Für die Erziehung und Sozialisation sind immer noch die Eltern zuständig. Es ist ein Irrtum zu glauben, daß man die Pflicht seine Kinder zu erziehen auf den Staat sprich Schule abwälzen kann.
Es ist meines Erachtens aber nicht tragbar, die Kinder nicht erzogen und nicht richtig sozialisiert zu lassen, wenn die Eltern ihrer Pflicht nicht nachgehen. Gerade in einem System, das den Wettbewerb so betont ist es unerlässlich auch den Kindern ohne vernünftige Eltern eine Chance zu geben. Weiterhin sorgen schlecht erzogene und schlecht sozialisierte genauso wie schlecht Ausgebildete für eine Menge Schaden in unserem Staat sowohl sozial als auch volkswirtschaftlich.
Schlussendlich ist eine Demokratie meines Erachtens nur legitim, wenn das Volk überhaupt mündig genug ist wirklich den Souverän darzustellen. Als Politik-Lehramtstudent sehe ich sowohl in der jungen Bevölkerung in der Schule als auch in meinen Soziologie Veranstaltungen (sprich in der Theorie sowie der Arbeit mit Daten) bei den Erwachsenen erhebliche Defizite. Da die elterliche Erziehung diese Defizite in der Masse noch nie ausgeglichen hat (das ist jedoch schon wieder ein eigenes Thema), kann es ja nur die Aufgabe des Staates sein dies endlich einmal anzupacken.
Generell finde ich das Thema Inklusion sehr schwierig. Wie hier bereits erwähnt muss zwischen Inklusion von Behinderten und Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystem differentiert werden. Dann auch noch mal zwischen körperlichen und geistigen Behinderungen usw.
Innerhalb der Industrie-Staaten gibt es kein Schulsystem, welches so stark nach sozialen Faktoren und nicht nach Begabung aussortiert wie unseres, das allein spricht schon dafür, dass das jetzige System eigentlich nicht mehr haltbar ist. Zusätzlich sind selbst die Gymnasien an sich im internationalen Vergleich nicht besonders gut. Alle Schüler einfach so in eine Schulform zu stopfen kann jedoch nicht die Lösung sein. Das führt am Ende dazu, dass alle die es sich leisten können auf Privatschulen gehen und die öffentlichen Schulen wie in der USA als Restschulen verkommen, dann haben wir noch mehr Chancenungleichheit.
Wenn man eine Schulform haben will, die niemanden ausschließt und trotzdem Bildungsqualität erhält und fördert muss man auch Geld in die Hand nehmen. Für Kinder mit geistigen Behinderungen brauch es zusätzlich zu den Lehrern nochmal extra Pädagogen. Extremfälle gehören nicht in eine Schulklasse, das ist bei vielen einfach nicht haltbar ohne die anderen Schüler zu beeinträchtigen. Diese aber auf der selben Schule in einzelnen Klassen zu unterrichten fördert schon die Akzeptanz.
Ansonsten müssen mehr und bessere Lehrer her. Aufgrund der vergleichsweise mäßgien Verdienstmöglichkeiten, sowie den kaum vorhandenen Aufstiegsmöglichkeiten (+ der Abschaffung der Verbeamtung, dem letzten Leckerbissen, den der Beruf bietet) ist der Beruf für viele Akademiker nicht sehr attraktiv. Daher gibt es zwei Arten von Lehramtstudenten, die Idealisten die es trotzdem machen wollen und die die es machen, weil sie nicht wissen was sie sonst machen wollen (sprich besonders ungeeignet). Die guten Akademiker werden selten Lehrer.
Hinzu kommt, dass man bei kleineren Klassen einen viel besseren Unterricht machen kann, dann kann man die Schüler mit verschiedener Begabung auch verschieden fördern. Als ehemaliger Gesamtschüler bevorzuge ich auch das Kurssystem, damit können Schüler sehr wohl in Kurse nach Begabung aufgeteilt werden, da aber alles an einer Schule stattfindet, können die Schüler nach einzelnen Fächern verschiedene Niveaus belegen und bei Leistungssteigerung ist eine stärkere Durchlassung möglich (aber das ist wiederum Meinungssache).
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die "Reformgegner" jede Reform in Richtung Ausgleichung der sozialen Ungleichheit als realitätsfernes Gutmenschentum abtun ohne jedoch zu beachten welche Defizite dieses System schon immer mit sich schleppt. Dass Inklusion nicht gleich Inklusion ist und es dort eine Menge verschiedene Modelle und Ideen gibt wird schlichtweg ignoriert.
Gleichzeitig habe ich besonders in Baden-Württemberg unter der Grün-Roten-Regierung das Gefühl, dass hier auf Teufel komm raus alles zusammengewürfelt wird, ohne jedoch auf die Realitäten zu Achten und ohne eine vernünftige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Stellen streichen und Inklusion beweist alleine schon, dass hier nicht wirklich nachgedacht wird.
Bildungsreformen kotzen mich nur noch an. Alle Parteien betonen die Wichtigkeit der Bildung. Die Bildungsnation wird ausgerufen, doch gemacht wird nichts, weil das Geld für tiefgehende Reformen nicht ausgegeben werden will.