Also, ran an die Tasten und Musik, die Damen und Herren
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Beginnen wir doch mal mit der Diskussion der Innovationsleistung und ihrer Folgen in beiden Systemen
Legen wir für die Diskussion der Einfachheit halber die Definition der Innovationsleistung einer Volkswirtschaft nach Balcerowicz zu Grunde. Diese setzt sich bekanntermaßen aus der Innovationsrate (Zahl der Innovationen, gemessen an BIP oder Bevölkerung) und der Innovationseffizienz (Einfluss der Innovationen auf das aggregierte Konsumniveau im Verhältnis zu den Innovationskosten) zusammen.
Eine hohe Innovationsleistung entsteht dementsprechend aus einer hohen Innovationsrate und einer hohen Innovationseffizienz.
Nehmen wir grundsätzlich an, Innovation ist in einer Gesellschaft ein positiver Wert. Wünschenswert ist nämlich für eine Gesellschaft ein möglichst stetig wachsender Wohlstand, der bei endlichen Ressourcen auf Innovation begründet werden muss. Zudem wird erstmal keine Obergrenze angenommen, die als fester Wert erreicht werden kann und eine weitere Steigerung von Wohlstand nicht wünschenswert macht.
In einer Marktwirtschaft entsteht Innovation aus folgenden Quellen:
Forschung und Entwicklung privater Unternehmen (inklusive Start-Ups), Öffentliche Institute (Universitäten, usw.), Öffentlich private Partnerschaften, Auftragsforschung von Interessensverbänden, Industrieverbänden.
Treibende Kräfte für die Innovationsleistung sind:
Gewinnstreben, Konkurrenz am Markt, Vorschriften und Gesetze, öffentliches Interesse, Vorgaben der Auftraggeber und persönlicher Antrieb der Forschenden.
Bremsende Kräfte für die Innovationsleistung einer Marktwirtschaft:
Vorschriften und Gesetze, direktes Verbot von Forschung, ethische Grenzen (bitte wertungsneutral verstehen).
Eine freie Marktwirtschaft führt mittels des Wettbewerbs um Kunden auf dem Konsumentenmarkt automatisch zu einer hohen Bedeutung der Innovationsrate und -effizienz, da Marktteilnehmer entweder durch überlegene Technologie innerhalb eines Marktsegments oder durch finden/schaffen einer Nische Gewinn erzielen und sich gegen die Konkurrenz durchsetzen. Je besser dabei durch Kontrollfunktionen des Staates mit Hilfe einer Wettbewerbsaufsichtsbehörde der faire Wettbewerb gesichert wird, desto höher die Innovationsleistung. Eine hohe Innovationseffizienz kann zudem durch Vorschriften in Bezug auf den Verbrauch von Ressourcen begünstigt werden. Wobei eine hohe Effizienz bereits durch die Tendenz des Kunden gesichert wird, möglichst viel konsumieren zu wollen, was ein billiges und somit sparsames und billig produziertes Produkt bevorteilt. Weitere Steuerungselemente stehen dem Staat durch Förderungsmaßnahmen und eigene Forschung zur Verfügung.
Die Testung neuer Produkte (Innovationen) am Markt ermöglicht zudem durch eine stetig erweiterte und spezialisierte Produktpalette eine freie Entfaltung der Persönlichkeit: So zeigt der hoch differenzierte Lebensmittelmarkt in Deutschland durch sein Angebot von halal Lebensmitteln bis hin zur veganen Produktpalette die Anpassung an die Gestaltungswünsche der Konsumenten. Die hohe Innovationsrate der Marktwirtschaft schafft also Freiheit.
Gerade die hohe Innovationsrate ist nur durch die Marktwirtschaft zu erreichen. In Abwesenheit einer die Ressourcen (Kapital, Personal, Einrichtungen…) kontrollierenden staatlichen Instanz entsteht die Möglichkeit der spontanen Innovation durch Unternehmen und Privatpersonen. Eine hohe Bildungsstruktur fördert diesen gerne als Start-up Markt bezeichneten Teil der Wirtschaft. Revolutionäre Unternehmen wie Microsoft, Apple aber auch hidden Champions wie Koenig und Bauer oder die Bohrkopfproduzenten des Erzgebirges haben in dieser Umgebung ihren Ursprung. Zudem besteht der Vorteil, dass der Staat auf die Expertise der Privatwirtschaft zur Erreichung eigener Projekte zurückgreifen kann. So geschehen beispielsweise in der mikrotechnologischen Revolution der Militärtechnik. Das US-militär hat mit Hilfe der im Silicon Valley sitzenden Expertise eine erdrückende Überlegenheit gegenüber den Sowjets erreicht, die die starre Forschungslandschaft der Sowjetunion nicht ausgleichen konnte. Das Ruhen der für eine Gesellschaft notwendigen Innovationsleistung auf vielen, unabhängig arbeitenden Schultern und der gegenseitigen Wirkung von Staat und Industrie, ist in der Marktwirtschaft folglich ein hochgradig erfolgreiches Konzept.
