Parteiinteressen müssen nicht immer zwingend mit den Interessen des Staates übereinstimmen. Mich würde in diesem Zusammenhang mal interessieren, was es der SPD an faktischem Stimmenzuwachs gebracht hat, in Hamburg das Wahlalter von 18 auf 16 herunterzusetzen. Ich vermute mal, Olaf Scholz wäre auch ohne diese Wahlrechtsänderung Bürgermeister geblieben, und die Wahlbeteiligung wurde hierdurch auch nicht gesteigert.
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Von dieser Vermutung gehe ich ebenfalls aus.
Vom SPD-Ergebnis in Hamburg kann die CDU jedenfalls nur träumen. Die Partei von Angela Merkel erlebte an diesem Wahlsonntag ein Desaster und rutschte ins Bodenlose: Nur 15,9 Prozent der Stimmen bekamen die Christdemokraten, ein Allzeittief für die CDU. Sie muß sich nun endgültig von der Illusion verabschieden, noch eine echte Volkspartei zu sein. In der Berliner Parteizentrale bemühte man sich denn auch schleunigst, die Verantwortung allein der Landespolitik und damit dem Spitzenkandidaten Dietrich Wersich anzulasten. Der wirkte zwar sympathisch und nett; die Hamburger wünschten sich aber offenbar eine Führungspersönlichkeit. Doch woher nehmen im Dunstkreis einer autokratischen Alleinherrscherin?
Vom Wählerschwund dieses konturlosen Konglomerats profitierten sowohl die SPD als auch Liberale und die AfD. Sogar die Grünen konnten sich im sozialdemokratischen CDU-Gemischtwarenladen noch Stimmen der todkranken frommen Tante einheimsen. Die Linken hingegen bekamen ganz klassisch die Unzufriedenen von SPD und Grünen weitergereicht. Wenn sich überhaupt irgendein bundesweiter Trend in Hamburg fortschreiben läßt, dann die seit längerem diagnostizierte Großstadtschwäche der CDU. Das konservativ-bürgerliche Milieu, auf das sich die Partei in den deutschen Großstädten bisher stützte, existiert nicht mehr, weil man es selbstherrlich und ignorant vergrault hat.
Erstaunlich fand ich die Tatsache, daß bei den Nachwahl-Analysen ein Thema konsequent ausgeklammert wurde: Die immer größer werdende Zahl der Nichtwähler. Sie erreichte in Hamburg mit 43,1 Prozent einen neuen Spitzenwert. Wenn man die Nichtwähler ins Wahlgeschehen mit einbezieht- und das sollte man- dann wird erst deutlich, wie es real um die Merkel-Partei bestellt ist: Zur Hamburger Bürgerschaft zählten 1.299.411 Wahhlberechtigte. Von ihnen entschieden sich 117.559 für die CDU. Das ist ein Stimmenanteil von exakt 9,047 Prozent. Das heißt, daß sich mehr als 90 Prozent der Hamburger Wahlberechtigten der Merkel-Partei verweigert haben. Das ist eine Zahl, die sich Angela M. ans Revers heften müßte. Diesen negativen Sptzenwert hat sie sich nämlich persönlich sauer vedrdient.
Hamburgs wiedergekürter Sonnenkönig Olaf Scholz sieht da schon wesentlich besser aus.
Ein Mann, für den ich mich als ehemaliger passionierter CDU-Wähler schon erwärmen konnte. Er wirkt redlich, ehrlich und glaubwürdig. Ein sympatischer Norddeutscher.
Ein Typ, den man in der CDU vergeblich sucht.
Legt man bei den SPD-Zahlen den gleichen Maßstab an wie bei der CDU, kommt sie auf einen Stimmenanteil von 26,117 Prozent. Das heißt, daß sich auch hier fast Dreiviertel der Wahlberechtigten nicht für die SPD begeistern ließen. Steinmeier, Gabriel, Lauterbach , Nahles und Co. besitzen auf der Regierungsbank bei weitem nicht die Strahlkraft, um dem Spitzenkandidaten im Norden zusätzlichen Schub zu verpassen. Sonst wäre die absolute Mehrheit sicher wieder drin gewesen. Am Merkel-Desaster gemessen, eher ein Luxusproblem für die SPD. Dennoch macht das Wahlergebnis eine Aussage über den Stellenwert der >>Volksparteien<< bei den Bürgern.
GP