Ich verstehe, dass Putins derzeitiges Vorgehen zu der Annahme führen kann, er sei wie Hitler drauf. Also hätte nichts mehr zu verlieren und wolle sowieso alles zerstören.
Soweit würd ich aber nicht gehen. Und dafür gibts mehrere Gründe.
Erstens: Hitler war Österreicher. Deutschland konnte ihm egal sein. Zudem hatte er die deutsche Wirtschaft auf Krieg getrimmt, und der grösste Teil seiner Politik war Kriegspolitik. Zudem war er schon vor Machtantritt selbstmordgefährdet.
Putin hingegen ist Russe, und sein Heimatland ist ihm nicht egal. Seine Politik mag bisweilen naiv anmuten, aber sie ist nicht per se zerstörerisch oder kriegerisch. Er hat auch nicht Hitlers Selbstmordkomplex. Er mag derzeit grössenwahnsinnig und irrational handeln, bleibt aber seiner grundsätzlichen Linie treu. Mit der atomaren Bedrohung herumspielen, klaro, kein Problem, aber tatsächlich ne Bombe zu werfen ist dann doch was anderes. Ob sein Militär da mitspielen würde, ist genauso fraglich. Man wird das nicht tun, wenns keinen strategischen Vorteil bringt.
Zweitens muss man sich vor Augen halten, dass Eskalationen auch das Gegenteil bewirken können: statt Angst zu schüren erwecken sie beim Gegner eher das Gefühl, unzerstörbar zu sein, und erhöhen das Gefühl der Verzweiflung beim Eskalierenden. Das ist auch der Grund, warum Amerika trotz Napalmbomben und Nervengas als Atommacht in Vietnam aufgeben musste.
Putin dürfte sich dieser Gefahr berwusst sein. Es dürfte ihm wichtiger sein, in dierser Sache irgendwie als Sieger hervorgehen zu können. Oder als jemand, der nicht an allem schuld ist. anders überlebt er auch politisch nicht, selbst bei noch so grossen Repressalien.