2007, der zu massiven Austritten aus der SPD führte von all den Parteimitgliedern denen die SPD mittlerweile zu weit rechts stand und sich bei den Linken wohler fühlten, womit linke Kräfte nochmal unterteilt wurden, was auf die Grünen denselben Effekt hatte den die Gründung der Grünen auf die SPD hatte, sprich die Grünen fingen an nach rechts zu rücken.
Als Folge der Wanderung nach rechts-oben von SPD und Grünen wurde dann halt auch die Propaganda von rechts gegen links immer grösser, immer mehr Dumpfbacken unter den Wählern sind auf die Propaganda reingefallen, haben rechts gewählt und das hat dann sogar die Linke dazu bewegt ihrerseits von links-unten Richtung Mitte zu rücken.
Wenn jetzt eine neue Wagenknecht-Partei kommt, werden wir erleben wie die Linke endgültig ins rechts-autoritäre Lager wechselt, die Propaganda von rechts NOCH grösser wird und die Wagenknecht-Partei am Rande der Bedeutungslosigkeit rumkrebst.