Die Bildung krankt an untauglichen Konzepten.
Im internationalen Vergleich erhalten deutsche Schüler mittlerweile miserable Noten. Beim weltweit größten Schülerleistungstest >> PISA << landen sie in allen Leistungskategorien-Lesen, Rechnen und Naturwissenschaft- auf einem hinteren Platz. Bildungspolitiker und Lehrerverbände fordern seitdem mehr Geld für die Bildung. Diese Forderung soll quasi das Alibi sein für ein verfehltes Bildungskonzept. Wie aber kommt es dann, daß Länder, die pro Schüler weit weniger aufwenden, bessere oder zumindest keine schlechteren Ergebnisse erzielen als Deutschland?
Mit bloßem Geldmangel ist nicht zu erklären, daß ein Viertel der Hauptschüler-häufig auf Grund mangelhafter Sprachkenntnisse-keinen Abschluß erlangt und sich nur ein Fünftel der Hauptschulabsolventen angemessen auf die berufliche Ausbildung vorbereitet fühlt. Dieses Gefühl scheint nicht zu trügen. Jedenfalls klagen Berufsschullehrer und Ausbilder unwidersprochen über krasse Wissensdefizite der Auszubildenden. Ein Großteil ihrer Zeit werde benötigt, um Lese- und Schreibfähigkeit zu verbessern und die Grundrechenarten zu üben.
Jugendlichen müsse vermittelt werden, was früher Kinder lernten. Das aber heißt, daß sich viele junge Menschen auf Schulen herumquälen, deren Abschluß sie nicht schaffen, obwohl das Niveau dieser Schulen bereits soweit abgesenkt worden ist, daß alle, die es können einen weiten Bogen um sie machen, und alle, die es nicht können, nicht ihren Fähigkeiten gemäß qualifieziert und häufig in ihrer Entwicklung behindert werden.
An den weiterführenden Schulen sind die Verhältnisse ähnlich. Derzeit erlangen knapp vierzig Prozent der 18-bis 21-Jährigen die Hoch- beziehungsweise Fachhochschulreife. Das ist das Achtfache von 1950 und das Dreifache von 1970-zweifellos ein bildungspolitischer Erfolg. Doch der hat einen bitteren Beigeschmack. Der enorm gestiegene Aufwand steht in keinem Verhältnis zu den zusätzlich vermittelten Qualifikationen. Abiturienten wissen weniger als vormals Realschüler, diese können nicht mehr, was früher Volksschüler konnten. Der Grund: Wieder quälen sich Millionen von Jugendlichen durch eine Schulform, die ihnen nicht gemäß ist, die das Niveau senkt, um möglichst vielen einen Abschluß zu ermöglichen. So bleiben Begabungen unentdeckt und nicht gefördert, die in jeder Gesellschaft knapp sind.
Hochschulen haben deshalb ähnliche Probleme wie Berufsschulen. Ein Teil der Studenten muß zunächst in Vorsemestern zur Hochschulreife gebracht werden. Ein beträchtlicher Teil schafft das aber nie. Fehlgeleitet durch allzu nachsichtige weiterführende Schulen haben sie einen Ausbildungsweg gewählt, der nicht der ihre ist. Nach einer Umfrage unter deutschen Hochschullehrern sind nur dreißig Prozent der Studenten studierfähig. Knapp ein Drittel der Studienanfänger erlangt keinen Abschluß. Bei den Verbleibenden fällt es dann schwer, einer beachtlichen Zahl nach vielen Semestern zu sagen, daß sie besser keine Hochschule von innen gesehen hätten.Also werden sie, wenn eben möglich, mit Hochschuldiplomen ausgestattet. Dabei wissen alle Eingeweihten, daß sie nicht können, was sie mit amtlichem Siegel vorgeben zu können.
Das alles fügt sich zu einem Bild. Eine Gesellschaft, die gern von Leistung spricht, tatsächlich aber zum Mittelmaß strebt, verleiht sich augenzwinkernd und schulterklopfend höchste Prädikate. Was einstmals als Wohltat für Schwächere gedacht war-abgesenkte Leistungsniveaus bei nachsichtiger Bewertung- ist zum Koordinatensystem für die Mehrheit geworden.
Gruß Pegasus.