Eine Planwirtschaft kann diesen Nachteil nicht ausgleichen. Die Beschränkung eines auf Vorgaben beruhenden Forschungs- und Innovationssystems kann mehrere Variablen nicht vorhersagen. Zum einen sind die Bedürfnisse einer sich weiter spezialisierenden Gesellschaft mit multiplen Lebensgestaltungen durch die Planungskommissionen nicht vorhersehbar. Lebensgestaltung ist daher nur innerhalb der Vorstellungsgrenzen der planenden Menschen möglich, da sowohl Innovationsfelder als auch Produktionsressourcen von oben herab festgelegt werden. Eine Fokussierung der Ressourcen einer Volkswirtschaft weg vom Konsummarkt hin zu anderen Feldern (Militär in Nordkorea) ist daher eine große Gefahr für den allgemeinen Wohlstand und die freie Entfaltung der Menschen in einem planwirtschaftlichen Land.
Des Weiteren wirken sich technologische Neuerungen auch nur dann positiv auf den Lebensstand der Bevölkerung aus, wenn die Planungsstäbe den Vorteil auch tatsächlich erkennen. Der Markt als Kontrollinstrument ist ja nicht vorhanden.
Zudem ist die Planwirtschaft durch die Geltungsdauer der Pläne unflexibel in der Reaktion auf Konsumentenverhalten. Komplexe Produkte (Computer, Handys) erfordern einen langen Vorlauf in der Herstellung und Rohstoffbeschaffung, weshalb sie nicht nur auf Bestellung produziert werden können, soll das Produkt vor der eigenen Überholtheit ausgeliefert werden. Daraus ergibt sich eine hohe Gefahr der ineffizienten Ressourcennutzung oder bei Auftragsspitzen der Mangelversorgung.
Die Marktwirtschaft ist also der Planwirtschaft in der der noch neutral bewerteten Innovationsleistung überlegen.
Nun zur ethischen Beurteilung der Innovationsleistung beider Systeme.
Der Umweltschutz ist in beiden Systemen etwa gleich effizient von staatlicher Seite her zu gestalten. Politischer Wille, Gesetzgebung und Durchschlagskraft der Kontrollinstrumente für den Umweltschutz bei neuen Produkten/Maschinen… sind ähnlich gut steuerbar. Die Marktwirtschaft hat aber zusätzlich den Vorteil, dass bewusste Konsumenten eine weitere Säule des Umweltschutzes sein können, indem sie ihr Verhalten anpassen und Firmen wieder zur Innovation zwingen, ein Instrument, dass in der Planwirtschaft nicht durchgreifen kann.
Veränderungen der Arbeitslandschaft kann man in der Marktwirtschaft ebenfalls sehr flexibel ausgleichen, was die gesellschaftlichen Folgen der Effizienzsteigerung von Arbeitsprozessen ausgleicht. Der Staat kann durch eine massive Ausbildungsförderung den Arbeitnehmer am Markt fit machen. Festgelegte Arbeitshöchstgrenzen, flexible Arbeitszeitgesetze und eine strenge Kontrolle der Gesetze (mit Strafen) sichern dabei gegen das Ausnutzen des einzelnen. Durch private Fortbildungsinstitute und Hochschulen kann neben dem Staat auch die Wirtschaft auf einen veränderten Bedarf am Arbeitsmarkt reagieren. Eine Gründungsfreundliche Umgebung kann zusätzlich Arbeitsplätze und Aufschwung schaffen. Mit der aus dem Markt heraus geborenen Tendenz zur Steigerung der Arbeitsproduktivität pro Zeitstunde, kann zudem bei Vollbeschäftigung der Wohlstand weiter gesteigert werden.
Eine Notwendigkeit zur Steigerung der Arbeitsproduktivität in einer Planwirtschaft ist nicht vorhanden, der einfachste Weg ist es die Produktivität auf mehr Mitarbeiter zu verteilen, die Arbeitszeiten zu verkürzen oder früher in Rente zu schicken. Der Gründungsmotor fehlt völlig. Während der Staat in der Marktwirtschaft nur eingrenzen und kontrollieren muss, muss der Impuls zur Steigerung der Arbeitsproduktivität aus Eigenmotivation in einer Planwirtschaft entstehen.
Die Marktwirtschaft ist also überlegen.