Ich sehe umgekehrt den mißlungenen Versuch der Katalanen, sich ohne Zustimmung der Regierung in Madrid in die Selbständigkeit zu wählen, als "Vorlage" für das abzusehende Scheitern der Schotten, einseitig ihre Unabhängigkeit zu erklären.
Ob berechtigt oder nicht, müssen wir nicht bewerten. Das müssen Spanier und Katalanen miteinander besprechen.
Tatsache ist, Schottland wäre eine Blaupause für Lombardei, Katalonien etc. .
Und wie die Schotten abstimmen, ist letztendlich ihre Angelegenheit. Was soll England den machen, außer gesetzlich ein neues Verhältnis zu Schottland auszuhandeln?
Mal abgesehen davon, daß die Unabhängigkeit ja nicht mit einem einfachen Schritt vollzogen werden könnte, da umfangreiche Verhandlungen und Arbeiten nötig wären, um die vielfältigen Verflechtungen zwischen Schottland und Rest-GB zu lösen. Z.B. bei nationalen Einrichtungen wie Arbeitslosen-, Pflege-, Rentenversicherungen etc., und dem National Health Service.
Eigentlich sollte man meinen, dass wer Referenden abhält eine Blaupause für Gesetzesvorlagen in der Schublade hat. Seit dem Brexit der die Konservativen unvorbereitet getroffen hat, zweifele ich aber durchaus an dieser Frage.
Man stelle sich mal vor, Bayern würde sich von D lösen wollen. Eines von vielen Problemen dabei wäre z.B. die Bundesanstalt für Arbeit, die ihren Sitz in Nürnberg, also in Bayern hat. Ggf. müßte aufgedröselt werden, wer wann in welchem Landesteil wieviel Beitrag bezahlt hat.
Rest-Deutschland müßte eine neue BfA aufbauen; wer sorgt für die Übergabe der Unterlagen und Daten, wer bezahlt die, wer übernimmt welche Mitarbeiter? usw. So eine Trennungs-Aktion kann man nicht einseitig beschließen und durchziehen, wenn die Gegenseite sich sperrt.
Ein sehr hypothetisches Beispiel. Lass uns doch bei Schotten und Engländern bleiben. Hypothetisch.
Was ist zu deinen technischen Einwänden zu sagen? Zuerst einmal, eine Reihe Detailfragen, von denen sich viele im Zeitalter moderner Computer so wie du es beschreibst praktisch gar nicht stellen. Datensätze sind technisch in einer Nacht von einer Datenbank in eine andere migriert.
Bleibt die Frage des Aufbaus einer neuen Infrastruktur: Ich würde annehmen, die Schotten würden übergangsweise die bestehende Infrastruktur übernehmen und auf eine eigene EDV umstellen. Ich vermute, dass zügig eine eigene Gesetzgebung folgen würde.
Was die Schotten und die Engländer letztlich entscheiden, haben wir nicht zu bewerten. Das muss Großbritannien für sich selbst wissen. Von daher verstehe ich deine Aufgeregtheit nicht.
Für uns ist es doch entscheidender zu diskutieren, was für die EU folgt.
- Sollte sich die EU reformieren?
- Wie soll die EU ihr neues Verhältnis zu Großbritannien gestalten?
- Wie soll die EU auf eine zunächst hypothetische Unabhängigkeit der Schotten reagieren?
- Wie sieht eine EU nach Juncker aus?
Diese Fragen ergeben sich nach dem Brexit für Kontinental-Europa.
Muß ich jetzt noch das hohe schottische Haushaltsdefizit erwähnen, das eine Aufnahme in die EU verhindern würde?
Nach Griechenland und Italien macht das auch nichts mehr. Außerdem die Frage: Was wen Schottland nie aus der EU austritt?